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ESC 2013: Song Contest: Ein Abend in Malmö mit Dracula, Hipster und Disco-Pop

ESC 2013

Song Contest: Ein Abend in Malmö mit Dracula, Hipster und Disco-Pop

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    Die Finalteilnehmer des Eurovision Song Contest 2013 in der Startreihenfolge (oben, l-r) Amandine Bourgeois (Frankreich), Andrius Pojavis (Litauen), Aliona Moon (Moldau), Krista Siegfrids (Finnland), unten, l-r) Sängerin Raquel del Rosario von ESDM (Spanien), Roberto Bellarosa (Belgien), Birgit Oigemeel (Estland) und Aljona Lanskaja (Weißrussland).
    Die Finalteilnehmer des Eurovision Song Contest 2013 in der Startreihenfolge (oben, l-r) Amandine Bourgeois (Frankreich), Andrius Pojavis (Litauen), Aliona Moon (Moldau), Krista Siegfrids (Finnland), unten, l-r) Sängerin Raquel del Rosario von ESDM (Spanien), Roberto Bellarosa (Belgien), Birgit Oigemeel (Estland) und Aljona Lanskaja (Weißrussland). Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Mal wild, mal zart, mal folkloristisch, dann futuristisch: Auf der Bühne von Malmö wird die  Schere der Inszenierungen am Samstag weit auseinander gehen. Beim Finale der 58. Ausgabe des Eurovision Song Contests (ESC) setzen die einen auf die ganz große Show, andere allein auf die Musik. Der deutsche Beitrag der Disco-Pop-Formation Cascada liegt beim Inszenierungsgrad wohl irgendwo im Mittelfeld - und bei den Buchmachern in Sachen Endergebnis sogar unter den Top-Zehn.

    Cascadas "Glorious" sorgt bei den Proben für Stimmung

    Was hatte Cascada im Februar nicht alles einzustecken: Das Lied  "Glorious" angeblich geklaut, die Sängerin zu moppelig, ihr Rock zu kurz. Zur Freude der Musiker über den Sieg beim ESC-Vorentscheid  gesellte sich jede Menge Kritik. Den Vorwurf, "Glorious" sei eine Kopie des Siegerlieds von 2012,  "Euphoria" von Loreen, hatte der in Deutschland für den ESC zuständige NDR per Gutachten offiziell ausräumen lassen. Aber die  Kritik an ihrer Optik musste Sängerin Natalie Horler über sich ergehen lassen. "Zum Glück habe ich eine echt dicke Haut", sagte die 31-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Aber manche Dinge haben mich damals schon berührt."

    Das ist der Eurovision Song Contest

    Der ESC ist ein jährlicher Wettbewerb von Komponisten und Songschreibern. Der erste Contest fand 1956 statt.

    Bis 1992 war der Eurovision Song Contest unter dem Namen Grand Prix Eurovision de la Chanson bekannt.

    Am Eurovision Song Contest dürfen alle Länder teilnehmen, die Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind.

    Organisiert wird der Song Contest immer von dem Land, aus dem der Vorjahressieger kam.

    Sieger wird, wer die meisten Punkte aus den teilnehmenden Ländern erhält.

    Die meisten Siege beim Eurovision Song Contest konnte Irland für sich verbuchen - bis jetzt sieben.

    Deutschland schaffte immerhin zwei Siege beim Eurovision Song Contest: Nicole gewann mit "Ein bisschen Frieden", Lena mit "Satellite".

    Mit besonderem Interesse wird in Deutschland immer verfolgt, wie viele Punkte wir von unseren österreichischen Nachbarn bekommen haben. Umgekehrt ist es allerdings genauso.

    Die Gruppe, die am häufigsten beim Grand Prix auftrat, war die Schweizer Formation Peter, Sue & Marc. Sie vertrat gleich viermal ihr Land.

    Auch Deutschland schickte "Wiederholungstäter" an den Start. So traten Katja Ebstein und die Gruppe Wind jeweils dreimal für uns an. Lena Meyer-Landrut trat nach ihrem Sieg auch ein weiteres Mal an.

    Die Interpreten beim Song Contest müssen mindestens 16 Jahre alt sein - und sie müssen live singen.

    Einige Künstler schafften es durch den ESC zu Weltruhm. So natürlich die Gruppe ABBA, die 1974 mit dem Song Waterloo gewann.

