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Erdbeben in Nepal: "Alles ist zerstört": Wie eine Studentin das Beben in Nepal erlebte

Erdbeben in Nepal

"Alles ist zerstört": Wie eine Studentin das Beben in Nepal erlebte

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    In Kathmandu beobachtet eine Frau die Aufräumarbeiten an einem durch das Beben zerstörten Tempel.
    In Kathmandu beobachtet eine Frau die Aufräumarbeiten an einem durch das Beben zerstörten Tempel. Foto: Abir Abdullah (dpa)

    Es sollten vier Monate mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken werden. Am 1. März 2015 reiste Lisa Radda nach Nepal. Sechs Wochen arbeitete sie für das Lifestyle-Magazin "Movers and Shakers", vier Wochen wollte sie dann als Volunteer in Pokhara als Englischlehrerin arbeiten. Ihren Aufenthalt hatte die gebürtige Österreicherin über eine Organisation in Salzburg gebucht. Doch mit dem Erdbeben am 25. April 2015 kam es anders als geplant.

    Lisa Radda: Während des Erdbebens gingen mir keine Gedanken durch den Kopf

    Am Tag des Erdbebens war sie mit drei anderen Volunteers im Touristenstadtteil Thamel von Kathmandu unterwegs. Hier findet Samstags ein Farmermarket statt. Ein beliebter Treffpunkt, vor allem für Europäer. "Ich wollte zum Friseur", sagt Lisa. Zu dem Zeitpunkt war es ungefähr 11.30 Uhr. Das Erdbeben fand kurz vor 12 Uhr statt. "Plötzlich sah ich wie ein Auto fast eine Frau umfährt und dachte mir nur, 'Was ist denn mit dem

    Sie standen mitten auf der Straße. Lisa und ihren Freunden war klar, sie mussten sich in Sicherheit bringen. "Ich wusste in dem Moment nicht, dass es sich um ein Erdbeben handelt. Ich dachte nur 'Was passiert um mich herum?'" Während des Bebens gingen Lisa keinerlei Gedanken durch den Kopf. Auch kann sie sich kaum an ihre Gefühle erinnern. "Man ist wie auf Autopilot geschaltet. An das Erdbeben an sich kann ich mich kaum erinnern. Erst danach habe ich realisiert, was passiert ist."

    Plötzlich bricht eine Massenpanik aus

    Die rund 90 Sekunden, die das Erdbeben andauert, stand Lisa unter Schock. Vielleicht war das ihr Glück, denn so handelten sie und ihre Freunde rational. "Erst danach kamen mir die Tränen. Überall waren Glasscherben, Dinge lagen am Boden, Stände waren umgefallen und Leute lagen auf der Straße", erinnert sie sich.

    Einer ihrer Begleiter, Peter, reagierte nach dem Beben als Erster: "Wir müssen hier unbedingt raus". Fast hatten sie das Ende des Stadtteils Thamel erreicht, als sie an eine großen Kreuzung kamen. "Plötzlich brach eine Art Massenpanik aus. Alle fingen an zu laufen. Wir auch", erinnert sich die Studentin. An der Kreuzung blieben die Vier schließlich einige Zeit sitzen. "Wir haben dort ganz lange gesessen und gewartet." Hier war es sicher, denn es gab keine Häuser oder Bäume. Mit ihnen saßen noch viele andere Touristen und Nepalesen. "Eine Frau, die ursprünglich aus Tibet stammt, kam zu uns und fing an, uns zu beruhigen", sagt Lisa.

    Nach dem Beben brach das Kommunikationsnetz zusammen

    Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Erdbeben gab es ein Nachbeben. Sie befanden sich bereits zu Fuß auf dem Weg zur Unterkunft in Bashadara. "Wir hätten gar kein Taxi nehmen können. Die wurden alle als Hilftransporter genutzt, um Verletzte ins Krankenhaus zu bringen", sagt Lisa. "Wir hatten Glück, dass in dem Moment eine große Wiese mit freier Fläche in unserer Nähe war."

    Am Samstag versuchte sie dann ihre Eltern zu erreichen. Am Flughafen und am Konsulat konnten sie niemanden erreichen, weil das Kommunikationsnetz komplett ausgefallen war. Einen Rückflug konnten ihre Eltern ihr nur von zu Hause aus organisieren.

    Lisa Radda will versuchen von Europa aus zu helfen

    Die Tage nach dem Erdbeben schliefen Lisa und ihre Volunteer-Kollegen im Freien. Es wäre zu gefährlich gewesen, in Häusern zu übernachten. Die Nepalesen waren alle sehr freundlich: "Sie teilten ihren Tee oder Reis mit uns. Und das, obwohl sie selbst kaum etwas haben." Das war besonders beeindruckend für die junge Frau: Trotz des ganzen Leids und Chaos waren die Menschen in Nepal alle sehr hilfsbereit.

    Lisa Radda gibt zu bedenken, dass momentan auch noch Regenzeit in Nepal herrscht. Man sollte also so schnell wie möglich helfen. Sie hat selbst miterlebt, wie am Flughafen ein Flugzeug von der US-Airforce in kürzester Zeit ausgeräumt wurde, damit neue Hilfsmittel geliefert werden können.

    Gestern landete die 23-Jährige in Luxemburg, wo ihre Eltern seit drei Jahren wohnen. "Ich war sehr erleichtert, als ich gestern endlich gelandet bin." Lisa will nun helfen - von Europa aus. Für Touristen sei Nepal momentan kein Ort. "Alles ist zerstört."

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