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Portugal: Fall Maddie: Verdächtiger ist schon länger im Visier

Portugal

Fall Maddie: Verdächtiger ist schon länger im Visier

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    Die McCanns traten im Zuge ihrer Suche auch in Deutschland auf.
    Die McCanns traten im Zuge ihrer Suche auch in Deutschland auf. Foto: Soeren Stache/dpa

    Scotland Yard hat eine neue Spur im Fall Maddie McCann enthüllt. Doch laut portugiesischen Behörden ist die Spur gar nicht so neu, wie die britische Kriminalpolizei behauptet. Sie soll bereits mehrere Monate alt sein.

    Ein Sprecher der Policia Judiciaria gab am Mittwochabend bekannt, dass die portugiesische Polizei die Spur und die darauf folgende Ermittlungslinie bereits im Oktober präsentiert habe. Sowohl die Eltern von Madeleine McCann als auch die britischen Behörden hätten seitdem von dem Mann gewusst, der mit dem Fall in Verbindung stehen könnte.

    Reibereien zwischen: Scotland Yard und Policia Judiciaria

    Der rätselhafte Fall Maddie McCann

    Das mysteriöse Verschwinden des dreijährigen britischen Mädchens Madeleine «Maddie» McCann vor mehr als sechs Jahren in Portugal ist bis heute nicht geklärt.

    3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste.

    Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage beim Abendessen. Ihre drei Kinder ließen sie schlafend zurück.

    7. Mai: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit.

    Fotos der blonden Maddie gehen um die Welt. Kurz darauf ruft Fußballer David Beckham zur Hilfe auf. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus.

    15. Mai: Die Polizei verdächtigt einen Briten. Er bestreitet die Vorwürfe.

    5. August: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Spuren stammen aber wahrscheinlich nicht von dem Mädchen.

    Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf die Eltern und deren Bekannte.

    6. September: Beide Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medien zufolge geht die Polizei davon aus, dass es ein «Unglücksfall» war und sie die Leiche verborgen haben.

    Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.

    Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine gemacht. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.

    Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.

    März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungs-Unterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.

    März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler Gonçalo Amaral über den Fall geschrieben hat.

    Er vertritt im Kern die These, dass das Kind im Jahr 2007 bereits im Urlaubshotel der Familie in Portugal gestorben ist und nicht entführt wurde. Die Eltern hätten etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt.

    Mai 2011: Die Mutter Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte.

    In den Memoiren beschreibt sie unter anderem ihre Qualen und Zerrissenheit nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten.

    Mitte Mai 2011 kündigt die britische Polizei an, den Fall erneut zu untersuchen. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft, kündigt Premierminister David Cameron an.

    April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie möglicherweise noch am Leben ist. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.

    Juli 2013: Scotland Yard gibt nicht auf: Bei weiteren Untersuchungen will die Polizei 38 «Personen von Interesse» überprüfen.

    Oktober 2013: Die Polizei geht nochmals in eine Ermittlungsoffensive. Die Beamten wollen anhand von Telefondaten alle Personen identifizieren, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens Maddies aus der Ferienanlage in dem Ort befunden haben.

    Scotland Yard hatte zuvor mitgeteilt, man suche jetzt nach einem Mann, der bei Einbrüchen in Ferienanlagen an der Algarve-Küste fünf Mädchen sexuell belästigt haben soll. Zwischen 2004 und 2010 soll dieser Mann insgesamt zwölfmal in Ferienappartements eingebrochen sein.

    In einer Reaktion auf die Londoner Mitteilung legte der PJ-Sprecher nun Wert auf die Feststellung, dass die portugiesische Polizei ihre Ermittlungen mit "Diskretion und Verschwiegenheit" fortsetze. Die Spur des Einbrechers sei der Grund gewesen, weshalb man den 2008 zu den Akten gelegten Fall im Herbst 2013 neu aufgerollt habe, hieß es.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Maddie für Reibereien zwischen den Behörden beider Länder sorgt. Erst bei der Wiederaufnahme des Falles hatte ein PJ-Sprecher versichert, das sei einzig und allein der Arbeit der portugiesischen Behörden zu verdanken.  dpa/AZ 

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