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Dschungelcamp 2020: Trash-TV im brennenden Australien? Harry G fordert Dschungelcamp-Absage

Dschungelcamp 2020

Trash-TV im brennenden Australien? Harry G fordert Dschungelcamp-Absage

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    Harry G alias Markus Stoll ist Comedian. Sein Video, in dem er fordert, dass RTL das Dschungelcamp 2020 absagt, hat einen Nerv getroffen.
    Harry G alias Markus Stoll ist Comedian. Sein Video, in dem er fordert, dass RTL das Dschungelcamp 2020 absagt, hat einen Nerv getroffen. Foto: Frank Lübke

    "Halb Australien brennt grade nieder, und RTL hat nichts Besseres zu tun, als zwölf Vollschwachmaten in den Dschungel da rüber zu schicken, damit sie Würmer fressen." Harry G ist wütend – und sein Video zum Start des Dschungelcamps in Australien, wo gerade verheerende Buschfeuer Menschen und Tiere bedrohen, kommt an. Mehr als 500.000 Aufrufe hat es nach einem Tag auf Facebook, dazu kommen mehr als 100.000 Aufrufe auf Instagram. Der Wutausbruch des Grantlers Harry G, der Kunstfigur des Comedians Markus Stoll, trifft bei vielen Nutzern einen Nerv. "Da drüben sterben Menschen und Tiere, und ihr stellt diese zwei Moderatorenhorsties da rüber, damit sie witzige Kommentare über diese Z-Prominenten-WG machen." Sein Video enthält einen klaren Appell: "Wenn ihr einen Funken Restanstand hättet, dann würdet ihr das absagen." Doch die Show wird ab diesem Freitag wieder zwei Wochen lang täglich live aus Australien gesendet.

    Am Telefon erklärt Markus Stoll, wie es zu dem Video kam. "Ich habe mich irgendwann gefragt, ob das jetzt wirklich stattfindet", sagt er. "Ich dachte, die werden das doch sicher absagen. Aber die ziehen das ja echt durch." Deshalb habe er sich entschlossen, das Video aufzunehmen. Er habe nicht lange ein Skript geschrieben. "Das ist schon spontan. Und das führt bei mir oft zu einem höheren Aggressionslevel." Dass das Video derart oft angesehen wird, habe er nicht erwartet. "Hätte ich gewusst, dass das so einschlägt..." Er überlegt, ob er dann weniger deutliche Worte gewählt hätte. Dann sagt er: "Wahrscheinlich hätte ich es genauso gemacht."

    Stoll hat das Dschungelcamp auch in den vergangenen Staffeln nicht verfolgt, er kenne es nur vom Zappen. "Es ist einfach ein Format, das die Sensationslust bedient. Das Prinzip Unfall. Man will nicht hinschauen, macht es aber trotzdem." Unter normalen Bedingungen sei so etwas die Sache des Senders. "Aber man darf eben nicht vergessen, dass das in Australien gerade ein wirklicher Unfall ist."

    In Australien brennt eine Fläche so groß wie Bayern und Baden-Württemberg

    Die Flammen zerstören in Australien eine einzigartige Natur, töten Tausende Kängurus, Koalas und kosten auch Menschen ihre Existenz, bislang 26 sogar das Leben. Dass das Dschungelcamp trotzdem stattfindet, regt nicht nur Harry G auf. SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach sprach der Bild gegenüber von einem "Tanz auf dem Vulkan", die 88-jährige Schauspielerin Ingrid van Bergen, die in der Show 2009 zur Dschungelkönigin gekrönt wurde, sagte der Zeitung: "In die absolute Katastrophe passt jetzt keine solche Spaßsendung."

    Elisabeth Motschmann, Medienexpertin der Union im Bundestag, fordert RTLauf, das Dschungelcamp auszusetzen. "Dies ist nicht die geeignete Szenerie für eine leichte Unterhaltungssendung wie das Dschungelcamp", teilte die Bremer Bundestagsabgeordnete mit. Die Debatte zeige, "dass viele Menschen es als hochgradig geschmacklos empfänden, wenn RTL das Dschungelcamp dennoch aus Australien ausstrahlen würde". Die Entscheidung müsse der Sender als privates Medienunternehmen aber selbst treffen.

    Auch Dschungelcamp-Arzt "Dr. Bob" ist von den Feuern betroffen

    Auch ein Teilnehmer der aktuellen Staffel meldete sich zu Wort. Ex-GZSZ-Schauspieler Raul Richter äußerte sich kurz vor seinem Einzug ins Camp. "Mir zerreißt es das Herz", sagte er auf Instagram, wo er auch schrieb, es sei "tatsächlich paradox, dass wir für eine Unterhaltungsshow in ein Land fliegen, in dem gerade Menschen um ihr Leben kämpfen und viele, viele Tiere diesen Kampf bereits verloren haben". Aber viele Australier, die selbst von den Bränden betroffen seien - allen voran Dschungelcamp-Arzt "Dr. Bob", dessen Haus von den Flammen bedroht ist  - verdienten mit der Show ihr Geld. Und sie hätten ihm gesagt: "Egal, ob das Dschungelcamp stattfindet oder nicht - es löscht die Brände nicht." Das Camp könne vielleicht sogar Gutes bewirken und Aufmerksamkeit auf die Katastrophe lenken, meint Richter.

    Moderatorin Sonja Zietlow hat die RTL-Show gegen die Vorwürfe verteidigt. "Unsere australischen Kollegen sind mehr als dankbar, ihren Job bei IBES nicht (auch noch) zu verlieren!", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite. "Diese Arbeit sichert ihnen nicht nur im Januar gutes Einkommen."

    "Wir nehmen die Situation in Australien sehr ernst", betonte ein RTL-Sprecher. Zudem gebe es zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen: Rauchen ist nur rund um die Kochstelle erlaubt, die Stummel kommen in einer abschließbaren Box. Es gibt ein Spezialfeuerzeug - und kein Lagerfeuer. Zum ersten Mal wird auf einem Campingkocher gebrutzelt, nicht über offenem Feuer. Außerdem sollen die Buschbrände in der Sendung thematisiert werden.

    Harry G alias Markus Stoll findet das zwar einen Schritt in die richtige Richtung, sagt aber auch: "Die müssen ja reagieren." Schließlich habe nicht nur er sich geäußert, sondern auch viele andere. Damit steige der Druck auf den Sender. "Die können ja nicht einfach nur das Lagerfeuer weglassen. Das ist ja lächerlich." (mit dpa)

    Lesen Sie dazu auch: Feuer in Australien: "Es war das Schrecklichste, was ich je gesehen habe"

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