In Deutschland wie auch in anderen Ländern Europas werden bereits Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus verabreicht, etwa an Pflegeheimbewohner oder Krankenhausangestellte – um einem nachlassenden Immunschutz vorzubeugen. Nun zog die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) nach. Sie gab am Montag grünes Licht für eine zusätzliche dritte Dosis.
Voraussetzung: Die Menschen sind mindestens 18 Jahre alt und der sogenannte Booster-Shot erfolgt mit einem Abstand von wenigstens sechs Monaten zur zweiten Dosis. Weil die Behörde noch auf Daten im Zusammenhang mit der Drittimpfung mit dem Moderna-Impfstoff wartet, beschränkt sich ihre Empfehlung derzeit auf das Vakzin von Biontech/Pfizer.
Anders verhält es sich für Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem. Hier könne die Drittimpfung mit mRNA-Vakzinen, also sowohl mit dem Mittel von Biontech/Pfizer als auch mit jenem von Moderna, schon 28 Tage nach der zweiten Dosis gegeben werden, erklärte die Zulassungsbehörde in Amsterdam. Es habe sich gezeigt, dass eine dritte Impfung bei Patientinnen und Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation, die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus verstärkt. Obwohl es keine direkten Beweise gebe, gehe man davon aus, dass sich der Schutz bei einigen dadurch erhöhen würde.
Booster-Dosis: Dritte Corona-Impfung für alle?
Es sei allerdings wichtig zu unterscheiden zwischen der Drittimpfung für Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem und der Booster-Dosis für die allgemeine Öffentlichkeit, sagte der Leiter für Impfstoffstrategie der EMA, Marco Cavaleri, am Dienstag während einer Pressekonferenz. Die Behörde betonte zudem, dass die Entscheidung, ob zusätzliche Dosen angeboten würden, bei den Gesundheitsbehörden der einzelnen EU-Mitgliedstaaten liege.
Deutschland verabreicht seit Anfang September Auffrischungsimpfungen an bestimmte Personengruppen. Durch den „Booster“ können sich deutlich mehr Antikörper gegen das Coronavirus bilden. Wie lange der Schutz aber genau reicht, bleibt unklar. „Wir haben noch Mühe zu sagen, wie lange er nach einer zweiten Dosis anhält“, sagte Cavaleri. Es sei dementsprechend noch schwieriger, dies bezüglich einer Drittimpfung zu sagen. Die Immunantwort ist laut dem EMA-Experten jedoch deutlich höher als nach dem zweiten Pieks. Man werde weiter Daten sammeln.
Prüft die EMA bald die antivirale Pille des US-Konzerns Merck & Co?
Überdies, so gab die EMA auf Nachfrage bekannt, werde sie in den nächsten Tagen überlegen, ob sie beginnt, die experimentelle antivirale Pille des US-Konzerns Merck & Co im Rahmen eines „Rolling-Reviews“ zu prüfen – das Medikament also einem Zulassungsverfahren zu unterziehen, bei dem die Antragsunterlagen nach und nach eingereicht werden. Der Pharmakonzern verkündete in der vergangenen Woche Erfolge bei der Behandlung von Covid-19 mit dem neuen Mittel Molnupiravir.