    Am Samstag soll ihr Kostüm trotz allem Geunke wieder kurz werden, dazu trägt sie eine lange Schleppe und Glitzer-Pumps. An Startposition elf wird Horler auftreten und erst auf einer Showtreppe, später auf der ausladenden Bühne ihr "Glorious" schmettern. Das Dance-Pop-Lied hatte dem Vernehmen nach schon bei den Proben für Stimmung in der Halle gesorgt. In den beiden Halbfinal-Entscheidungen in dieser Woche hatte Cascada seinen Beitrag nicht zeigen müssen: Deutschland zählt neben Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien zu den  Haupt-Geldgebern, die mit Gastgeberland Schweden für das 26 Teilnehmer umfassende Finale gesetzt sind.

    Skandinavisch-osteuropäischer Siegeskampf

    Die diesjährigen Favoriten derweil mussten sich durch die Vorschlussrunde kämpfen. Wer den Buchmachern Glauben schenkt, stellt sich fürs Finale auf einen skandinavisch-osteuropäischen Kampf um Platz eins ein. Bei den Quoten ganz vorne liegt die Dänin  Emmelie de Forest. Barfuß, weißes, wehendes Kleidchen, mit wirrer Mähne um den Kopf - wie die blonde Cousine der Roten Zora  präsentierte die 20-Jährige im Halbfinale das eingängige Pop-Lied "Only Teardrops", umgarnt von Flötenspielern und Trommlern.

    Ebenfalls große Hoffnungen ruhen auf dem Beitrag aus Norwegen, einer Elektropop-Nummer der blonden Sängerin Margaret Berger. Hoch im Kurs stehen zudem die Waldfeen-Darbietung von Zlata Ognevich aus  der Ukraine, das Lied des Schönlings Farid Mammadov aus  Aserbaidschan sowie die Ballade der Russin Dina Garipova.

    Die Regeln des Eurovision Song Contests

    Jedes Land darf maximal sechs Künstler auf die Bühne schicken.

    Nicht länger als drei Minuten darf ein Song dauern, der am Wettbewerb teilnimmt.

    Die Sprache seines Songs darf jedes Land frei wählen.

    Der Titel darf nicht vor dem 1. September des Vorjahres kommerziell veröffentlicht worden sein.

    Politische Botschaften sind auf der Bühne streng verboten, egal ob als Aufdruck auf dem Shirt, per Handzeichen oder verbal.

    Alle Länder, die am ESC teilgenommen haben, sind auch stimmberechtigt. Auch wenn sie im Halbfinale ausgeschieden sind.

    Jedes Land vergibt Punkte, außer an den eigenen Künstler. Der Sieger einer Landeswertung bekommt zwölf Punkte, der Zehnte einen Punkt und der Rest geht leer aus.

    Die Wahl der Zuschauer wird mit einer Jurywertung verrechnet (50:50). Daraus wird eine Ländergesamtnote gebildet.

    Aus fünf Musikexperten besteht die Jury eines Landes. Ihre Namen werden erst am Entscheidungstag veröffentlicht.

    Die Zuschauer können erst für ihren Favoriten stimmen, wenn alle 26 Finalisten gesungen haben. Es gibt dafür extra eine Voting-Pause nach der Samstagshow.

    Sollten mehrere Teilnehmer die gleiche Punktzahl haben, dann gewinnt der, der häufiger die Höchstwertung von zwölf Punkten bekommen hat. Sollte es immer noch einen Gleichstand geben, geht es weiter mit der Anzahl der Zehn-Punkt-Nennungen, der Acht-Punkt-Nennungen und so weiter.

    Besonderen Wert auf die Choreografie ihres Beitrags legen diesmal  unter anderem ein rumänischer Countertenor im Dracula-Kostüm und  eine finnische Party-Braut. Daneben haben es aber auch wieder ganz  liebliche Beiträge ins Finale geschafft, ein trällernder Kinderarzt  aus Malta etwa oder ein ungarischer Hipster, der im Halbfinale mit  erstaunlich wenig Noten auskam.

    Auch Bonnie Tyler tritt an

    Die bekannteste Sängerin im Feld ist die Waliserin Bonnie Tyler.  Mit ihr setzt Großbritannien erneut auf einen Superstar früherer  Zeiten. Das hatten die Briten schon vergangenes Jahr probiert,  Schmusesänger Engelbert Humperdinck landete aber nur auf dem  vorletzten Platz.

    Politische Auseinandersetzungen, wie im vergangenen Jahr beim ESC  im autoritären Aserbaidschan, spielten im Vorfeld des Wettbewerbs  in Schweden keine Rolle. Aber ganz an den Problemen in Europa kommt  auch der diesjährige Contest nicht vorbei. So haben mit Verweis auf  die hohen Kosten für das Spektakel der Euro-Krisenstaat Portugal,  die Slowakei sowie Bosnien und Herzegowina auf eine ESC-Teilnahme  verzichtet. afp/AZ

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