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Experten-Interview: Hitze, Unwetter, Dauerregen: Was ist nur mit unserem Wetter los?

Experten-Interview

Hitze, Unwetter, Dauerregen: Was ist nur mit unserem Wetter los?

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    Ein schweres Unwetter hat Mitte Juni vielerorts in Schwaben Chaos und Schäden hinterlassen.
    Ein schweres Unwetter hat Mitte Juni vielerorts in Schwaben Chaos und Schäden hinterlassen. Foto: Marcus Merk

    Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, begann an Weihnachten. Zwanzig Grad und Sonne gab es da mancherorts, und kein bisschen Schnee. Der kam dafür an Ostern, nach einem Winter, der so dunkel war wie selten zuvor. Und dann der Frühling: Ein nass-kalter Albtraum, der die Flüsse anschwellen ließ bis hin zu einer Hochwasserkatastrophe, die vieles in Deutschland bisher dagewesene übersteigt. Zwischendrin, ganz plötzlich, ein paar superheiße Sommertage, gefolgt von Gewitterstürmen mit Hagelkörnern in Golfballgröße. Und jetzt gerade wieder wolkige Dunkelheit. Das Wetter spielt verrückt – oder? Ein Gespräch mit Andreas Friedrich, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst.

    Luftmassen aus Norden und Süden sorgen für Wetter-Chaos

    Seit Weihnachten war das Wetter kaum eine Woche lang so, wie man es mit Blick auf die Jahreszeiten erwarten würde. Warum?

    Friedrich: Das Wetter hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass es ein chaotisches System ist. Das war auf jeden Fall ungewöhnlich. Man kann das aber erklären: Wir haben in der Atmosphäre immer bestimmte Großwetterlagen. Es gibt Jahre, da dominieren die sogenannten Westlagen, das heißt, die Luft kommt vom Atlantik – und in solchen Jahren hat man nicht so extreme Schwankungen. Dieses Jahr aber haben wir immer wieder Wetterlagen, bei denen die Luftmassen abwechselnd aus Süden und aus Norden kommen, und das führt dann eben zu extremem Wetterwechsel.

    Warum war Weihnachten so warm?

    Friedrich: Entscheidend für die Großwetterlagen sind die Windrichtungen. An Weihnachten kam eine starke südwestliche Luftströmung bei uns an, die milde Luft konnte sich bis zum Boden durchsetzen. Und das hat eben dazu geführt, dass es in Süddeutschland auch an Heiligabend noch zwanzig Grad hatte.

    Warum war Ostern so kalt?

    Friedrich: Das war genau der umgekehrte Fall, die Luft kam aus Nordosten, das heißt, wir hatten trocken-kalte Luft, und deshalb war es an Ostern kälter als an Weihnachten. Das sind normale Schwankungen, mit denen man rechnen muss.

    2013: Der dunkelste Winter seit über 60 Jahren

    Warum war der Winter so dunkel?

    Friedrich: Das war in einigen Regionen der sonnenscheinärmste Winter seit 1951. Die Ursache hierfür war auch wieder eine Häufung von Wetterlagen: winterliche Hochdrucklagen, in denen es in den Niederungen gern Nebel gibt. Und dazwischen immer wieder Tiefdrucklagen, bei denen die Luftmassen den Regen selbst mitbrachten. In beiden Fällen hatte die Sonne kaum eine Chance.

    Warum war der Frühling so nass?

    Friedrich: Der Frühling hatte zwei völlig unterschiedliche Gesichter: erst viel zu kalt und zu dunkel. Und dann sehr nass: Wir hatten einen der niederschlagreichsten Mai-Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und wieder waren die Großwetterlagen schuld: Zuerst kam kalte Luft aus Nordosteuropa, das war der Winter, der zu lange dauerte. Und dann hatten wir wieder Tiefdruckgebiete, die die Feuchtigkeit vom Mittelmeer bei uns als Regen niederließen.

    Zu große Regenmengen führten zum Jahrhundert-Hochwasser

    Warum war das Hochwasser so extrem?

    Friedrich: Die Böden waren schon mit Wasser gesättigt, die konnten nichts mehr aufnehmen. Und die Regenmengen waren so groß, so etwas hatten wir an einigen Orten  bisher noch nicht registriert.

    Warum gibt es zwischendrin, ganz plötzlich, dann wieder ein, zwei superheiße Tage?

    Friedrich: Das ist auch wieder eine Folge dieser abrupten Wetterwechsel. Da kommt plötzlich warme Luft aus dem Süden, und die Thermometer schnellen hoch.

    Unwetter als Folge aus wechselhaftem Wetter

    Warum war das Unwetter vergangene Woche so stark?

    Friedrich: Das ist die Folge von solch wechselhaftem Wetter. Wenn ein Tief auf so eine Hitzewelle trifft, ist enormes Unwetterpotenzial in der Atmosphäre.

    Wie geht das Wetter weiter?

    Friedrich: Morgen ist ja Siebenschläfer-Tag – die einzige Bauernregel, die meteorologisch Bestand hat. Der Sommer wird so, wie er rund um diesen Tag ist, sagt der Volksmund, und das stimmt, statistisch betrachtet, zu 70 Prozent. Demnach bleibt das Wetter unbeständig: immer wieder Regen, hin und wieder Sonnenschein.

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