Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Eurovision Song Contest: Baku: Hexen und Omas gegen Balladesänger Roman Lob

Eurovision Song Contest

Baku: Hexen und Omas gegen Balladesänger Roman Lob

    • |
    Mütze, Karo-Hemd, Dreitagebart: Das ist der Style von Roman Lob. Foto: Michael Kappeler dpa
    Mütze, Karo-Hemd, Dreitagebart: Das ist der Style von Roman Lob. Foto: Michael Kappeler dpa

    Es ist anders, als 2010 bei Lena: Roman Lob singt am heutigen Samstagabend in Aserbaidschan beim Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland. Auch er hat, wie Lena, die Castingshow mit Stefan Raab gewonnen. Auch er ist zweifellos ein talentierter Sänger. Und doch zieht er anders ins Finale ein als seine Vorgängerin Lena Meyer-Landrut: Der 21-Jährige, der mit dem Lied "Standing still" an den Start geht, gilt nur als Außenseiter. Bei einer inszenierten Probeabstimmung ohne echte Ergebnisse kam er auf den letzten Platz mit nur 64 Punkten. Sieger wurde Norwegen. Bisher gelten die Schwedin Loreen und eine Großmutter-Gruppe aus Russland als Favoriten.

    Kampf der Geschlechter: Lob gegen Pop-Hexe Loreen aus Schweden

    Mit der Startnummer 20  tritt der gelernte Industriemechaniker Roman Lob in der von Deutschen gebauten Crystal Hall am Kaspischen Meer in der Hauptstadt Baku gegen 25 Konkurrenten an. Seine härteste Rivalin dürfte wohl die schwedische Sängerin Loreen mit ihrem Mystik-Dance-Popsong "Euphoria" sein, die auch als Pop-Hexe bezeichnet wird. Die Sängerin ist schrill und wild - das pure Gegenteil des gefühlvollen Roman Lob. Das Finale des Eurovision Song Contest in Baku könnte deshalb auch zu einem Wettkampf der Geschlechter und Temperamente werden.12 Solosängerinnen stehen neun männlichen Solisten gegenüber, 5 der 26 Teilnehmer sind Musikgruppen oder Duos. Die stampfenden Trachten-Omas Buranowskije Babuschki aus Russland gehören ebenfalls zu den Favoriten des Musikwettbewerbs. Sie singen den Feiersong "Party for Everybody." Auch die ukrainische Stadion-Einpeitscherin Gaitana misst sich der geballten männlichen Balladenpower aus Deutschland. Sie trifft beim großen Finale am Samstagabend auf charmante Bubis wie Roman Lob  und Ott Lepland aus Estland oder den britischen Alt-Charmeur Engelbert Humperdinck.

    Auch wenn Lob nicht als Favorit in Baku antritt: Die Deutschen wollen trotzdem mitfiebern, auf der Hamburger Reeperbahn. Dort werden rund 5000 Menschen erwartet. In der Heimatstadt von Roman Lob, im rheinland-pfälzischen Neustadt (Wied), gibt es ein Public Viewing für 1200 Fans.

    Heftige Kritik in Baku gegen Regierung

    Überschattet wurde der ESC auch am Samstag von schwerer Kritik an der autoritären Regierung von Aserbaidschan. Regierungsgegner teilten mit, die Polizei habe bei einer friedlichen Protestaktion am Vorabend in der Zwei-Millionen-Metropole zahlreiche Oppositionelle verprügelt. Mehr als 70 Menschen seien festgenommen und zum Teil erst Dutzende Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ausgesetzt worden, hieß es. Vier Teilnehmer der nicht genehmigten Demonstration seien im Schnellverfahren zu fünf bis sechs Tagen Arrest verurteilt worden, berichtete das Internetportal "contact.az". Am 6. Juni will sich US-Außenministerin Hillary Clinton mit Oppositionsvertretern treffen.

    Es sei inakzeptabel, wie Menschen in der Ex-Sowjetrepublik unter Druck gesetzt würden, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, dem Südwestrundfunk. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte die ESC-Ausrichter auf, ihre Vergabepraxis zu überdenken. "Dass nicht der Automatismus in jedem Fall greifen muss, ein Land gewinnt den Contest und dann darf sich das Regime entsprechend darstellen", sagte Beck im Deutschlandradio Kultur.

    Die Führung von Präsident Ilcham Alijew hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und sich massiv über "einseitige" Berichterstattung westlicher Medien beklagt. Kritiker werfen Alijew Unterdrückung Andersdenkender und Verstöße gegen die Menschenrechte vor. Auch während des ESC gingen die Sicherheitskräfte vor den internationalen Fernsehkameras teilweise brutal gegen Regierungsgegner vor. dpa, AZ, afp

    Die Regeln des Eurovision Song Contests

    Jedes Land darf maximal sechs Künstler auf die Bühne schicken.

    Nicht länger als drei Minuten darf ein Song dauern, der am Wettbewerb teilnimmt.

    Die Sprache seines Songs darf jedes Land frei wählen.

    Der Titel darf nicht vor dem 1. September des Vorjahres kommerziell veröffentlicht worden sein.

    Politische Botschaften sind auf der Bühne streng verboten, egal ob als Aufdruck auf dem Shirt, per Handzeichen oder verbal.

    Alle Länder, die am ESC teilgenommen haben, sind auch stimmberechtigt. Auch wenn sie im Halbfinale ausgeschieden sind.

    Jedes Land vergibt Punkte, außer an den eigenen Künstler. Der Sieger einer Landeswertung bekommt zwölf Punkte, der Zehnte einen Punkt und der Rest geht leer aus.

    Die Wahl der Zuschauer wird mit einer Jurywertung verrechnet (50:50). Daraus wird eine Ländergesamtnote gebildet.

    Aus fünf Musikexperten besteht die Jury eines Landes. Ihre Namen werden erst am Entscheidungstag veröffentlicht.

    Die Zuschauer können erst für ihren Favoriten stimmen, wenn alle 26 Finalisten gesungen haben. Es gibt dafür extra eine Voting-Pause nach der Samstagshow.

    Sollten mehrere Teilnehmer die gleiche Punktzahl haben, dann gewinnt der, der häufiger die Höchstwertung von zwölf Punkten bekommen hat. Sollte es immer noch einen Gleichstand geben, geht es weiter mit der Anzahl der Zehn-Punkt-Nennungen, der Acht-Punkt-Nennungen und so weiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden