Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Eduard Zimmermann: "Aktenzeichen XY"-Erfinder: Ganoven-Ede war selbst ein Dieb

Eduard Zimmermann

"Aktenzeichen XY"-Erfinder: Ganoven-Ede war selbst ein Dieb

    • |
    So liebten ihn Millionen von Zuschauern. Eduard Zimmermann (hier in einer Sendung aus dem Jahr 1970), wie er mit ernster Stimme echte Kriminalfälle anmoderierte.
    So liebten ihn Millionen von Zuschauern. Eduard Zimmermann (hier in einer Sendung aus dem Jahr 1970), wie er mit ernster Stimme echte Kriminalfälle anmoderierte. Foto: Manfred Rehm, dpa

    Er war der Ganovenjäger der Nation und erfand mit seiner Fahndungssendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ das Realityfernsehen in Deutschland: Eduard Zimmermann (1929–2009). Am 4. Februar wäre der vor zehn Jahren gestorbene Moderator, der als „Ganoven-Ede“ Fernsehgeschichte schrieb, 90 Jahre alt geworden. Mit der auf realen Kriminalfällen basierenden ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ brachte er 1967 eines der langlebigsten und erfolgreichsten Formate ins deutsche Fernsehen und wurde dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

    Mit seiner markanten Hornbrille und stets ernster Miene führte Zimmermann 30 Jahre durch die Kultsendung, die heute von Rudi Cerne moderiert wird. Er half damit der Polizei mit der Auswertung von Zuschauerhinweisen bei der Festnahme unzähliger Straftäter. Bei seinem Abschied wurde Eduard Zimmermann als ein Pionier des Realityfernsehens und auch des Opferschutzes in Deutschland gewürdigt. Er hatte 1976 die Organisation „Weißer Ring“ mitgegründet, die Kriminalitätsopfer und ihre Familien unterstützt.

    Eduard Zimmermann: "Auch ich war ein Gauner"

    Was viele lange Zeit nicht ahnten: Der stocknüchterne Moderator mit Brille, der „Aktenzeichen XY“ stets mit den Worten „Guten Abend, verehrte Zuschauer“ eröffnete, hatte vor Beginn seiner Fernsehkarriere einen durchaus schillernden Lebenslauf vorzuweisen. Der am 4. Februar 1929 in München geborene Zimmermann hatte sich nicht nur nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Zirkus und als Garderobier des Filmstars Willy Fritsch verdingt, sondern auch als Dieb und Schwarzmarkthändler durchgeschlagen, wie er später in seiner Autobiografie „Auch ich war ein Gauner“ bekannte. Außerdem war Zimmermann selbst im Gefängnis gesessen, nachdem er 1950 in der Sowjetischen Besatzungszone wegen angeblicher Spionage angeklagt und zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war. Er saß vier Jahre in der berüchtigten Haftanstalt Bautzen hinter Gittern und kam 1954 vorzeitig frei. Danach arbeitete Zimmermann als freier Journalist für Hamburger Zeitungen und später als Redakteur beim NDR und dem ZDF.

    Seinen Durchbruch im Fernsehen feierte Eduard Zimmermann in den sechziger Jahren mit der ZDF-Sendung „Vorsicht Falle! – Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, in der er die Wirtschaftswunder-Deutschen davor warnte, sich ihr sauer verdientes Geld von Trickbetrügern abjagen zu lassen.

    "Aktenzeichen XY": Erste Folge 1967

    Im Oktober 1967 moderierte der Münchner dann die erste Ausgabe von „Aktenzeichen XY“. Die Fahndungssendung ist seitdem nicht mehr aus dem Programm wegzudenken. Zusammengearbeitet wurde nicht nur mit deutschen, sondern auch mit Fahndern in der Schweiz und Österreich – so erinnern sich viele Zuschauer noch gerne an die beliebten Liveschaltungen zu Konrad Toenz in Zürich oder Peter Nidetzky in Wien.

    Schon kurz nach Ende der sechsten Sendung im Juni 1968 konnte dank Zuschauerhinweisen ein Mörder dingfest gemacht werden. Es war der erste von vielen – und manchmal half „Aktenzeichen XY“ auch bei der Lösung spektakulärer Fälle, die ganz Deutschland in Atem gehalten hatten.

    So wurde etwa 2011 nach dem Hinweis eines Mitwissers der Mörder von Lolita Brieger gefasst, die 29 Jahre zuvor spurlos verschwunden war. „Gerade bei Altfällen, den sogenannten ‚cold cases‘, bringt ‚XY‘ oft nach Jahrzehnten den Durchbruch“, sagt Zimmermann-Nachfolger Rudi Cerne stolz.

    Zimmermann moderierte 300 Folgen von "Aktenzeichen XY"

    Eduard Zimmermann moderierte 300 Folgen von „Aktenzeichen XY“ und zog sich 1997 ins Privatleben zurück. Der verheiratete Vater zweier Töchter lebte mit seiner Familie im Alpendorf Leukerbad in der Schweiz und kehrte nach dem Tod seiner Frau 2008 nach München zurück. Dort starb er ein Jahr später, an Demenz erkrankt, in einem Pflegeheim im Alter von 80 Jahren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden