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Fall Tugce: Gutachter kritisiert Notarzt im Tugce-Prozess

Fall Tugce

Gutachter kritisiert Notarzt im Tugce-Prozess

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    Im Tugce-Prozess gibt es neue Erkenntnisse: Der Notarzt soll damals falsch gehandelt haben.
    Im Tugce-Prozess gibt es neue Erkenntnisse: Der Notarzt soll damals falsch gehandelt haben. Foto: Boris Roessler/dpa

    Ein Anästhesist, der auch Leitender Notarzt der Stadt Offenbach ist, erhob Vorwürfe gegen den Notarzt der Tugce in der Nacht im November 2014 auf dem Parkplatz des Offenbacher Schnellrestaurants versorgt hatte. Die 22-jährige Studentin sei auf dem Weg ins Klinikum nicht künstlich beatmet worden. Im Krankenhaus habe sich Tugce dann übergeben, wobei Erbrochenes in ihre Lunge gelangt sei. Dadurch könne der Anästhesist aus dem Klinikum Offenbach nicht ausschließen, ob das den Verlauf beeinflusst habe. "Wir haben im OP viel Zeit verloren, um die Lunge sauber zu bekommen", sagte er.

    Vorwürfe gegen Notarzt: "Wir haben im OP viel Zeit verloren"

    Der Befangenheitsantrag der Verteidiger von Sanel M. wurde abgewiesen. Die Unparteilichkeit des Vorsitzenden Richters Jens Aßling stehe nicht infrage, hieß es am achten Verhandlungstag am heutigen Mittwoch. Die Verteidiger hatten angemerkt, dass

    Das Landgericht sah den Verdacht gegen Aßling jedoch nicht begründet. Es habe sich um ein Missverständnis zwischen Staatsanwaltschaft und Oberlandesgericht gehandelt, dass die Unterlagen und eine DVD des Tatvideos nicht sofort weitergeleitet wurden.

    Es wurden mehrere Urteile des Amtsgerichts Offenbach aus den letzten Jahren verlesen, in denen Sanel M. strafrechtlich in Erscheinung getreten war. Damals erhielt er Verwarnungen, Jugendarrest und musste soziale Arbeit leisten. Unter anderem hatte

    Jugendamtmitarbeiter: Sanel M. solle zur Therapie

    Ein Mitarbeiter des Jugendamtes Offenbach schilderte den schulischen Werdegang des Angeklagten und die Verhältnisse im Elternhaus. Seine Eltern hätten sich Rat geholt, weil Sanel M. Schwierigkeiten gemacht habe. Zu Lehrern sei er respektlos gewesen.

    Zur Entwicklung von Sanel M. wollte der Mitarbeiter keine Einschätzung abgeben. Er wurde gefragt, ob der Angeklagte eher als Erwachsener oder Jugendlicher zu sehen sei. Wenn Sanel M. nach Jugendstrafrecht verurteilt wird, ist eine Bewährungsstrafe möglich. Der Vertreter des Jugendamtes riet zu einer Therapie. Sanel M. habe Probleme, Folgen von Gewalt einzuschätzen. "Ich denke, dass er die Opfer-Perspektive nicht besonders gut einnehmen kann."

    Der 18-jährige Sanel M. habe Tugce am 15. November geschlagen, so dass sie stürzte und ins Koma fiel. Zu Beginn des Prozesses gestand der Angeklagte die Tat, beteuerte aber, dass er niemals mit Tugces Tod gerechnet habe. Am 15. Juni wird das Urteil erwartet. AZ/dpa

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