Roman Lob, der Nachfolger von Lena Meyer-Landrut, ist ein Kumpeltyp, Star-Allüren sind ihm fremd. Er könnte der Nachbarssohn sein oder der Bruder eines Bekannten: Sein Lieblingsoutfit scheinen T-Shirt, Holzfällerhemd oder Kapuzenpulli zu sein. Eines ist dem 21-Jährigen aber wichtig: Die Kopfbedeckung. Basecap oder Mütze sind Pflicht. Doch was trägt er vor einem Millionenpublikum? Wie er am 26. Mai beim Finale des Eurovision Song Contests (ESC) in Baku auftreten wird, will er noch nicht verraten. Lob startet mit der Ballade "Standing Still" auf Platz 20 für Deutschland. Im Interview gab er sich entspannt und selbstbewusst.
Roman Lob will vor 100 Millionen Menschen cool sein
Du bist schon mehrmals vor großem Publikum aufgetreten, aber beim ESC-Finale in Baku werden bis zu 100 Millionen Menschen zusehen. Wie gehst Du damit um?
Roman Lob: "Ich versuche schon, cool zu bleiben. Aber meistens ist das schwer. Hinter der Bühne bin ich sehr nervös, da ist der Kreislauf schon fast am Ende. Aber wenn ich dann auf der Bühne stehe mit den Jungs von der Band, dann ist es entspannt, der erste Ton sitzt und dann passt das."
Hast Du ein Ritual?
Roman Lob: "Nein, eigentlich nicht. Einschlagen mit den Jungs, dann auf die Bühne und Vollgas. Einen Talisman hab ich nicht dabei, meistens habe ich ja meine Kappen oder Mützen, vielleicht sind die Glücksbringer."
Roman Lob: Lena ist ne coole Sau
Du hast Startnummer 20 im Finale. Ist das ein guter Platz?
Roman Lob: "Ja, ich glaube schon, dass das ein guter Platz ist. Das ist ziemlich am Ende, ich hoffe, dass die Leute mich dann nicht so schnell vergessen, bevor sie abstimmen. Lena hatte (bei ihrem Sieg 2010) ja die 22, also wenn das so laufen würde wie bei ihr, wäre das natürlich super."
Das ist Lena Meyer-Landrut
Seit Lena Meyer-Landrut im Mai 2010 den Eurovision Song Contest in Oslo gewann, kennt ganz Deutschland ihren Namen. Mit "Satellite" setzte sich die 19-jährige spielend gegen ihre Konkurrenten aus 24 Ländern durch. Es war der erste Sieg für Deutschland seit 28 Jahren.
Lena wurde am 23. Mai 1991 in Hannover geboren. Ohne Geschwister wurde sie von ihrer Mutter großgezogen. Der Vater hatte die Familie verlassen, als Lena zwei Jahre alt war.
Ihr Großvater ist der Diplomat Andreas Meyer-Landrut. Lenas Onkel Nikolaus Meyer-Landrut arbeitet als EU-Koordinators im Bundeskanzleramt.
Im Sommer 2010 machte Lena an der Integrierten Gesamtschule Roderbruch in Hannover ihr Abitur. Zu diesem Zeitpunkt war der Trubel um ihre Person schon längst an der Tagesordnung.
Lenas musikalische Ambitionen reichen weit zurück. 2007 gründete sie zusammen mit einem Schulfreund die Band "Stenorette 2080". Der ungewöhnliche Name stammt von dem Aufnahmegerät, mit dem das Duo seine ersten eigenen Songs aufgezeichnete.
Im März 2010 veranstalteten die ARD und ProSieben die Casingshow "Unser Star für Oslo". Lena Meyer-Landrut gewann den Wettbewerb und durfte im Mai desselben Jahres als deutsche Kandidatin am Eurovision Song Contest teilnehmen. Entdeckt wurde sie von Showmaster Stefan Raab.
Der ESC-Gewinner-Song "Satellite" sowie ihr Debütalbum "My Cassette Player" landeten umgehend in den internationalen Charts. Unter dem Künstlernamen "Lena" ist sie seither sehr erfolgreich.
Am 8. Februar 2011 erschien Lenas zweites Album "Good News". Mit dem daraus stammenden Titel "Taken By A Stranger" belegte Lena beim Eurovision Song Contest 2011 allerdings nur den zehnten Platz.
Im August 2011 sang Lena den Titelsong in dem Film "What A Man" mit Matthias Schweighöfer. Der Schauspieler war daraufhin in Lenas Musikvideo zu sehen. Der Song stammt ursprünglich aus den 60er Jahren und wurde damals von Linda Lyndel gesungen.
In "What A Man" arbeiten Lena und Matthias Schweighöfer bereits zum zweiten Mal zusammen. Schon 2010 waren die beiden an der Synchronisation des Animationsfilms "Sammys Abenteuer - Die Suche nach der geheimen Passage" beteiligt. Lena sprach hier die Rolle der Schildkröte "Shelly".
