Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Ermittlungen: Vermisste Maddie McCann: Das Ende aller Hoffnung?

Ermittlungen

Vermisste Maddie McCann: Das Ende aller Hoffnung?

    • |
    Gerry und Kate McCann im Juni 2007: Damals zeigten sie in Berlin bei einer Pressekonferenz ein Foto ihrer Tochter Madeleine.
    Gerry und Kate McCann im Juni 2007: Damals zeigten sie in Berlin bei einer Pressekonferenz ein Foto ihrer Tochter Madeleine. Foto: Sören Stache, dpa

    Es war die größte und teuerste Polizeioperation, die Scotland Yard jemals im Ausland gestartet hat: Jahrelang suchten die Fahnder der angesehenen Londoner Polizeibehörde an der portugiesischen Algarve nach Madeleine McCann. Jenem dreijährigen Mädchen aus dem britischen Ort Rothley, das am 3. Mai 2007 im Ferienort Praia da Luz verschwand und dessen Fall zum bekanntesten Vermisstenfall der Kriminalgeschichte wurde. Doch der riesige Fahndungsaufwand war vergeblich, alle Spuren verliefen im Sand. Maddie blieb verschwunden.

    Ermittlungen sollen eingestellt werden

    Nun kündigte Scotland-Yard-Boss Bernard Hogan-Howe an, dass die Ermittlungen „in den nächsten Monaten“ eingestellt werden. Soweit nicht doch noch ein Wunder eintrete und die allerletzte Spur, der seine Beamten derzeit nachgingen, neue Erkenntnisse bringe. Auch wenn Polizeichef Hogan-Howe zu dem kleinen Hoffnungsschimmer keine Einzelheiten bekannt gab, berichteten britische Medien, dass derzeit eine Einbrechergruppe unter die Lupe genommen werde, die im Tatzeitraum in Madeleines Ferienort aktiv gewesen sei. Diese Verdächtigen seien zwar früher schon einmal verhört worden, doch nun habe die

    Der rätselhafte Fall Maddie McCann

    Das mysteriöse Verschwinden des dreijährigen britischen Mädchens Madeleine «Maddie» McCann vor mehr als sechs Jahren in Portugal ist bis heute nicht geklärt.

    3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste.

    Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage beim Abendessen. Ihre drei Kinder ließen sie schlafend zurück.

    7. Mai: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit.

    Fotos der blonden Maddie gehen um die Welt. Kurz darauf ruft Fußballer David Beckham zur Hilfe auf. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus.

    15. Mai: Die Polizei verdächtigt einen Briten. Er bestreitet die Vorwürfe.

    5. August: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Spuren stammen aber wahrscheinlich nicht von dem Mädchen.

    Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf die Eltern und deren Bekannte.

    6. September: Beide Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medien zufolge geht die Polizei davon aus, dass es ein «Unglücksfall» war und sie die Leiche verborgen haben.

    Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.

    Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine gemacht. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.

    Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit der US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.

    März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungs-Unterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.

    März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler Gonçalo Amaral über den Fall geschrieben hat.

    Er vertritt im Kern die These, dass das Kind im Jahr 2007 bereits im Urlaubshotel der Familie in Portugal gestorben ist und nicht entführt wurde. Die Eltern hätten etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt.

    Mai 2011: Die Mutter Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte.

    In den Memoiren beschreibt sie unter anderem ihre Qualen und Zerrissenheit nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten.

    Mitte Mai 2011 kündigt die britische Polizei an, den Fall erneut zu untersuchen. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft, kündigt Premierminister David Cameron an.

    April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie möglicherweise noch am Leben ist. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.

    Juli 2013: Scotland Yard gibt nicht auf: Bei weiteren Untersuchungen will die Polizei 38 «Personen von Interesse» überprüfen.

    Oktober 2013: Die Polizei geht nochmals in eine Ermittlungsoffensive. Die Beamten wollen anhand von Telefondaten alle Personen identifizieren, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens Maddies aus der Ferienanlage in dem Ort befunden haben.

    Demzufolge wird nicht ausgeschlossen, dass die Einbrecher auch in jenes Ferienappartement eindrangen, in dem Madeleine und ihre beiden jüngeren Geschwister schliefen, als ihre Eltern in einem nahen Restaurant beim Abendessen saßen. Der Verdacht lautet: Diese Einbrecher könnten Madeleine verschleppt haben. Vielleicht, um das kleine blonde Mädchen mit den blauen Augen an einen Kinderschänder-Ring oder an eine Adoptions-Mafia zu verkaufen. Oder um eine Zeugin, die sie wiedererkennen könnte, aus dem Weg zu räumen.

    In den vergangenen Jahren hatte die Sonderkommission aus 30 Scotland-Yard-Spezialisten zusammen mit der portugiesischen Polizei im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein im Urlaubsort Praia da Luz umgedreht. Um Spuren oder im schlimmsten Falle die sterblichen Überreste Madeleines zu finden. Mehr als 60 mutmaßliche Verdächtige wurden ausfindig gemacht – darunter etliche polizeibekannte Sexualstraftäter. Die Beamten gingen über 8000 Hinweisen von Bürgern nach, die Madeleine irgendwo in der Welt, sogar in Australien, lebend gesehen haben wollten. Alle Hinweise erwiesen sich als falsch. Ein jedes Mal schöpften Maddies Eltern Hoffnung, ein jedes Mal wurden sie enttäuscht.

    Sogar Eltern von Maddie verdächtigt

    Zu Beginn der Ermittlungen im Mai 2007 hatte Portugals Polizei Madeleines Eltern, Gerry und Kate McCann, sogar verdächtigt, in den Fall verwickelt zu sein. Der damalige Chefermittler Gonçalo Amaral veröffentliche ein Buch mit dem Titel „Die Wahrheit über die Lüge“. Darin behauptet er, dass das Mädchen bei einem Unfall im Ferienappartement umgekommen sei und die McCanns die Leiche beseitigt hätten. Die portugiesische Kripo musste sich aber, nachdem es für diese Theorie keine Beweise gab, offiziell entschuldigen.

    Die Eltern streiten sich bis heute vor Gericht mit Amaral und fordern Schadenersatz von ihm. Sie sind immer von einer Entführung ausgegangen. Und sie sind überzeugt: Madeleine lebt noch. „Wir werden niemals aufgeben“, bekräftigte Kate McCann immer wieder. Inzwischen engagiert sie sich in der britischen Organisation „Missing people“, die sich an der Suche nach Vermissten beteiligt und deren Familienangehörige betreut.

    Sie wolle wenigstens wissen, was damals geschehen sei, sagt die 48-jährige Kate McCann. „Ich will eine Antwort haben, wie auch immer sie lautet.“ Madeleine wird am 12. Mai 13 Jahre alt. Oder sie wäre es geworden, wer weiß...

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden