Eine erfolgreiche Partnerschaft geht zu Ende: Die ARD und ProSieben werden nicht mehr gemeinsam nach dem deutschen Kandidaten für den nächsten Eurovision Song Contest (ESC) suchen. Das teilten die Beteiligten am Freitag mit und bestätigten Medienberichte. Bei der öffentlich-rechtlichen ARD ist der Norddeutsche Rundfunk (NDR) federführend für den Liederwettbewerb zuständig.
Keine ESC-Kandidatensuche mit Stefan Raab
"Für 2013 plant ProSieben keine gemeinsame Showreihe mit der ARD zum ESC. Die erfolgreiche Kooperation ruht, eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen", sagte ein Sprecher des Privatsenders. Der ProSieben-Entertainer Stefan Raab hatte das gemeinsame Projekt wesentlich mitangestoßen.
Fakten zu Stefan Raab
Stefan Raab wurde am 20. Oktober 1966 in Köln geboren. Zahlen und Fakten zum Pro7-Entertainer:
Der große Held der Spaßgesellschaft war ein eher ruhiges Kind. Raab war Ministrant in der katholischen Kirche und ist in der Schule kaum aufgefallen.
Neben seinem Studium der Rechtswissenschaft machte er im Betrieb seiner Eltern eine Metzgerlehre, die er als Bezirksbester abschloss.
Raab machte sich als Fernsehmoderator, Musikproduzent, Songwriter und Sänger einen Namen und wurde mit seiner eigenen Pro7-Show "TV Total" berühmt. Fast die Hälfte der 14-29-jährigen sieht sich seine Sendung an.
Stefan Raab ist Erfinder verschiedenster Show-Formate: in unregelmäßigen Abständen präsentiert er zum Beispiel seine "Wok-Weltmeisterschaft", die "Stock Car Challenge" oder den Wettbewerb "Schlag den Raab".
1996 wurde ihm für seinen Song "Hier kommt die Maus", den er zum 25. Geburtstag des Kinderprogramms "Die Sendung mit der Maus" geschrieben hat, eine Goldene Schallplatte verliehen.
Mit Liedern wie "Wadde hadde du de da", "Maschendrahtzaun", "Wir kiffen" und "Gebt das Hanf frei" war Stefan Raab Beginn der 2000er Dauergast in den deutschen Charts.
Für Guildo Horn komponierte Raab den Song "Guildo hat euch lieb", mit dem dieser beim Eurovision Song Contest 1998 den 7. Platz belegte.
2003 veranstaltete Stefan Raab in Anlehnung an die Casting-Show "DSDS" seinen eigenen Wettbewerb "SSDSGPS": Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star. Das Konzept wurde mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Seit 2003 gibt Raab der Bildzeitung keine Interviews mehr, seit einigen Jahren spricht er auch nicht mehr mit dem Fernsehsender RTL.
Ingesamt mussten Raab und die Produktionsfirma Brainpool wegen Verwendung von TV-Beiträgen aus öffentlich-rechtlichen Sendern und wegen privater Klagen über 650.000 Euro zahlen. Raab selbst erhielt bei einer Klage gegen Moses Pelham 10.000 Mark Schmerzensgeld, weil Pelham ihm die Nase gebrochen hatte. Raab hatte ihn vorher mit dem Spitznamen "Möschen" beleidigt. Das Schmerzensgeld spendete er einem wohltätigen Zweck.
Seit April 2009 ist der Showmaster auch im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in Berlin zu sehen. Der Wachs-Raab sitzt dort vor einer Imitation seines TV-Total-Studios.
Lena Meyer-Landrut gewann 2010 mit ihrem Song "Satellite" erst Raabs Wettbewerb "Unser Star für Oslo" und anschließend den Eurovision Song Contest in Oslo.
Ab 2012 moderierte Raab auch eine Politik-Talkshow. Bei „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ diskutieren Politiker um Geld.
Anfang Juni 2013 kam ein patentierter Duschkopf mit dem Namen „Doosh“ auf den Markt, den Raab selbst entwickelt hat. Produktion und Vertrieb erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Butlers. Der Duschkopf kann sowohl einen konzentrierten Wasserstrahl als auch einen breitgefächerten Wasservorhang erzeugen.
