Herr Wenzel, der Frühling gilt allgemein als besonders gute Flirtzeit. Woran liegt das?
Horst Wenzel: An der Sonne. Sie lässt unsere Hormone tanzen. Im Frühling buchen auch die meisten Kunden einen Flirtkurs. Ich finde aber, dass grundsätzlich jede Jahreszeit gut zum Flirten ist.
Komplimente sind sozusagen die Munition auf der Liebesjagd. Was macht ein gutes Kompliment aus?
Wenzel: Es muss authentisch und ehrlich gemeint sein. Denn ein ehrliches Kompliment fußt auf etwas, was einem positiv aufgefallen ist. Meist deckt sich dies dann auch mit der Selbstwahrnehmung des Gegenübers und wird von diesem angenommen.
Wann ist ein Kompliment authentisch?
Wenzel: Authentisch ist ein Kompliment häufig dann, wenn es spontan kommt. Steht man etwa schon fünf Minuten neben einer Person beim Bäcker und macht ihr dann ein Kompliment, ist das unauthentisch. Ein Kompliment zu machen ist übrigens eine der wenigen Situationen, in denen es charmant ist, jemanden zu unterbrechen. Wenn einem nämlich etwas Tolles auffällt und man dies spontan ausspricht.
Ehrlichkeit und Authentizität. Was ist noch wichtig?
Wenzel: Ein Kompliment ist ein Geschenk. An Weihnachten überreichen wir Geschenke und bewerfen uns nicht damit. Dementsprechend sollte man beispielsweise einer Frau auf einer Straße auch kein Kompliment hinterherrufen. Man sollte anderen auch nicht schmeicheln, um ein Kompliment zurückzubekommen. Geben wir anderen Menschen Wert in Form von Anerkennung entsteht eine sogenannte Reziprozität. Der andere fühlt sich verpflichtet, etwas zurückzugeben. Sie kennen das im Handel in Form von Gratisproben. Es lässt sich aber auch auf Facebook beobachten. Der Erfolg dieser Plattform ist durch den Wunsch nach Anerkennung und Selbstdarstellung seiner Nutzer getrieben. Die Währung dort ist, wie häufig etwas von anderen mit „gefällt mir“ gekennzeichnet wird. Eine Taktik, selbst viele „Likes“ zu erhalten ist, die Beiträge von vielen Freunden zu „liken“.
Spricht etwas gegen Komplimente, die das Aussehen betreffen?
Wenzel: Nein. Die meisten Menschen sind eben hauptsächlich optisch orientiert und machen deshalb meist Komplimente zum Erscheinungsbild. Es ist aber gut, Komplimente zu allen Sinnes-Ebenen zu formulieren. Man kann einer Frau beispielsweise sagen, dass sie gut riecht. An der Bar, geflüstert ins Ohr, kommt solch ein gut platziertes Kompliment unheimlich gut an.
Häufig ist zu lesen, dass man Personen, die man als abgehoben einschätzt, auf einen Makel ansprechen soll, um sie von ihrem hohen Ross zu holen.
Wenzel: Das ist eine Flirt-Technik aus den USA, von der ich nichts halte. Andere runterzumachen ist kein Merkmal starker Persönlichkeiten. Ich sage immer: Verhalte dich wie George Clooney. Der würde das sicher auch nicht tun. Flirts laufen oft ab, als wären es Bewerbungsgespräche. Bewerten sie ihr Gegenüber etwa durch ein Kompliment, sitzen sie in Amors Chef-Sessel.
Welche Komplimente einem langjährigen Partner machen?
Zu welcher Art von Komplimenten raten sie Menschen, die bereits einen Partner haben?
Wenzel: Partner freuen sich auch nach längerer Zeit, dass man sie für ihr Äußeres lobt. Wichtig ist aber, Komplimente nicht inflationär zu gebrauchen. Wenn man jemanden gut kennt, bieten sich natürlich auch Komplimente zum Charakter an. Diese sind auch hochwertiger wie solche zum Aussehen. Denn Frauen wissen, dass ihre Schönheit vergänglich ist.
Was sollte man beim Komplimente machen vermeiden?
Wenzel: Sich anbiedern. Viele Männer loben etwa die Handtasche einer Frau, weil sie wissen, dass das gut ankommt. Ehrlich ist das aber nicht. Denn – Hand aufs Herz – den meisten Typen ist doch komplett egal, was die Frau mit sich herumträgt.
Was sind die besten Komplimente?
Wenzel: Sowohl Männer als auch Frauen mögen Komplimente, die ihre geschlechterspezifischen Attribute ansprechen. Bei Männern also beispielsweise der volle Bart oder die breiten Schultern, bei Frauen das schöne Haar, die weiche Haut oder auch der knackige Po. Auf die Mischung kommt es an. Komplimente zum Äußeren, zum Charakter oder als Wertschätzung der gemeinsam verbrachten Zeit helfen jedem Verhältnis. Ein Mann etwa freut sich darüber, wenn man ihm sagt, dass er charmant oder ein spannender Typ ist. Frauen freuen sich beispielsweise, wenn man ihre sympathische Ausstrahlung hervorhebt, ihre herzliche Art erwähnt oder lobt, dass es einem mit ihr nie langweilig wird.