Als 1981 Josef Matula zum ersten Mal im ZDF erschien, regierten noch die Patriarchen: Siegfried Lowitz spielte Kommissar Erwin Köster in "Der Alte", Horst Tappert Kommissar Stephan Derrick in "Derrick". Und auf einmal kam ein in seiner Frankfurter Single-Wohnung Billard spielender Detektiv cool an der Seite eines Rechtsanwalts daher - "Ein Fall für zwei" wirkte Anfang der 80er Jahre wie eine Verheißung auf flottere Zeiten.
An Karfreitag ist endgültig Schluss für Detektiv Matula. Sein Darsteller Claus Theo Gärtner will nach 300 Folgen nun lieber um die Welt reisen
Mit Gärtner geht wohl auch die Krimireihe
"Letzte Worte" heißt die letzte Folge der Krimiserie. Vermutlich wird das Format dauerhaft verschwinden: Das hat das ZDF zumindest angekündigt, nachdem Gärtner seinen Abschied bekanntgegeben hatte. Ohne Gärtnerdürfte "Ein Fall für zwei" auch nicht mehr funktionieren: Seinen Namen und sein Gesicht kennen auch noch diejenigen, die sich längst vom Freitagabendkrimi des ZDF verabschiedet haben. Gärtners derzeitigen Kompagnon als Anwalt, Paul Frielinghaus, ist dagegen nur noch den bis zum Schluss treuen Zuschauern vertraut.
Frielinghaus ist nach Günter Strack, Rainer Hunold und Mathias Herrmann der vierte Anwalt, für den der Detektiv Matula auf mehr oder minder legale Weise Ermittlungen anstellte. Um die fünf Millionen Zuschauer sahen dabei am Ende noch zu und brachten dem ZDF für einen Freitagabend eine ordentliche Quote - von den an die 20 Millionen Zuschauern, die "Ein Fall für zwei" in seinen Anfängen hatte, können Fernsehmacher aller Sender heute nur träumen.
70 Jahre Claus Theo Gärtner: Ein Rückblick
Gärtner wird knapp einen Monat nach Ausstrahlung der letzten Folge - am 19. April - 70 Jahre alt. Der Sohn eines Kaufmanns und einer Ballettmeisterin spielte schon als Kind im Ruhrgebiet in den ersten Laientheatern. Nach der Schulausbildung ging er zur Musik- und Schauspielschule in Braunscheig und Hannover und begann nach dieser Ausbildung bald eine Theaterlaufbahn.
Ab dem Ende der 60er Jahre spielte Gärtner auch immer wieder im Fernsehen, 1972 hatte er im Thriller "Zoff" an der Seite von Dieter Krebs, Jürgen Prochnow und Hildegard Krekel seine erste Filmrolle. Für die erhielt er gleich den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler. Offen bleibt, wie sich Gärtners Karriere entwickelt hätte, wenn er sich nicht so auf den Privatdetektiv Matula festgelegt hätte.
1981 unterschrieb Gärtner zunächst auf einem Bierdeckel für längstens hundert Folgen - und sollte doch fortan mit kleinen Ausnahmen nie wieder etwas anderes spielen als den Detektiv, der für die Rechtsanwälte die Zuarbeit macht. Nur Mitte der 90er Jahre überlegte der Hobby-Rennfahrer kurzzeitig, hinzuschmeißen und Profi-Rennfahrer zu werden.
Matula - der ewige Erste
Obwohl Gärtner gerade zu Beginn der Serie die dem Rechtsanwalt gegenüber klar untergeordnete Rolle einnahm, sah er sich schon lange nicht als Beiwerk, sondern als Hauptfigur. "Wieso der ewige Zweite? Ich bin der ewige Erste", sagte Gärtner einmal selbstbewusst dem "Spiegel". Er brachte Action rein: Fans zählten, dass er in den ersten 200 Folgen 37 Mal verprügelt wurde.
Aber ohne den Rechtsanwalt als Mitspieler für den Doppelpass in den Ermittlungen hätte Detektiv Matula wohl auch nicht funktioniert - die Kombination wurde zu einem bewährten und dadurch wohl auch beliebten Strickmuster. Denn obwohl Kritiker schon seit langem zu holzschnittartige Charaktere bemängelten, blieben die Zuschauerzahlen über die Jahrzehnte gut.
Gärtner, der in dritter Ehe mit der 35 Jahre jüngeren Sarah verheiratet ist, sieht seinen Ausstieg bei "Ein Fall für zwei" nicht als sein Karriereende. Er will jetzt aber zunächst mit einem zum Wohnmobil umgebauten 12,5-Tonner mit Allradantrieb um die Welt reisen.
Aus der ganz alten Krimi-Garde gibt es im ZDF jetzt nur noch einen: Michael Ande spielte schon 1977 beim "Alten" mit und ist, allerdings als deutlich untergeordnete Figur, bis heute dabei.
(Ralf Isermann/afp)