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Erdogan-Gedicht: Viel Beistand für Jan Böhmermann bei Anne Will

Erdogan-Gedicht

Viel Beistand für Jan Böhmermann bei Anne Will

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    Anne Will ging am Sonntagabend auch der Frage nach, ob Jan Böhmermann mit seinem Erdogan-Gedicht zu weit gegangen ist.
    Anne Will ging am Sonntagabend auch der Frage nach, ob Jan Böhmermann mit seinem Erdogan-Gedicht zu weit gegangen ist. Foto: Karlheinz Schindler (dpa), Archivbild

    Jan Böhmermann soll für sein Schmähgedicht über Recep Tayyip Erdogan bestraft werden. Das fordert die türkische Regierung. Die Bundesregierung werde dies sorgfältig prüfen und zügig entscheiden, wie mit dem türkischen Verlangen nach Strafverfolgung umzugehen sei, hieß es am Sonntag.

    Jan Böhmermann und seine "Schmähkritik" Thema bei Anne Will

    Auch in der ARD-Sendung "Anne Will" waren Jan Böhmermann und sein Gedicht am Abend Thema. "Lange wurde nicht mehr so viel über Pressefreiheit gesprochen", sagte die Gastgeberin am Sonntagabend. Und sie stellte die Frage: "Geht es nur um Böhmermanns Schicksal oder um die Presse- und Meinungsfreiheit?"

    Der Satiriker hatte die "Schmähkritik" am 31. März in seiner Show "Neo Magazin Royale" präsentiert - und vorher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass so etwas in Deutschland nicht erlaubt sei. Anlass für das Schmähgedicht war Erdogans Protest gegen einen Satire-Beitrag des NDR-Fernsehmagazins "extra 3". Nach eigenen Worten wollte Böhmermann daraufhin an einem praktischen Beispiel erklären, was in Deutschland von der Satire-Freiheit gedeckt sei und was nicht.

    Eine Einladung in Anne Wills ARD-Talk schlug Jan Böhmermann aus. Auch "extra 3"-Moderator Christian Ehring sagte seine Teilnahme an der Sendung mit dem Titel "Streit um Erdogan-Kritik - Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?" ab, wie eine Sprecherin von Anne Will vorab bestätigte.

    Stattdessen diskutierte bei Anne Will unter anderem der Kabarettist und Autor Serdar Somuncu. Er stellte sich klar auf die Seite von Jan Böhmermann: "Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sagt, wir haben hier eine Presse-, Meinungs- und Satire-Freiheit. Dass sie erklärt, dass man sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischt."

    Streit um Böhmermanns Gedicht - Unterwirft sich die Bundesregierung der Türkei?

    Elmar Brok von der CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments, verteidigte einerseits Erdogans Würde. Andererseits erklärte er aber auch, dass ein Eingriff durch diesen nicht möglich sei.

    Macht sich dieser Tage rar: Jan Böhmermann.
    Macht sich dieser Tage rar: Jan Böhmermann. Foto: Henning Kaiser (dpa)

    Dass der Beitrag in der Mediathek hätte bleiben müssen, sagte Sevim Dağdelen (Die Linke), Sprecherin für Internationale Beziehungen der Bundestagsfraktion. Die Kanzlerin habe sich "als Klägerin und Richterin" aufgespielt. Sie habe Erdogan "unsere Grundrechte auf dem Silbertablett präsentiert." Die Bundesregierung unterwerfe sich der Türkei - wohl auch, weil sie in der Flüchtlingskrise unter Druck stehe.

    Fatih Zingal, Stellvertretender Vorsitzender der Union Europäisch-Türkischer Demokraten legte gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen einen schwarzen Kranz vor dem ZDF in Mainz nieder - als Protest gegen Jan Böhmermanns Beitrag. Auch sollen einige Vorstandsmitglieder Jan Böhmermann angezeigt haben. Zingal sagte bei Anne Will: "Das war bewusst beleidigend. Die Grenze ist mit Paragraph 103 klar aufgezeigt."

    Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sagte, Jan Böhmermann sei die Schmähkritik nach wissenschaftlichen Maßstäben gelungen und forderte ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zur Meinungsfreiheit.

    Somuncu und Brok liefern sich Rede-Duell bei Anne Will

    Das Rede-Duell des Abends lieferten sich Somuncu und Brok. Der CDU-Politiker hielt dem Kabarettist bei "Anne Will" vor: "Die Bundeskanzlerin hat das Recht, etwas gut oder schlecht zu finden. Das heißt doch nicht, dass man etwas ablehnt." Somuncu hielt an seiner Kritik fest: "Wir sind ja nicht doof. Die Kanzlerin hat einen Deal mit Erdogan in der Flüchtlingskrise. Schon geht denen im Kanzleramt die Düse." Brok wehrte sich: "Sie nutzen die Sorge um die Pressefreiheit, weil Sie gegen diesen Deal sind. Daraus entsteht keine Erpressbarkeit."

    "Anne Will" auf Twitter

    Auch in den sozialen Netzwerken wurde der ARD-Talk am Abend eifrig diskutiert. Viele hatten Humorvolles beizutragen. Viele andere standen mit ihren Aussagen Jan Böhermann einfach nur bei.

    AZ

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