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Erdbeben-Katastrophe: Haiti: Tausende hilflose Kinder irren durch die Straßen

Erdbeben-Katastrophe

Haiti: Tausende hilflose Kinder irren durch die Straßen

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    Tausende traumatisierte Kinder irren allein und hilflos durch Haitis Straßen.
    Tausende traumatisierte Kinder irren allein und hilflos durch Haitis Straßen. Foto: ljm

    Hilflos und allein: Nach dem schweren Erdbeben in Haiti irren tausende traumatisierte obdachlose Kinder durch die Straßen. In Kinderheimen ist die Lage katastrophal und spitzt sich weiter zu, berichteten Helfer und Experten. Tausende obdachlose Kinder sind ohne jegliche Betreuung.

    Haiti hat als ärmstes Land Amerikas auch eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt - etwa 40 Prozent der Einwohner sind Statistiken zufolge jünger als 15 Jahre.

    Rettungsaktion: Frankreich und die Niederlande haben nun damit begonnen, Adoptivkinder aus dem chaotischen Haiti auszufliegen. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sagte: "Wir kümmern uns um alle Kinder" - nicht nur um die adoptierten. Vorrang hätten verletzte Kinder.

    Nach Angaben des Vereins Haiti-Kinderhilfe muss vor allem den Kindern geholfen werden, die nicht bei ihren Eltern leben, sondern zum Arbeiten in andere Familien geschickt wurden. Sie würden von niemandem gesucht oder versorgt, sagte

    Stephan Krause

    , Vorsitzender der Haiti-Kinderhilfe e.V..

    Der Verein vermittelt seit 1993 Patenschaften und finanziert den Bau und die Erweiterung von Schulen oder Krankenhäusern. Er wurde von deutschen Familien, die Kinder aus Haiti adoptiert haben, gegründet.

    Eine anständige Versorgung könne nur außerhalb der zerstörten Hauptstadt gewährleistet werden, sagte Krause. "In Gonnaïves im Norden der Insel gibt es beispielsweise ein Waisenhaus, das nicht zerstört ist. Die hätten Kapazitäten frei", sagte Krause. Allerdings könnten auch dort nicht alle versorgt werden.

    Die Kinderhilfsorganisation World Vision berichtete am Montag von einem völlig überfüllten Waisenhaus in Delmas im Großraum Port-au- Prince, in dem Kinder seit zwei Tagen ohne Wasser waren.

    "Als wir Hilfe brachten, streckten uns dutzende Kinder ihre Arme entgegen. Die meisten sind erschöpft, viele leiden unter Krankheiten wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Hautausschlag. Die Waisenhaus- Leitung hatte aus Verzweiflung Wasser aus einem naheliegenden Fluss geholt und es abgekocht", sagte Mitarbeiter James Addis laut Mitteilung.

    Ein Mitarbeiter der Organisation Plan International Deutschland e.V., der Trauma-Experte Dr. Unni Krishnan, sagte laut Mitteilung über die Situation der Kinder: "Wir müssen ihnen psychologische Hilfe geben. Nach dem was, passiert ist, wissen die Mädchen und Jungen nicht, wohin mit ihrer Ungewissheit und Trauer. Sie suchen ihre Eltern und Geschwister - ihre Not hier ist kaum zu erfassen."

    Frankreich

    will alle von Franzosen adoptierten Kinder schnell aus

    Haiti

    ausfliegen. Dafür müssten aber alle Papiere in Ordnung sein, sagte Entwicklungsstaatssekretär

    Alain Joyandet

    am Montag dem Sender Europe-1, Zahlen nannte er nicht.

    Elternvereinen zufolge laufen jedoch zurzeit 1200 bis 1500 Anträge. Jedes Jahr werden tausende Kinder aus Haiti von ausländischen Eltern adoptiert, was dem Land bereits den Vorwurf einbrachte, Kinderhandel zu betreiben. Das wichtigste Aufnehmerland ist Frankreich.

    Auch die

    Niederlande

    wollen 109 Adoptivkinder mit einem Charter- Flugzeug in Sicherheit bringen. "Wir machen uns große Sorgen und wollen die Kinder so schnell wie möglich rausholen", sagte

    Letje Vermunt

    , die Sprecherin der Niederländischen Stiftung für Adoption (NAS). Die Rettungsaktion wird von der niederländischen Regierung unterstützt, berichtete die Zeitung "Trouw" am Montag.

    dpa

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