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Dschungelcamp-Star: Nico Schwanz und sein Friseur-Salon

Dschungelcamp-Star

Nico Schwanz und sein Friseur-Salon

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    Jena (ddp). Nico Schwanz ist überall präsent, obwohl er gar nicht da ist: Von großen Plakaten schaut er strahlend in seinen Friseursalon hinein, die Autogrammkarten liegen unterschrieben auf der Theke, und der CD-Player spielt seine erste Single, die am 23. Januar auf den Markt kommen soll.

    Die Beauty-Lounge von Model Nico Schwanz liegt in Jenas Zentrum an einer stark befahrenen Straße unweit vom Campus der Friedrich-Schiller-Universität. Zwei Kundinnen sitzen im Salon auf roten Plastikstühlen. Eine davon ist Marion Schwanz.

    Die Mutter des 31-jährigen Models lässt sich von Friseurin Silvana Meyer die blonde Kurzhaarfrisur nachschneiden. Dann eilt sie schließlich herbei und beginnt von Nico zu erzählen, der im RTL-"Dschungelcamp" zu bundesweiter Berühmtheit gelangt ist. Jeden Abend sehen sich die Eltern die Sendung an, zeichnen alles auf und sammeln Pressemitteilungen. Telefonieren könne sie zwar nicht mit ihrem Sohn, aber das Fernsehprogramm gebe ihr täglich Auskunft. "Manche Kundinnen rufen jetzt noch an und wollen Termine mit Nico", sagt Marion Schwanz. "Die wissen noch gar nicht, dass er in Australien ist."

    Vor drei Jahren hat Nico Schwanz den Friseursalon eröffnet und alles selbst eingerichtet: rote Ledersofas, rote Tische, rote Lampen, rote Handtuchhalter, rote Kaffeemaschine. "Seine Lieblingsfarbe", sagt die Mutter. Es stehen Teller mit Rosenblättern herum und große Yucca-Palmen - ein bisschen Dschungel also auch hier. Zwei Festangestellte und eine Aushilfe beschäftigt Schwanz. Doch jetzt stehe der Friseursalon nur noch auf Platz drei in seinem Leben, sagt seine Mutter. Er schneide zwar noch Haare, allerdings nur, weil ihm die Arbeit solchen Spaß mache. Zuerst kämen die Modelaufträge, dann die Gesangskarriere.

    Zwei Jahre hat Nico in Berlin Unterricht für seine erste CD genommen. Die Eltern glauben fest an den Erfolg der Platte: Einen Lebenstraum habe sich der Sohn damit erfüllt. "Nico hat zwölf Lieder aufgenommen. Alle erzählen aus seinem Leben", so Marion Schwanz. Zu Weihnachten habe er den Eltern ein Lied geschenkt, das er nur für sie getextet hat.

    Vater Roland, der wie die Mutter ab und zu in der Beauty-Lounge nach dem Rechten sieht, steht hinter der Kasse. Er spielt das Weihnachtsgeschenk im CD-Spieler an. Die Mutter wippt im Takt, Tränen schießen ihr in die Augen. Schwanz singt von der Flucht aus der DDR in den Westen. Wenige Tage vor dem Mauerfall war die Familie mit einem gelben Wartburg nach Stuttgart geflohen. Zwei Jahre später kamen sie zurück nach Thüringen, in den Heimatort Apolda. Dort steht das Haus der Familie und dort hat Nico auch seine Lehre abgeschlossen.

    "Er wollte den eigenen Salon bewusst nicht in Apolda aufmachen", sagt die Mutter. "Damit hätte Nico den anderen womöglich die Kunden weggenommen." Überhaupt gebe es da viele Neider und einige Nachbarn, die die Presse falsch informierten. Der Friseursalon sei pleite, würden sie sagen, und Nico wohne noch bei seinen Eltern. "Quatsch", sagt Roland Schwanz.

    Uta Zierold aus Ummerstadt bei Coburg kommt jetzt zum Bezahlen an die Kasse. Sie hat heute nur ihre Tochter Cordula begleitet, die in Jena studiert. Aber Uta Zierold war auch schon mal bei Nico Schwanz. "Ich wusste gar nicht, dass er selbst schneidet und war ganz erschrocken, als er plötzlich hinter mir stand", sagt sie. Seine Arbeit aber habe er gut gemacht. Ein Haarschnitt in der Beauty-Lounge kostet 30 bis 40 Euro.

    "Wir haben vor allem jüngere Kundinnen", sagt Friseurin Silvana Meyer. Seit zwei Jahren arbeitet die 22-Jährige bei Nico Schwanz und ist seitdem auch für seine Haare verantwortlich. Sie schaltet jeden Abend den Fernseher an, um ihren Chef zu sehen. Die junge Friseurin schätzt ihn, abgehoben sei er nicht, sondern sehr nett und fair.

    Kurz bevor die Beauty-Lounge schließt, kommen ein paar Teenager in den Laden. Sie haben frisch geschnittene Frisuren, tragen Piercings in der Lippe und enge Jeans zu weiten Oberteilen. Jeden Freitag gibt es eine Modenschau im Salon. "Das sind Schüler aus Halle", sagt Silvana Meyer. "Die wollen auch mal Models werden."

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