2013 wurde Stefan Raab mit dem Deutschen Comedyperis in der Kategorie "Bestes Comedyevent" für "Die große TV Total Prunksitzung" ausgezeichnet.
Vor der Kanzlerwahl 2013 moderierte Raab das TV-Duell Merkel gegen Steinbrück.
Privat lebt Stefan Raab sehr zurückgezogen und schützt seine Familie vor der Öffentlichkeit.
Zuletzt hatte Raab sehr deutlich gegen die öffentlich-rechtlichen Medien gestichelt. Über die ARD-Kritik an dem Konzept seiner geplanten politischen Talkshow "Absolute Mehrheit" habe er sich sehr gefreut, sagte er diese Woche. "Wenn die ARD was scheiße findet, wird es der Kracher"
Trennung von ARD und ProSieben als Weiterentwicklung des ESC-Vorentscheids
Das ist der Eurovision Song Contest
Der ESC ist ein jährlicher Wettbewerb von Komponisten und Songschreibern. Der erste Contest fand 1956 statt.
Bis 1992 war der Eurovision Song Contest unter dem Namen Grand Prix Eurovision de la Chanson bekannt.
Am Eurovision Song Contest dürfen alle Länder teilnehmen, die Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind.
Organisiert wird der Song Contest immer von dem Land, aus dem der Vorjahressieger kam.
Sieger wird, wer die meisten Punkte aus den teilnehmenden Ländern erhält.
Die meisten Siege beim Eurovision Song Contest konnte Irland für sich verbuchen - bis jetzt sieben.
Deutschland schaffte immerhin zwei Siege beim Eurovision Song Contest: Nicole gewann mit "Ein bisschen Frieden", Lena mit "Satellite".
Mit besonderem Interesse wird in Deutschland immer verfolgt, wie viele Punkte wir von unseren österreichischen Nachbarn bekommen haben. Umgekehrt ist es allerdings genauso.
Die Gruppe, die am häufigsten beim Grand Prix auftrat, war die Schweizer Formation Peter, Sue & Marc. Sie vertrat gleich viermal ihr Land.
Auch Deutschland schickte "Wiederholungstäter" an den Start. So traten Katja Ebstein und die Gruppe Wind jeweils dreimal für uns an. Lena Meyer-Landrut trat nach ihrem Sieg auch ein weiteres Mal an.
Die Interpreten beim Song Contest müssen mindestens 16 Jahre alt sein - und sie müssen live singen.
Einige Künstler schafften es durch den ESC zu Weltruhm. So natürlich die Gruppe ABBA, die 1974 mit dem Song Waterloo gewann.
Der ARD-Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber, sagte laut Mitteilung: "Es ist Teil der Geschichte des ESC, dass sich die Art, den deutschen Beitrag zu suchen, über die Jahre weiterentwickelt. Das Konzept für den deutschen Vorentscheid 2013 ist derzeit in Vorbereitung." Bald wolle der NDR mehr verraten, "lassen Sie sich überraschen", teilte der Sender in Hamburg mit.
Mit dem Eurovision Song Contest geht die einzige größere Kooperation eines deutschen Privatsenders mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu Ende. Am erfolgreichsten waren die ESC-Partner mit dem gemeinsamen Wettbewerb "Unser Star für Oslo" im Jahr 2010, der Lena Meyer-Landrut ins Rennen schickte. Die Abiturientin holte - 28 Jahre nach Nicoles Grand-Prix-Erfolg "Ein bißchen Frieden" - zum zweiten Mal den Sieg mit dem Lied "Satellite" nach Deutschland.
Die diesjährige Talentsuche "Unser Star für Baku" war bei den Einschaltquoten nicht mehr so gut weggekommen wie die Formate in den Jahren 2010 und 2011. Während "das Erste" immerhin noch vom Interesse am deutschen Finale und dem Wettbewerb selbst profitierte, stießen die Ausstrahlungen bei ProSieben nur auf laues Interesse. AZ/dpa