Ob Harold Lloyd geahnt hat, dass ihm diese Filmszene aus "Ausgerechnet Wolkenkratzer" ewigen Ruhm – zumindest in Europa – einbringen würde? Der 1971 gestorbene US-Comedystar hängt in dem Stummfilm von 1923, der ursprünglich "Safety Last!" hieß, zappelnd am Zeiger einer großen Uhr an der Fassade eines Wolkenkratzers.
Schöner kann man die Umstellung der Uhren in der EU kaum illustrieren. Und so gehört die Szene auf dem Foto zum Arsenal aller, die rechtzeitig vorher darauf hinweisen wollen. Am besten noch garniert mit der Titelzeile von Paulchen Panthers Kinderlied "Wer hat an der Uhr gedreht?".
Die Frage ist leicht beantwortet: die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In der Nacht zum Sonntag ist es wieder so weit. Dann werden Europas Uhren um zwei Uhr auf drei Uhr vorgestellt. Es ist Sommerzeit – doch mit Meteorologie oder Astronomie hat das nichts zu tun.
Sommer- oder Winterzeit? Das ist hier die Frage!
Dabei sollte die Zeitumstellung längst abgeschafft sein. 2018 hatte sich der damalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, für die ein Jahr darauf anstehenden Europawahlen vorgenommen, größtmögliche Bürgernähe zu demonstrieren. Er entdeckte die zweimal jährliche Fummelei an den Uhren und schlug – nach einer öffentlichen Befragung, die keine war, weil man nicht befragt wurde, sondern ungefragt antworten sollte – vor, dass man das doch besser regeln könne. Das Europäische Parlament war begeistert.
Dann aber tat Juncker etwas, das dazu führte, dass seither zweimal im Jahr die immer gleiche Geschichte erzählt wird. Er beauftragte die Mitgliedstaaten nämlich, zwischen Sommerzeit und Winterzeit zu wählen. In den Regierungshauptstädten hatte allerdings niemand wirklich Lust, sich mit dem zwar populären, aber vertrackten Thema zu befassen. Man stelle sich nur vor, dass ein Land wie die Bundesrepublik sich auf eine ewige Sommerzeit festlegen würde, dann aber – angesichts abweichender Wünsche aus der Nachbarschaft – die Winterzeit nehmen müsste.
Zeitumstellung: Die Begeisterung für die Sommerzeit hat sich gelegt
Schnell war also klar: Einen europäischen Flickenteppich dürfe es nicht geben. Auch dieser Satz wird nun immer wiederholt, wenn begründet werden soll, warum sich in der Frage der Zeitumstellung nichts tut. Und es wird sich auch weiter nichts bewegen.
Erstens beschäftigen die EU gerade andere Sorgen. Zweitens hat sich die anfängliche Begeisterung für eine dauerhafte Sommerzeit gelegt. Weil eine andere Uhrzeit noch keinen Sommer macht. Und weil man sich mit der aktuellen Praxis arrangiert hat. So bleibt alles beim Alten, allen ernst zu nehmenden Studien und Einwänden von Medizinern, Psychologen und Unfallforschern zum Trotz, die – ebenfalls zweimal im Jahr – feststellen, dass am Montag nach der Uhrenumstellung die Zahl der Unfälle steigt und die Menschen müde sind.
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