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Ernährung: Fleisch im Internet bestellen: So funktioniert Crowdbutching

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Fleisch im Internet bestellen: So funktioniert Crowdbutching

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    Welche Alternativen gibt es zur Fleischindustrie und ihrer Massentierhaltung?
    Welche Alternativen gibt es zur Fleischindustrie und ihrer Massentierhaltung? Foto: Angelika Warmuth, dpa (Symbolbild)

    Mit gutem Gewissen Fleisch essen. Wie geht das? Die jüngsten Ereignisse haben es einem sicherlich nicht leichter gemacht, unbeschwert in ein Steak zu beißen. Dazu musste man schon den Skandal bei Tönnies und die Berichte der Soko Tierschutz ausblenden. Aber welche Alternativen zur Fleischindustrie und ihrer Massentierhaltung gibt es?

    Eine Möglichkeit könnte das sogenannte Crowdbutching sein. Der Begriff setzt sich zusammen aus Crowdfunding und „Butcher“, dem englischen Wort für Schlachter. Beim Crowdfunding finanzieren viele Menschen mit kleineren Beträgen gemeinsam ein Projekt. Nun geht es beim Crowdbutching aber nicht darum, dass viele Menschen zusammen ein Tier schlachten.

    Crowdbutching: Fleisch vom Bauer im Internet bestellen

    Vielmehr steckt dahinter ein einfaches Prinzip: Bauern bieten ihr Tier auf einer Internetplattform zum Verkauf an. Wer Lust auf Fleisch oder Wurst hat, kann sich entsprechende Anteile an diesem Tier als Paket bestellen. Zur Auswahl stehen neben Rindern, Schweinen und Hühnern auch Gänse oder gelegentlich Wild. Erst wenn tatsächlich alle Teile des Tieres verkauft sind, wird es geschlachtet und in einem gekühlten Paket an die Kunden versandt. Solche und ähnliche Modelle bieten beispielsweise Besserfleisch.de, Meinbiorind.de und Kaufnekuh.de an.

    „Wir wollen Angebot und Nachfrage zu hundert Prozent in Übereinstimmung bringen, damit keine Lebensmittel verschwendet werden“, sagt Laura Bartels, Kommunikationsmanagerin von Kaufnekuh.de. Das Online-Portal gehört zusammen mit weiteren Marken, auf denen Schweine, Hühner und Gänse nach dem gleichen Prinzip angeboten werden, zum Unternehmen Grutto.com. Die Idee dazu hatte der gebürtige Niederländer Berend te Voortwis. 2015 konnte te Voortwis die erste Kuh online über Kaufnekuh.de anbieten.

    Schwerpunkt liegt in Bayern und Baden-Württemberg

    In Deutschland hat Grutto.com seinen Schwerpunkt auf den Süden gelegt. Das Unternehmen kooperiert in Bayern und Baden-Württemberg mit rund 80 Landwirten. Je ein Schlachthof in Überlingen am Bodensee und im unterfränkischen Aub schlachten Kühe und Schweine, Geflügel wird in Holzheim verarbeitet. Der Versand erfolgt direkt aus den Schlachtbetrieben. Und auch ungenießbare Teile der Tiere finden ihre Verwendung: Aus Innereien wird Tierfutter hergestellt, Fell und Haut gehen laut Kaufnekuh.de an Gerber.

    Die Höfe der Bauern liegen im näheren Umkreis der Schlachtbetriebe. So soll den Tieren ein langer Transport zum Schlachter erspart werden. Bei der Bestellung kann der Kunde sehen, von welchem Bauern das Fleisch kommt, das er sich gerade in den Warenkorb legt. Auch Details zu Rasse, Haltung und Fütterung sind dort angegeben. „Wir wollen damit ein Gegenentwurf zum Fleisch aus dem Supermarkt und vom Metzger sein“, erklärt Laura Bartels.

    Was kostet eine Lieferung bei Kaufnekuh.de?

    Beim Bayerischen Bauernverband sieht man in dem Konzept eine Chance, um in Zukunft Kunden und Erzeuger wieder enger zusammenzubringen. Das Prinzip der Direktvermarktung sei aber noch ein zartes Pflänzchen, sagt Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes. Entscheidend sei letzten Endes der Verbraucher. Wenn Portale wie Kaufnekuh.de Erfolg haben, sei es für die Bauern möglich, den Betrieb zukünftig entsprechend neu zu justieren. „Es ist aber noch eine kleine Nische“, sagt Drexler.

    Artgerechtere Tierhaltung, regionale Aufzucht und Schlachtung – das alles gibt es nicht umsonst. Aber was kostet eine Lieferung bei Kaufnekuh.de? Das „Classic Maxi Paket“ enthält 6,5 Kilogramm Fleisch und Wurst und liegt insgesamt bei 99,95 Euro. Darunter sind beispielsweise zwei 120-Gramm-Filetsteaks oder zwei 240-Gramm-Roastbeefs. Der größere Bestandteil sind Zubereitungen aus Hackfleisch wie Hamburger, Würste und Hackfleisch pur, die rund zwei Drittel der Bestellung ausmachen. So kostet ein Kilo Rindfleisch in diesem gemischten Paket 15,38 Euro. Ein ähnliches Paket in der Bio-Variante können sich Kunden für 139,95 Euro liefern lassen.

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