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E-Scooter: Paris drosselt E-Scooter nach schweren Unfällen

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Paris drosselt E-Scooter nach schweren Unfällen

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    Etwa 15000 E-Scooter gibt es allein in Paris.
    Etwa 15000 E-Scooter gibt es allein in Paris. Foto: Christian Böhmer, dpa

    Nach ihrem Feierabend in einem italienischen Restaurant in Paris spazierte die 31-jährige Miriam mit einer Freundin an den Ufern der Seine entlang. Die Schnellstraße, die hier einst verlief, ist seit ein paar Jahren für den Autoverkehr gesperrt und sollte eigentlich sicher sein für Flaneurinnen und Spaziergänger, auch für Familien mit Kindern. Miriam aber überlebte ihren abendlichen Bummel Mitte Juni nicht – zwei junge Frauen, die in hoher Geschwindigkeit gemeinsam auf einem E-Scooter unterwegs waren, fuhren die Italienerin um. Sie fiel mit dem Kopf auf den Betonboden und starb in der Folge an ihren schweren Verletzungen. Einige Tage später wurden die beiden Täterinnen, die Fahrerflucht begangen hatten, festgenommen: Es handelte sich um zwei Krankenschwestern, die laut Medien zum Tatzeitpunkt betrunken waren.

    Der tragische Vorfall fachte die Debatte über eine bessere Regulierung der elektrisch betriebenen Roller, die seit einigen Jahren in hoher Zahl unterwegs sind, neu an.

    Früher fuhren die E-Scooter 20 Stundenkiometer, jetzt zehn

    2020 hat es allein in Paris 375 Unfälle mit 405 Verletzten und einem Todesopfer gegeben und zwischen Januar und September dieses Jahres waren es bereits 298 Unfälle mit 329 Verletzten und zwei Toten – unter ihnen Miriam. Schon mehrmals erließ das Rathaus strengere Vorschriften für die schnellen Flitzer, die vor allem am Anfang ihres flächendeckenden Erscheinens zu einer gewissen Anarchie auf den Straßen, Rad- und Gehwegen der Hauptstadt geführt hatten. So wurde die Zahl der in der französischen Metropole erlaubten Geräte auf 5000 pro Verleih-Firma begrenzt.

    Weil die Stadtverwaltung sie zu neuen Maßnahmen aufgefordert und mit einem Ende des Vertrags gedroht hatte, einigten sich die drei großen Leih-Anbieter für E-Scooter, Dott, Lime und Tier, nun auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung in 662 Bereichen der französischen Hauptstadt. Über das in den Geräten integrierte GPS-System wird an den entsprechenden Orten ab sofort das Tempo automatisch auf zehn statt bisher 20 Stundenkilometer gedrosselt. Betroffen ist eine Flotte von 15.000 E-Scootern. Nun gilt die neue Regel an Grünflächen, besonders belebten Anziehungspunkten wie dem Louvre oder dem Bastille-Platz, an Straßen mit Schulen oder religiösen Stätten sowie in Fußgängerzonen.

    Ein häufiger Anblick auch in deutschen Städten: E-Scooter liegen auf einem Gehweg.
    Ein häufiger Anblick auch in deutschen Städten: E-Scooter liegen auf einem Gehweg. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

    Auch in Deutschland ist der unsachgemäße Gebrauch von E-Scootern ein Problem: Wer sich Polizeiberichte aus allen Teilen des Landes ansieht, findet allein für die Zeit zwischen Freitag und Sonntag eine ganze Liste an Fällen, in denen E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer betrunken unterwegs waren, teils Zusammenstöße auslösten. Alkoholeinfluss, so besagt es eine Analyse des Statistischen Bundesamtes, war im Jahr 2020 der häufigste Unfallgrund. 18,3 Prozent der Zusammenstöße fielen auf das Fahren unter Alkoholeinfluss, wobei dieselbe Promillegrenze wie beim Autofahren gilt: 0,5 Prozent.

    Allein in Bayern gab es letztes Jahr 334 schwere Unfälle mit E-Scootern. Dabei sind 353 Menschen verletzt worden, ein Mensch starb. 386 Menschen wurden schwer verletzt, 1907 leicht.

    In Bayern bisher keine Begrenzung für E-Scooter

    Die Maßnahme, die jetzt in Paris gilt, wird in Deutschland bisher nicht angewandt. Ganz neu ist sie aber auch nicht: New York, Barcelona und zwei Pariser Vorstädte hatten sie schon früher eingeführt. Für die Nutzer der Scooter werden die betroffenen Bereiche in den Apps der Vermieter ausgewiesen. Dort gibt es nun auch die Möglichkeit, einen „Anfänger-Modus“ einzustellen, der die Geschwindigkeit flächendeckend auf 15 Stundenkilometer begrenzt.

    In der Zukunft können die sogenannten „Slow Zones“ (auf Deutsch: langsame Zonen) noch ausgeweitet werden. Darauf setzt der Chef der Grünen-Fraktion im Stadtrat und stellvertretende Bürgermeister, David Belliard, der für den Verkehr zuständig ist. Prinzipiell unterstützt die Stadt die E-Scooter als umweltfreundliche Alternative zu Autos, doch pocht sie auf eine stärkere Regulierung. Bei der jüngsten Geschwindigkeitsbeschränkung handele es sich lediglich um einen „ersten Schritt“ zur Erhöhung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, schrieb Belliard auf Twitter: „Aber das reicht noch nicht. Wir müssen weiter daran arbeiten.“ Mehrere Bereiche in der Stadt seien noch nicht berücksichtigt – darunter ausgerechnet die verkehrsberuhigten Seine-Ufer, die Miriam zum Verhängnis geworden waren.

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