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Fernsehen: Ohne "Warm-Upper" ist bei Shows nur halb so viel los

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Ohne "Warm-Upper" ist bei Shows nur halb so viel los

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    An diesem Nachmittag hat Oberfuchshuber leichtes Spiel: Vor Beginn der Casting-Show „The Voice of Germany“ erzählt er einen Witz – und das junge Publikum lacht.
    An diesem Nachmittag hat Oberfuchshuber leichtes Spiel: Vor Beginn der Casting-Show „The Voice of Germany“ erzählt er einen Witz – und das junge Publikum lacht. Foto: Sat.1/ProSieben, R. Huebner

    „Junge“, hat seine Mutter gesagt, „was willst du denn beim Fernsehen?“ Witze reißen, Leute bespaßen, damit die Zuschauer klatschen, wenn der Moderator ins Studio kommt? Das habe doch keine Zukunft.

    Christian Oberfuchshuber, 35, hat den Rat seiner Mutter in den Wind geschlagen. Das ist zwanzig Jahre her. Jetzt steht er in Studio H in Berlin-Adlershof, am Set der Sat.1-Castingshow „The Voice of Germany“. In der werden Gesangstalente gesucht – heute Abend wieder, zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Er trägt einen Polyester-Zweiteiler im Leoparden-Look. Das Outfit passt zu seinem Job: Oberfuchshuber ist „Warm-Upper“. Einer von nur rund einem Dutzend Männern, die hierzulande die Zuschauer im TV-Studio so lockermachen sollen, dass sie bester Laune sind – und später an den richtigen Stellen klatschen. „Einheizer“ könnte man auch sagen. Oberfuchshuber formuliert es blumiger: „Ich verzaubere die Leute, und die machen dann, was ich will.“

    Ohne Warm-Upper ist in der Sendung nur die Hälfte los

    An diesem Nachmittag hat er leichtes Spiel. Die Stimmung im Studio ist euphorisch. Teenager umringen die Bühne. Es ist ein Rahmen nach Oberfuchshubers Geschmack. Er sagt, er sei auch privat der Typ, der immer bis zum Schluss auf einer Party bleibe und Stimmung mache. Seine Freunde nerve das manchmal schon. Im Studio H muss er sich an diesem Nachmittag nicht erst vorsichtig ans Publikum herantasten, um herauszufinden, wie weit er mit seinen Gags gehen kann. Denn das ist die Herausforderung. Oberfuchshuber deckt das ganze Spektrum der TV-Unterhaltung ab – von „Verstehen Sie Spaß?“ über „Willkommen bei Carmen Nebel“ bis hin zu „Germany’s next Topmodel“. Jede Show habe ihr eigenes Tempo. Und, nur zum Beispiel, Gags unter der Gürtellinie hätten in der Volksmusik nichts verloren.

    Hier, bei „The Voice“, darf er sie raushauen. Klassiker wie den Pipi-Witz. „Muss jetzt noch jemand auf Toilette? Es ist zu spät. Wenn Sie in der Show müssen, lassen Sie es einfach laufen.“ Das Publikum lacht. Und Oberfuchshuber hält, was seine Anzüge versprechen: Er ist laut und schrill. Er erinnert an einen Losbudenverkäufer auf dem Rummelplatz. Dabei wird man ihn selber später nicht im Bild sehen. Was er produziert, ist heiße Luft; er ist eine Windmaschine.

    Und was für eine. Seine Stimme klingt wie die von Kermit, dem Frosch. Sie überschlägt sich, als er die Gäste begrüßt: „Hallllooo, herzlich willkommen zu ,The Voice‘.“ Dann kommt ein Witz, danach eine Aufforderung zum Ausflippen: „Wenn die beiden Moderatoren reinkommen, müsst ihr ausrasten, kreischen.“ Anschließend erklärt er die Spielregeln. Später überlässt er die Bühne Lena Gercke, einer der Moderatoren. Sie ist mindestens einen Kopf größer als er, schlank, schön. Ohrenbetäubender Applaus bricht los. Über Christian Oberfuchshubers Gesicht huscht ein zufriedenes Lächeln. Er steht im Halbdunkel, etwas abseits, und man fragt sich, ob das auf Dauer nicht unbefriedigend sein muss – sich im Studio zum Affen zu machen, selbst aber nie im Bild zu erscheinen.

    Keine Frage ist: Der Mann aus der zweiten Reihe hat an diesem Nachmittag seine Mission erfüllt. In der Branche schätzt man ihn für seine Qualitäten. „Ohne ihn als Warm-Upper ist in der Sendung nur die Hälfte los“, sagt etwa Dieter Nuhr, dem er regelmäßig den Teppich für dessen Kabarett-Sendung „Nuhr im Ersten“ ausrollt. „Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er bricht einfach das Eis. Die Titanic ist gesunken, Christian hätte den Eisberg einfach in zwei Hälften geteilt, und die Feier auf dem Dampfer wäre perfekt gewesen.“

    Oberfuchshuber sagt, er habe von diesem Job schon geträumt, als er 15 Jahre alt gewesen sei und zu Gast in „Gottschalk Late Night“, einer Talkshow, die Thomas

    Seine Eltern haben sich mit seinem Job arrangiert. Oberfuchshuber machte eine Lehre zum Hotelkaufmann, bevor er bei den Sendern so lange Klinken putzte, bis er beim ZDF für einen kurzfristig erkrankten Kollegen einspringen durfte. Heute, sagt er, sitze seine 74-jährige Mutter mit stolzgeschwellter Brust im Publikum von „Verstehen Sie Spaß?“, wenn er es für Guido Cantz in Stimmung bringt. Warm-Upper, das ist kein Ausbildungsberuf. Gute Laune auf Knopfdruck zu verbreiten, kann man nicht lernen. Auch zu verhindern, dass nach einer Bombendrohung während einer laufenden TV-Sendung eine Massenpanik ausbricht, ist kein Unterrichtsstoff. Es wird einfach vorausgesetzt.

    Beim Finale von GNTM war er ganz schön nervös

    Oberfuchshuber sagt, er sei nur äußerlich ruhig gewesen, als er die Besucher des Finales von „Germany’s next Topmodel“ im Mai bitten musste, die SAP-Arena zu verlassen. Weil es technische Probleme gegeben habe. Dabei war die Nachricht von der Bombendrohung über Twitter längst bis in die

    Marco Laufenberg aus Köln etwa steht als Musical-Sänger auf der Bühne, wenn er nicht für die Komiker Mario Barth oder Atze Schröder als Warm-Upper arbeitet. Mike Petschel aus Berlin, genannt „Warm-up-Mike“, coacht Radiomoderatoren für neue Formate, wenn er nicht bei TV-Events wie „The Dome“ auf RTL2 als Einheizer tätig ist. Ihre Vorbilder finden sie alle in den USA. Oberfuchshuber sagt, er reise zweimal im Jahr in die

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