Durch eine Explosionsserie in einem Munitionslager in der Hauptstadt der Republik Kongo, Brazzaville, sind nach Angaben eines europäischen Diplomaten mindestens 150 Menschen getötet worden. In Militärkliniken der Stadt seien 150 Tote und rund 1500 Verletzte eingeliefert worden, sagte der Diplomat der Nachrichtenagentur AFP. Nach übereinstimmenden Angaben brach in dem Munitionslager im Osten der Stadt am Morgen ein Brand aus.
In zivilen Krankenhäusern von Brazzaville wurden den Diplomatenangaben zufolge zahlreiche weitere Verletzte behandelt. Ein AFP-Korrespondent sah zunächst vier Todesopfer in einem Krankenhaus unweit des Unglücksort, darunter ein etwa zehnjähriges Mädchen. Dort wurden auch zahlreiche Verletzte behandelt. Weitere Opfer, darunter viele Männer in Militäruniform, erhielten erste Hilfe auf der Straße. Von einem Anschlag gingen Diplomatenkreise nicht aus.
Bei vielen Gebäuden sind die Fenster zersprungen
In dem Depot im östlichen Stadtteil Mpila ereigneten sich am Morgen mehrere schwere Explosionen. Durch die Detonationen wurden mehrere Häuser zerstört, wie ein AFP-Reporter berichtete. Bei anderen Gebäuden waren die Fenster zersprungen oder die Dächer eingestürzt. Nach Angaben aus Militärkreisen wurden die Explosionen durch ein Feuer im Munitionslager der Kaserne ausgelöst. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, ein Hubschrauber überflog den Ort.
"Ein Waffenlager in Mpila ist in Flammen aufgegangen", sagte eine Augenzeugin in Brazzaville. Das Depot befinde sich nahe dem Präsidentschaftssitz in der Stadt. "Ich habe zwei Verletzte gesehen, einer war am Bein, der andere an der Schulter verwundet", sagte die Zeugin weiter. Wahrscheinlich seien die Verletzungen auf eingestürzte Häuser zurückzuführen. Offizielle Angaben der Regierung in Brazzaville zu dem Vorfall lagen zunächst nicht vor.
Brazzaville: Die Straßen waren menschenleer
Die Straßen um den Unglücksort herum waren Berichten zufolge menschenleer. Nur Kranken-, Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge seien zu sehen gewesen. Die Einsätze in der Nähe des Munitionslagers waren demnach jedoch schwierig, weil immer wieder kleinere Explosionen erfolgten. Viele Menschen in weiterem Abstand zu dem Depot verließen laut Zeugen ihre Häuser und flohen in Vororte. Mancherorts sei eine regelrechte Panik ausgebrochen.
Seit der ersten Detonation am Morgen stiegen über Brazzaville Rauchsäulen auf, auch später waren noch leichte Explosionen zu hören. Die fünf heftigsten Detonationen waren auch im benachbarten Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, zu hören, wie AFP-Korrespondenten berichteten. Entlang des Kongo-Grenzflusses zitterten die Fensterscheiben. Der Fährverkehr zwischen Brazzaville und Kinshasa wurde laut Behörden bis Montag ausgesetzt. AZ, afp