Der Eurovision Song Contest im Mai wird nach einem neuen Punktesystem entschieden. Gravierendste Änderung: Ein Land kann nun nicht mehr maximal zwölf, sondern 24 Punkte an einen Musiker abgeben - wobei nicht gesagt ist, dass diese 24 Punkte auch vergeben werden. Klingt kompliziert? Es ist sogar simpler als früher.
So lief die Punktevergabe beim ESC bisher
Die Stimmabgabe war zweigeteilt in ein Juryvoting und eine Telefonumfrage. Von beiden wurde eine Liste der jeweils ersten zehn Plätze erstellt. Die wurde dann zu einer großen Liste zusammengefügt, die den bekannten Punkten zwölf, zehn, acht et cetera zugeordnet wird. Bei Punktgleichheit entschied das Telefonvoting. In den Liveschaltungen wurden dann die ersten drei Länder erwähnt, die restlichen Platzierungen eingeblendet.
ESC: Noch mehr Punkte beim Eurovision Song Contest
Das System hatte mehrere Schwachstellen. Zum Einen: Gerade bei großen Unterschieden zwischen Telefon- und Juryvoting war es schwierig, das gespaltene Ergebnis entsprechend darzustellen, Punktgleichheit gab es schließlich nicht. Zum Anderen: Es gab immer wieder Musiker, die nur in einer der beiden Abstimmungen Punkte sammelten - und entsprechend im Länderranking als Elfte keine Gesamtpunkte bekamen. Dieses Los traf etwa den deutschen Beitrag von Ann Sophie im vergangenen Jahr mehrfach. Null Punkte hatte sie am Ende, obwohl sie bei einigen Ländern nur knapp an den Punkten vorbeirutschte und in manchen Einzelergebnissen sogar unter den besten zehn lag.
Dieses System soll sich nun ändern. Denn die beiden Rankings - Telefon und Jury - fließen nun getrennt voneinander in die Gesamtwertung, mit jeweils eins bis zwölf Punkten. Maximal kann ein Song also jetzt pro Land 24 Punkte bekommen - die Maximalpunktzahl muss aber nicht unbedingt vom besten Song erreicht werden, wenn sich Jury und Anrufer uneins sind. Hätte es diese Regel schon 2015 gegeben, wäre Ann Sophie mit 29 Punkten auf Platz 25 gelandet - statt einem geteilten 26. Platz mit den ebenfalls punktlosen Österreichern. Auch vorne hätte es eine Verschiebung gegeben. Vorjahres-Zweiter Russland wäre im neuen System hinter den Dritten Italien zurückgefallen.
Weniger Transparenz soll Spannung beim ESC erhöhen
Im Unterhaltungsbereich gibt es ebenfalls eine Änderung. In den Liveschalten werden nur noch die Jury-Ergebnisse angezeigt und dort nur noch der beste Beitrag genannt, der Rest huscht ins Bild.
Und die Telefonvotings? Die werden von den Moderatoren vor Ort gezeigt. Allerdings ohne Angabe, aus welchem Land die Ergebnisse stammen. Das soll man hinterher im Internet erfahren können. Dadurch soll die Spannung erhöht werden, heißt es auf der deutschsprachigen Internetseite des ESC.
Die Abstimmungsverfahren sorgten immer wieder für Kontroversen. Manch eher aussichtsloser Beiträge erhielt in Nachbarländern besonders hohe Punkte. Im Fokus der Kritik standen dabei die Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die Staaten des ehemaligen Jugoslawien und die skandinavischen Staaten. Auch historische Verbindungen zwischen den Staaten führten zu außergewöhnlichen Ergebnissen. Dies ist zumindest beim Telefonvoting nun nicht mehr live nachzuvollziehen.