Der Deutsche Presserat hat am Donnerstag ein Verfahren gegen Bild.de wegen der Berichterstattung über den Fall Solingen eingeleitet. Das teilte Sonja Volkmann-Schluck, Referentin Öffentlichkeitsarbeit des Selbstkontrollorgans, am Donnerstag unserer Redaktion mit. Es seien 168 Beschwerden von Mediennutzern wegen der umstrittenen Veröffentlichung des WhatsApp-Chats eines Elfjährigen mit einem zwölfjährigen Freund eingegangen, sagte sie. Der Elfjährige überlebte als einziges von sechs Kindern – sie sollen von ihrer Mutter, einer 27-Jährigen, Anfang September getötet worden sein. Nach dem Tod der Geschwister tauschte er Nachrichten mit seinem Freund darüber aus.
Solingen: Beschwerdeausschuss befasst sich im Dezember mit dem Fall
Mathias Döpfner, Chef der Verlagsgruppe Axel Springer, zu der das Boulevardmedium Bild gehört, hatte erst am Dienstag Fehler eingeräumt: „Wir haben den Schutz von Minderjährigen in diesem Fall eindeutig missachtet.“ Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hatte die Berichterstattung dagegen verteidigt.
Der Presserat prüft nun, ob Bild.de gegen die Ziffern 1 (Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde), 4 (Grenzen der Recherche), 8 (Schutz der Persönlichkeit) und 11 (Sensationsberichterstattung, Jugendschutz) des Pressekodex verstoßen hat. Der „Beschwerdeausschuss 1“ des Presserats berät, so Sonja Volkmann-Schluck, am 3.Dezember über den Fall. Der Bild droht eine öffentliche Rüge.
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