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Elsaß: Tornado wütet im Atomkraftwerk-Dorf Fessenheim

Elsaß

Tornado wütet im Atomkraftwerk-Dorf Fessenheim

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    Ein kleiner Tornado hat in Fessenheim im Elsaß erhebliche Schäden angerichtet. Das Kernkraftwerk war davon nicht betroffen. Archivbild
    Ein kleiner Tornado hat in Fessenheim im Elsaß erhebliche Schäden angerichtet. Das Kernkraftwerk war davon nicht betroffen. Archivbild Foto: Christophe Karaba dpa

    Ein kleiner Wirbelsturm ist durch die elsässischen Kernkraftwerksgemeinde Fessenheim gefegt und hat dabei erhebliche Schäden angerichtet. Wie es aus dem Rathaus von

    Wirbelsturm wütet fünf Kilometer vom Atomkraftwerk entfernt

    Gefahrenquellen für Atomkraftwerke

    In Japan stand ein Erdbeben mit anschließendem Tsunami am Anfang der Ereignisse, die zur Atomkatastrophe in Fukushima führten. Auch in Europa gibt es Meiler in seismisch aktiven Zonen, etwa im französischen Fessenheim direkt an der deutschen Grenze.

    Ein Tsunami wie in Japan ist in Europa eher unwahrscheinlich. Allerdings sind auch hierzulande Überflutungen denkbar. Wasser ist für Atomanlagen gefährlich, weil es die aus Dieselgeneratoren und Batterien bestehende Notstromversorgung lahmlegen kann. Deiche gehörten zum wichtigsten Schutz gegen diese Gefahr, heißt es in einem aktuellen Arbeitspapier der Vereinigung der Westeuropäischen Atomaufsichtsbehörden (WENRA).

    Das WENRA-Papier zählt als Risiken auch Sturm und starke Regenfälle sowie die Kombination mehrerer Extremwetterlagen auf. Atomexperte Heinz Smital von Greenpeace sieht auch in Waldbränden eine Gefahr, die sich beispielsweise im vergangenen Sommer bei den Großfeuern in Russland gezeigt habe. Denn der dichte Rauch könne dazu führen, dass Notstromdiesel-Generatoren wegen Sauerstoffmangels nicht ansprängen.

    Terrorangriffe sind deshalb so brisant, weil sich Täter gezielt den Kern einer Atomanlage, den Reaktordruckbehälter, vornehmen könnten. Dadurch ist nach den Worten von Atomexperten Smital «eine Zerstörung möglich, die sonst nicht erreicht werden kann». Bei einem Angriff könnten in kürzester Zeit riesige Mengen Strahlung frei werden, während sich die Freisetzungen in Tschernobyl und Fukushima vergleichsweise begrenzt und langsam abgespielt hätten.

    Das Risiko von Cyberattacken auf Atomkraftwerke geriet 2010 durch den Computerwurm Stuxnet ins Rampenlicht. Stuxnet wurde laut «New York Times» von den USA und Israel entwickelt, um das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Dass private Hacker einen atomaren GAU auslösen können, hält Frank Rieger vom deutschen Chaos Computer Club für «ziemlich unwahrscheinlich». Bislang seien solche Risiken aber offenbar noch nicht detailliert erforscht, meint Rieger.

    Die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes auf ein Atomkraftwerk lässt sich zumindest annähernd vorhersagen, indem Flugrouten, allgemeine Unfall-Zahlen sowie die potentielle Trefferfläche ins Kalkül gezogen werden. Die kuppelartige Form des Betonmantels vieler Reaktorgebäude sorgt dafür, dass die Trefferfläche für einen möglichen Frontalaufprall gering ausfällt.

    Die Höhe eines Risiko bemisst sich nach zwei Dingen: der Wahrscheinlichkeit, dass das befürchtete Ereignis eintritt, und dessen Schwere. Das Risiko kann also auch dann hoch sein, wenn das Ereignis sehr unwahrscheinlich ist, aber die Folgen immens wären. Ob allerdings auch extrem unwahrscheinliche Ereignisse - wie beispielsweise ein Satellitenabsturz - bei den europäischen Akw-Tests eine Rolle spielen sollten, sei letztlich keine wissenschaftliche, sondern eine gesellschaftspolitische Frage, hieß es aus deutschen Fachkreisen.

    Menschen wurden nicht verletzt. Die 2000-Seelen-Ortschaft liegt fünf Kilometer vom gleichnamigen Atomkraftwerk entfernt. Beim AKW blieb es fast windstill.

    Der Windstoß mit heftigem Regen dauerte nur wenige Minuten und raste hauptsächlich durch zwei Straßen - das war allerdings genug, um Bäume zu entwurzeln, Dächer abzudecken und Mauern einzureißen. Die Feuerwehr hat im Großeinsatz die schwersten Schäden provisorisch repariert.

    Das Kernkraftwerk Fessenheim, das älteste Frankreichs, soll bis Ende 2016 abgeschaltet werden. dpa/AZ

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