Lena Odenthal ist krank im Tatort am Sonntag. Nach einem kurzen Blackout muss die Ludwigshafener Kommissarin vom Notarzt behandelt werden. Er rät ihr dringend zu einer Pause. Trotzdem macht die alleinstehende Polizistin weiter wie bisher. Sie hält sich für unersetzbar - nicht zuletzt, weil ihr Assistent Kopper im Urlaub ist.
Odenthal arbeitet bei der Aufklärung ihres 60. Falls mit einer jungen Kollegin zusammen, die ebenfalls sehr ehrgeizig ist. Mit diesem Rahmen setzt der Tatort "Blackout" einen neuen Akzent.
Seit 25 Jahren steht die Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal in "Tatort"-Diensten. Sie ist heute nicht nur die dienstälteste in der Riege der TV-Ermittler. Ulrike Folkerts etablierte mit der toughen, oft etwas burschikos wirkenden Polizistin erstmals eine Frau in dieser Männerdomäne. Seit 1996 steht Andreas Hoppe als Mario Kopper an ihrer Seite, zum eingespielten Team gehören Annalena Schmidt als gute Seele Edith Keller und Peter Espeloer als Peter Becker. Ihren Einstand gibt Lisa Bitter als selbstbewusste Fallanalytikerin Johanna Stern.
Mörder halten sich selten an feste Arbeitszeiten, und so wird Lena Odenthal wieder aus dem Schlaf an den Tatort geklingelt. Der Architekt Justus Wagner wurde in seiner Musterwohnung brutal misshandelt und ermordet. In seinem Blut lassen sich K.O.-Tropfen nachweisen. Wenig später spürt Odenthal seine Begleitung auf. Die junge Frau wurde ebenfalls betäubt und kann sich an die verhängnisvolle Nacht nicht erinnern.
Am Tatort bricht Odenthal zusammen, doch wenig später ist sie wieder auf den Beinen. Die engagierte Kommissarin schlägt die körperlichen Warnsignale in den Wind, weil sie emotional und intellektuell nicht loslassen kann. Und zu Hause wartet nur die Katze. Das Wochenende schlägt sich Odenthal mit Ermittlungen um die Ohren. Die Aussagen von Wagners Familie, Kollegen und Freunden sind widersprüchlich, ein Motiv für den Mord lässt sich nicht ausmachen. Odenthal fühlt sich ausgelaugt, angeschlagen und verletzbar, ihr fehlt Kopper. Zu der neuen Kollegin Johanna Stern hat sie kein Vertrauen. Diese überzeugt jedoch mit Fleiß, Akribie bei der Sammlung von Fakten und analytischem Denken. Gemeinsam kommen sie dem Täter auf die Spur.
Der Tatort bleibt trotzdem leider halbherzig
Dieser "Tatort" spielt mit dem gesellschaftlichen Phänomen des Burn-out und der Vereinsamung von Menschen, für die der Beruf der alleinige Lebensinhalt ist. Dabei bleibt er leider halbherzig. Der Burn-out von Odenthal durch ständige Einsatzbereitschaft, unregelmäßige Arbeitszeiten und Stress wird eingeführt, die Symptome verschwinden aber wieder. Eine Auszeit gönnt sie sich nicht. Es bleibt abzuwarten, ob die kommenden Folgen mit Odenthal wieder ihren psychischen Erschöpfungszustand thematisieren.
Die Erfolgsstory "Tatort"
Der Tatort ist die älteste Krimireihe im deutschen Fernsehen. Zahlen und Fakten:
Der erste Tatort "Taxi nach Leipzig" vom NDR wurde am 29. November 1970 ausgestrahlt.
Am 28. November 2010 feierte der "Tatort" mit der Ausstrahlung der 781. Folge sein 40-jähriges Jubiläum.
Während der "Tatort" zu Beginn nur einmal monatlich auf Sendung ging, ermitteln die Kommissare heute oft vier Mal im Monat.
In 44 Jahren Tatort wirkten bisher über 100 Ermittler im Einsatz, viele davon als Team.
Die meisten Fälle haben die Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miro Nemec und Udo Wachtveitl) aufgeklärt: in 69 Einsätzen ermittelte das Team vom BR aus München bisher.
Seit dem Start der Reihe im Jahr 1970 wird der "Tatort" durch denselben Vorspann eingeleitet, der bis auf geringfügige Modernisierungen seither unverändert geblieben ist.
Die Musik zum"Tatort"-Vorspann stammt von Klaus Doldinger. Augen und Beine im Vorspann gehören dem ehemaligen Schauspieler Horst Lettenmayer.
Nach wie vor ist der "Tatort" die meistgesehene Krimireihe im deutschen Fernsehen.
Am 16. Februar 2014 wurde der 900. "Tatort" ausgestrahlt.
Verschenkt wird auch eine Auseinandersetzung mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei jungen Frauen. Stern wird als Mutter von Zwillingen eingeführt. Andererseits will sie in ihrem Beruf Fuß fassen und Karriere machen, weshalb sie Odenthal nacheifert und ständig einsatzbereit ist. Wie die Familie dies meistert, bleibt völlig offen. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Folgen in dieser Richtung Akzente setzen.
"Blackout" beweist, dass nach 25 Jahren am "Tatort" noch lange nicht Schluss sein muss, wenn die Persönlichkeit der Ermittler behutsam weiterentwickelt wird und ihr Leben hohe Wiedererkennungswerte hat. Nach 25 Jahren müsste Odenthal ein bisschen kürzertreten, trotzdem bleibt sie aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Wissens und ihrer kriminalistischen Spürnase für den Ludwigshafener "Tatort" weiter unverzichtbar. Die Mischung macht es.
Der neue Tatort wird am Sonntag, 26. Oktober, um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. AZ, epd