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Fernsehen: 40 Jahre "auslandsjournal" - Theo Koll über das Jubliäum

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40 Jahre "auslandsjournal" - Theo Koll über das Jubliäum

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    Ginge problemlos als Topverkäufer bei einem britischen Herrenausstatter der Spitzenklasse durch: Theo Koll, gestrenger Fernsehjournalist mit Blick für das Wesentliche.
    Ginge problemlos als Topverkäufer bei einem britischen Herrenausstatter der Spitzenklasse durch: Theo Koll, gestrenger Fernsehjournalist mit Blick für das Wesentliche. Foto: Kerstin Bänsch (dpa)

    Kürzlich wurde das „auslandsjournal“ mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt, jetzt feiert der ZDF-Klassiker ein stolzes Jubiläum: Vor 40 Jahren flimmerte die wöchentliche Sendung mit Reportagen von Korrespondenten aus aller Welt zum ersten Mal über den Bildschirm. Das ZDF feiert den Geburtstag des im Oktober 1973 gestarteten Formats am 30. Oktober um 22.15 Uhr mit einer Jubiläumsausgabe, in der Moderator Theo Koll auf die Höhepunkte aus vier Jahrzehnten „auslandsjournal“ zurückblickt.

    Herr Koll, vor 40 Jahren flimmerte das „auslandsjournal“ zum ersten Mal über den Bildschirm. Waren Sie von Anfang an ein Fan?

    Koll: Ich war ein Fan der ersten Stunde, das „auslandsjournal“ und auch der „Weltspiegel“ im Ersten haben mich sehr geprägt. Ich habe im Ausland studiert und wurde dann später selber Auslandskorrespondent – ich will mich nicht als Hobbypsychologe betätigen, aber vielleicht haben diese Sendungen dem jungen Rheinländer damals den Blick für die Welt geweitet.

    Seit 1973 hat sich die Welt erheblich gewandelt. Haben sich damit auch die Anforderungen an die Sendung geändert?

    Koll: Ja, sehr sogar. Sendungen wie das „auslandsjournal“ müssen heute viel stärker Hintergründe liefern. Früher bot das Format einen exklusiven Blick in fremde Länder, heute sind wir alle selber viel unterwegs und lernen die Welt kennen. Das Staunen des ersten Moments gibt es deshalb nicht mehr so stark wie früher. Aber jeder weiß, dass alles, was in der Welt passiert, eine Auswirkung auf uns haben kann, und diese Entwicklungen müssen wir einordnen.

    Macht das Internetzeitalter, die Dauerversorgung mit Nachrichten, die Sendung nicht auch ein Stück weit überflüssig?

    Koll: Ich glaube, man braucht ein solches Format mehr denn je. Wir alle haben keinen Mangel an Informationen, die kommen aus aller Welt ungefragt millionenfach zu uns. Das Einordnen dieses Tsunamis an Nachrichten ist unsere Aufgabe. Die Auslandsberichterstattung wird deshalb immer wichtiger.

    Sind auch die Ansprüche an die Korrespondenten gestiegen?

    Koll: Die Anforderungen an Korrespondenten haben sich dramatisch verändert. Früher hat man einen Bericht aus Vietnam noch per Flugzeug als Filmrolle geschickt, die erst noch entwickelt wurde, bevor der Beitrag sendefähig war. Heute erwarten wir Unmittelbarkeit, die Kollegen müssen sehr schnell, vielseitig und multimedial arbeiten und rund um die Uhr erreichbar sein.

    Für die Rubrik „Außendienst“ müssen die Journalisten sogar skurrile Experimente machen, zum Beispiel Insekten essen. Würden Sie selber auch so weit gehen?

    Koll: Das hängt davon ab. In der Sondersendung über Brasilien, für die wir gerade den Deutschen Fernsehpreis erhalten haben, habe ich mich in ein Trike gesetzt – das sieht aus wie ein Motorrad mit Flügeln und einem Propeller. Darin habe ich mich mit 80 Stundenkilometern über Rio fliegen lassen, das war nicht ganz ohne. Die anderen Beiträge klingen vielleicht skurril, aber sie haben natürlich alle ihre jeweilige Relevanz. Bei den Insekten ging es um einen Bericht der UN, wonach wir alle zu viel Fleisch essen und eigentlich die ganze Welternährung umstellen müssten. Insekten zu essen wäre demnach genauso nahrhaft und viel umweltfreundlicher.

    Aber sicherlich geht es bei solchen Aktionen auch darum, jüngere Zuschauer ins Boot zu holen ...

    Koll: Der ZDF-Zuschauer ist im Schnitt gut 60 Jahre alt. Wir haben im „auslandsjournal“, nicht zuletzt dank der Rubrik „Außendienst“, eine relativ gute Jugendquote.

    Dann sind Sie gar nicht so unzufrieden mit dem Sendeplatz am Mittwoch, obwohl das „auslandsjournal“ da wegen der Fußballspiele bisweilen auf eine spätere Uhrzeit verschoben wird?

    Koll: Ich bin sogar sehr zufrieden mit dem Sendeplatz am Mittwoch. Wir haben sehr gute Einschaltquoten, im Schnitt waren es zuletzt fast elf Prozent – das ist für ein solches Journal hervorragend. Wir laufen normalerweise in der sogenannten zweiten Primetime direkt nach dem „heute-journal“, ich halte das für eine sehr gute Zeit. Und wenn vorher die Champions League läuft, dann erreichen wir an diesen Tagen immer wieder Zuschauer, die normalerweise vielleicht nicht auf die Idee kämen, das „auslandsjournal“ anzuschauen.

    Mal abgesehen von Sondersendungen wie der aus Brasilien: Meistens stehen Sie beim „auslandsjournal“ im Studio und moderieren. Sind Sie manchmal neidisch auf die Korrespondenten, die dauernd unterwegs sind?

    Koll: Nicht nur manchmal (lacht). Das Korrespondentendasein ist die absolute Königsklasse des Journalismus. Mein eigener Job beim ZDF ist mit seinem Füllhorn an Möglichkeiten allerdings auch kaum zu überbieten.

    Sie waren mehrere Jahre als Korrespondent in London. Haben Sie von dort Ihre Neigung zu den tadellosen Anzügen mitgebracht, für die Sie bekannt sind?

    Koll: London prägt auch in dieser Hinsicht sehr. Die Engländer achten trotz aller Moden noch immer auf einen klassischen Bekleidungskodex. Regeln wie „Never Brown In Town“, also keine saloppen Farben wie etwa Braun, sind zwar heute nicht mehr ehern, aber es wäre ein Irrtum zu glauben, unter der lässigen Oberfläche schlummerten nicht weiter versteckte Regeln.

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