Peter Madsen hat einen Lebenstraum: In drei Jahren wolle er der Erde mit einer selbst gebauten Rakete den Rücken kehren, sagte er im Mai dem Dänischen Rundfunk. Aus der Reise ins All dürfte wohl nichts werden. Denn der 46-jährige Tütfler, U-Boot- und Raketenbauer steht unter Verdacht, einen Menschen zerstückelt zu haben. Die 30-jährige Journalistin Kim Wall wollte eine Reportage über Madsen schreiben - und starb an Bord des U-Bootes "Nautilus". Elf Tage später fand man ihre Leiche (Einzelheiten lesen Sie hier). Die Staatsanwaltschaft wirft Madsen nun Mord an der Journalistin vor.
Doch nicht nur Polizei und Justiz fragen sich, ob Peter Madsen zu einer solchen Tat in der Lage wäre. Auch die dänische Öffentlichkeit ist fassungslos. Auch wenn der 46-Jährige in den Medien mitunter als visionärer Spinner dargestellt wurde, so ist er doch von vielen bewundert worden. "Er ist eine charismatische Person, gleichermaßen ein Künstler wie ein Ingenieur", sagte etwa der Autor Thomas Djursing einmal in einem Interview mit dem Dänischen Rundfunk. Djursing hat ein Buch über Madsen ("Raket-Madsen") geschrieben und den Mann viele Male getroffen. Nun ist er wie viele Dänen schockiert über die Vorwürfe.
Peter Madsen hatte wegen seines Eifers mit vielen Menschen Streit
Für Djursing ist Peter Madsen einer der wenigen Menschen, die völlig unrealistische, teils unmöglich Projekte durchführen können. Doch in einem Interview mit der Zeitung BTräumt er auch ein, dass Madsen wegen seines Feuereifers mit vielen Menschen in Streit geraten sei. Deshalb liest sich dessen Biografie auch nicht wie eine Erfolgsgeschichte.
Madsens Passion für U-Boote und Raketen hat begonnen, als er ein Kind war. Als Achtjähriger habe er seine Mutter hartnäckig gefragt, wie eine Mehrstufenrakete funktioniere, schreibt die Zeitung Berlingske. Doch für den Abschluss des Ingenieurstudiums fehlte Madsen das Durchhaltevermögen am Schreibtisch.
Peter Madsen sei ein "Mann mit gesunden Werten", sagt ein dänischer Autor
Bevor Madsen die ersten Raketen in den Himmel schoss, begann er, Unterwasserfahrzeuge zu bauen. Innerhalb von acht Jahren konstruierte er zusammen mit anderen drei U-Boote. Die ersten beiden trugen die Namen "Freya" und "Kraka". Sein letztes U-Boot, das mit einer Länge von fast 18 Metern als größtes selbstgebautes U-Boot gilt, ist für die Polizei nun ein möglicher Tatort: "UC3 Nautilus".
In den letzten Jahren schien Madsen aber insbesondere ein Ziel im anzupeilen: Eine Reise ins Weltall. In Zusammenarbeit mit dem Verein Copenhagen Suborbitals gelangen ihm einige Raketenstarts. Die letzte Rakete 2013 flog mehr als acht Kilometer in die Höhe. Doch die Kooperation zwischen Madsen und dem Verein scheiterte. Seit 2014 arbeitet der Erfinder wieder allein an der Verwirklichung seines Traumes - unter dem Namen "Raketmadsens Rumlaboratorium".
Ist beim Treffen mit Kim Wall eine dunkle Seite zum Vorschein gekommen?
Peter Madsen hätte nicht so viel erreicht, wenn er nicht die Fähigkeit hätte, andere für sich zu gewinnen. Für diejenigen, die ihn kennen, ist die Vorstellung darum schwer zu ertragen, der Erfinder könnte Kim Wall getötet haben. Autor Djursing sagte zu BT: "Er ist nicht gewalttätig, er trinkt nicht, er nimmt keine Drogen. Er ist ein Mann mit gesunden Werten." Dennoch: "Auf der anderen Seite ist er wütend auf Gott und Jedermann"." Ist diese dunkle Seite beim Treffen mit Journalistin Kim Wall zutage gekommen? dpa
Lesen Sie hier, wieso die dänische Polizei im Fall Madsen ein zweites Verbrechen untersucht.