2011 wurde Lena der Echo für die Bereiche "Erfolgreichster Newcomer National" und "Erfolgreichste Künstlerin National" verliehen.
Seitdem veröffentlichte die Sängerin fünf Alben. Mit dem neuesten Album, "Only Love, L", geht sie demnächst auf Tour.
Damals gab es eine wahre Lena-Manie. Diesmal ist die Stimmung deutlich zurückhaltender. Freut Dich das, weil der Druck auch geringer ist oder bist Du enttäuscht, dass es nicht so einen Roman-Hype gibt?
Roman Lob: "Lena war damals einfach ein Phänomen, so nenn' ich das. Sie hat einen coolen Charakter, das war etwas Neues für die Leute, man kann sagen, sie ist einfach 'ne coole Sau. Und Lena hat das Ding für uns nach Hause geholt, da war der Hype danach natürlich auch sehr groß. Bei mir ist das etwas gediegener. Aber ich finde das okay, es läuft und macht mir Spaß."
Eurovision Song Contest: Roman Lob will er selbst bleiben
Was willst Du anders machen als Lena? Hast Du Dir schon Gedanken über das Outfit gemacht?
Roman Lob: "Ja, ich überlege natürlich schon: Mütze oder Kappe, Hemd oder T-Shirt, was würde gut ankommen? Oder gar nichts auf'm Kopf oder ganz nackt? Nein, Quatsch. Das muss natürlich perfekt sein - aber ich bin mir einfach noch nicht sicher, was ich vom Outfit her bringen kann. Ich muss mich ja auch mit der Band abstimmen, dass das einheitlich gut aussieht."
Was würdest Du - nach dem Grand Prix - für die Karriere tun und was keinesfalls?
Deutsche Castingshows
Popstars: Im Jahr 2000 wurde auf RTL2 die erste Staffel von "Popstars" ausgestrahlt. Damit war der Casting-Trend im deutschen Fernsehen eingeleitet. Die "No Angels" waren die ersten Gewinner.
Deutschland sucht den Superstar (DSDS): Seit 2002 sendet RTL den Gesangswttbewerb "DSDS". Vor allem die flapsigen Sprüche von Dieter Bohlen, der bislang immer Teil der Jury war, sorgen für sehr hohe Einschaltquoten.
Germany’s Next Topmodel: Die von Heidi Klum moderierte Sendung läuft auf ProSieben. Die Kandidaten müssen verschiedene Aufgaben bestehen. Klums Umgang mit den potentiellen "Topmodels" wurde vielfach kritisiert.
The Voice of Germany: Auf Sat.1 und ProSieben versuchen Rea Garvey, The Bosshoss, Nena und Xavier Naidoo echte Gesangstalente aufzuspüren.
X Factor: Das Gesangstalent, das die Jury um Sarah Connor sucht, soll den sogenannten "X-Faktor" haben. Die Sendung läuft seit 2010 auf VOX. Es werden Solokünstler, Duette und Gruppen gecastet.
Let's Dance: Die Tanz-Show wird seit 2007 auf RTL gesendet. Prominente treten hier mit ihren Tanzpartnern gegeneinander an und werden von einer Jury beurteilt.
Das Supertalent: Dieter Bohlen, Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker suchten bei RTL Menschen, die etwas Besonderes können.
Got to dance: Auf ProSieben sucht eine Jury überzeugende Tänzerinnen und Tänzer.
Roman Lob: "Ich werde mich keinesfalls verstellen, das mache ich auch jetzt nicht. Ich bin, wie ich bin. Ich veränder' mich auf keinen Fall. Es ist das Wichtigste, dass man man selbst bleibt, dass man cool bleibt, dass man freundlich ist zu den Leuten, denn die sind ja auch freundlich zu einem selbst. Wenn man so aus der Reihe tanzt, das ist nicht so meins. Ganz locker, alles easy."
ESC als Chance für Baku und Aserbaidschan
Im Vorfeld des Eurovision Song Contests wird ja auch viel über Aserbaidschan geredet. Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen die Regierung. Befasst Du Dich damit?
Roman Lob: "Natürlich befasse ich mich damit. Man bekommt es ja auch mit, es wird ja nicht kleingehalten, sondern es ist ein großes Thema bei uns. Ich sehe dass so: Wir Musiker treten in Aserbaidschan bei der Show auf, die in mehr als 50 Ländern ausgestrahlt wird. Alle Künstler treffen sich da. Und dadurch werden die Menschen in der ganzen Welt auch darauf aufmerksam, dass Menschenrechte in Aserbaidschan nicht ausreichend beachtet werden. Das ist auch eine große Chance für das Land. Ich hoffe, dass auch andere Länder sagen: "So geht das nicht." Aber es geht natürlich auch um die Musik. Wir einzelnen Künstler können da nicht so viel machen. Oder ich alleine aus Deutschland, wenn ich sage: "Das geht so nicht", dann sagen die ja nicht: "Okay, alles klar, dann machen wir das, Junge". Aber ich hoffe natürlich, dass sich etwas ändern wird."