Das waren Zeiten! Als im nachmittäglichen TV-Programm noch keine Brennpunktfamilien präsentiert wurden. Oder Leute, die Schrottreifes für Unsummen verhökern wollen. Nein, in den 90ern wurde nachmittags geredet, was das Zeug hielt. Gut, die Gäste mögen bisweilen fragwürdig gewesen sein. Und die Themen peinlich. Von „Bäh, du stinkst! Wasch dich endlich!“ bis hin zu „Wir gehen gerne fremd“. Nur: Was ist aus den Talkmastern von damals geworden? Eine Auswahl.
Arabella Kiesbauer Der schrillen ProSieben-Talk-Queen war kein Thema zu schade – nicht einmal die sprießenden Achselhaare. 3000 Folgen kamen zwischen 1994 und 2004 zusammen. Später präsentierte sie einige Male im ORF den Wiener Opernball, seit fünf Jahren moderiert zudem „Bauer sucht Frau“ in Österreich. Dort bekommt die 50-Jährige jetzt wieder eine eigene Talkshow, wöchentlich auf dem SenderPuls 24. Erstes Thema: „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Klingt irgendwie nach den 90ern.
Hans Meiser Er war der erste aller deutschen Nachmittagstalker. 1992 startete Hans Meiser seine tägliche Gesprächsrunde bei RTL, 2001 war Schluss. Später lockte der Nachrichtenjournalist mit „Notruf“ noch Millionen vor den Fernseher. Der 73-Jährige tritt noch immer vor die Kamera, zuletzt für „Watergate.TV“, ein Portal für Verschwörungstheoretiker. Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten.
Bärbel SchäferSie war neben der 2009 gestorbenen Ilona Christen die dritte RTL-Talkerin: Bärbel Schäfers Show lief ab 1995, sieben Jahre lang ging es um Beziehungsprobleme und zwischenmenschliche Konflikte. Später machte sie vor allem als Ehefrau des Politikers Michel Friedmann von sich reden, schrieb Romane und Sachbücher. Inzwischen ist die 55-Jährige beim Radiosender HR3 zu hören. Und es gibt Gerüchte, dass sie eine neue Talk-Sendung aufSat.1bekommt.
Vera Int-Veen Aus der einstigen Quasselstrippe am Mittag, die knapp zehn Jahre bei Sat.1 talkte, wurde die Kupplerin, heute 52. Seit 2007 kennt man sie als das Gesicht der RTL-Erfolgsformats „Schwiegertochter gesucht“. Dazwischen folgten Bücher und TV-Shows wie „Glück-Wunsch – Vera macht Träume wahr“.
Andreas TürckEr war zwischen 1998 bis 2002 der Schönling unter den Moderatoren und definitiv der, der nach dem Ende der Talkshow-Ära am tiefsten gefallen ist. 2004 kamen dann Vergewaltigungsvorwürfe auf, Türck landete vor Gericht und in den Negativschlagzeilen. ProSiebentrennte sich von ihm. Als das Gericht ihn ein Jahr später freisprach, war seine Karriere bereits am Boden. Trotzdem schaffte er 2012 die Rückkehr ins Fernsehen. Vier Jahre lang moderierte er bei Kabel 1 „Abenteuer Leben“, heute kümmert sich der 51-Jährige nur noch um seine die Influencer-Marketing-Agentur BuzzBird.
Ricky HarrisEr war schrill und durchgeknallt, schwer zu verstehen und trotzdem eine Trash-Talk-Legende – obwohl er ab 1999 nur ein Jahr auf Sendung war. Danach ging es kunterbunt weiter. Harris verdingte sich bei Shoppingsendern, zog nach Buchloe, arbeitete fünf Jahre als Rettungsschwimmer in der Therme Bad Wörishofen und ging 2016 ins „Dschungelcamp“.
Oliver GeissenImmer mehr Talkshows verschwanden, Geissen blieb. 2009 wurde auch seine Sendung nach zehn Jahren eingestellt. Trotzdem ist der 50-Jährige bei RTL nach wie vor nicht wegzudenken, ob in der „Chart Show“ oder irgendeinem anderen ultimativen Die-Besten-100-Irgendwas-Countdown. Ähnlich erfolgreich: Jörg Pilawa, Johannes B. Kerner oder Sonja Zietlow.
Britt HagedornSie war die, die am längsten durchhielt. Zwölf Jahre lief ihre Mittagssendung, es ging um Vaterschaftstests, Familienfehden und kuriose Vorlieben im Bett. Bis 2013. Danach wechselte Britt Hagedorn, heute 47, zum Shopping-Sender, entwarf eigene Mode und nahm sich Zeit für die Familie.