Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Ex-Tennisstar floppt im Fernsehen: Boris Becker gibt nicht auf

Ex-Tennisstar floppt im Fernsehen

Boris Becker gibt nicht auf

    • |
    Boris Becker mit seinem TV-Format "Boris macht Schule"
    Boris Becker mit seinem TV-Format "Boris macht Schule" Foto: dpa

    Der Putz bröckelt, die Toiletten stinken, die Schüler prügeln sich, die Lehrer schreien. Und mittendrin: Boris Becker als Helfer in der Not. In einer Kabel-eins-Pilotfolge, die Auftakt einer Sendereihe sein sollte, wollte der frühere Tennisprofi sein gutes Herz zeigen und einer Problemschule beim Renovieren helfen.

    Es war der erneute Versuch, auf dem Bildschirm präsent zu sein. Wie schon beispielsweise mit „Becker 1:1“ scheiterte Deutschlands einstiger Vorzeige-Spitzensportler auch diesmal. Noch ist zwar unklar, ob „Boris macht Schule“ fortgesetzt wird. Der ProSiebenSat.1-Konzern, zu dem Kabel eins gehört, ist laut einem Sprecher „derzeit noch in der Klärung, wie es mit der Sendung weitergeht“. Das lässt aber nichts Gutes für Boris Becker erahnen.

    „Boris macht Schule“ wollte Ende Mai kaum jemand sehen: drei Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe, selbst für einen Sender wie Kabel eins ist das wenig.

    Dabei hatte die Sendung alles, was erfolgreiche Formate im Privatfernsehen ausmacht: menschliche Dramen, Gefühle und Action. Und nach zwölf Tagen Gemeinschaftsarbeit von Schülern, Lehrern und Handwerkern sah das heruntergekommene Berliner Gebäude tatsächlich deutlich besser aus.

    Von Beckers TV-Karriere lässt sich das nicht behaupten. Hat er einfach kein Glück? Oder passierte ihm nur, was vielen Promis passiert, die nach ihrer eigentlichen Karriere den Sprung ins Fernsehgeschäft wagen.

    Auch andere einstige Promis wollen zurück ins Rampenlicht

    „Viele, die früher im Mittelpunkt standen, vermissen den Trubel“, sagt der Psychologe Michael Thiel, selbst TV-Moderator und Promi-Coach. Sie wollten Sendungen, um ihren Marktwert zu steigern und im Gespräch zu bleiben. So wie Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg, dessen RTL-Sendung „Effenbergs Heimspiel“ floppte.

    „Das Bedürfnis, wieder richtig bekannt zu sein, ist bei vielen groß“, sagt Thiel. So groß, dass sie teils blauäugig seien. Boris Becker kennt sich mit Misserfolgen auf der Mattscheibe aus. Auf Premiere und DSF, die mittlerweile Sky und Sport 1 heißen, liefen seine Talkshow „Becker 1:1“ sowie die

    2008 hatte ProSieben vorübergehend die Reihe „Boris Becker meets …“ im Programm, in der der Ex-Tennisstar B-Promis wie Verona Pooth interviewte. „Boris macht Schule“ sollte sein „großes TV-Comeback“ werden. Schrieb die Bild-Zeitung.

    Im Vergleich zu früheren Shows hatte das Format einen ernsten Hintergrund. Becker trat längst nicht nur an, um marode Klassenzimmer zu renovieren. Er habe „die Mentalität der Schüler“ verändern wollen, bei denen Mobbing und Schlägereien angeblich zur Tagesordnung gehörten. Kabel eins reicherte das mit allerlei Klischees an.

    Die Produktionsfirmen würden mit Promis wie Becker zwar vieles absprechen, sagt Thiel. „Aber wenn ein Sender sagt, mir ist es zu lahm, kann aus einem netten Format schnell ein schlechtes werden.“ Manch ein Promi wundere sich, was durch gekonnten Schnitt und bestimmte Kommentare aus dem gedrehten Material werden könne.

    Vielleicht hat Becker also gar nicht gewusst, welche Szenen wie zu sehen sein werden? Szenen, bei denen man allen Grund hatte auszuschalten: Becker mimt in „Boris macht Schule“ den Psychologen, der das Schülerpärchen tröstet, das sich wegen seiner Herkunft nicht treffen darf. Oder er sorgt dafür, dass ein übergewichtiger Schulverweigerer seine Berufung findet. „Ich hoffe, dass noch viele solcher Projekte folgen werden“, sagt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit am Ende der Pilotfolge, als die renovierte Schulaula eröffnet wird. Sein Wunsch dürfte sich versendet haben.

    Doch Becker gibt nicht auf. Zwar kann er sich und seine Botschaften vorerst nicht mehr im Fernsehen präsentieren, dafür hat er ein eigenes Videoportal im Internet. Auf boris-becker.tv gibt er seit 2009 Einblicke „darüber, wer ich wirklich bin, wie es wirklich ist“. Hier und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet er Statements wie „Atomausstieg gute Entscheidung!“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden