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Drogen: Coffeeshop-Verbot: Amsterdam geht gegen Cannabistouristen vor

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Coffeeshop-Verbot: Amsterdam geht gegen Cannabistouristen vor

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    Schön bunt: eine Gasse mit Coffeeshops in Amsterdam.
    Schön bunt: eine Gasse mit Coffeeshops in Amsterdam. Foto: Oliver Berg, dpa (Archivbild)

    Jahrzehntelang war Amsterdam ein Paradies für Kiffer aus aller Welt. Auch viele Deutsche machen noch immer gerne den Ausflug über die Grenze in die Grachtenmetropole. Denn in den Coffeeshops kann jeder über 18 Jahre legal Haschisch oder Marihuana kaufen und auch rauchen. Das soll nun - nach mehr als 50 Jahren - ein Ende haben. Zumindest für Touristen. Die niederländische Hauptstadt will ausländischen Touristen den Zugang zu Coffeeshops verbieten. Damit solle dem Massentourismus und der Drogenkriminalität Einhalt geboten werden, kündigte die Stadt am Freitag an.

    Kein Gras für Ausländer: Nur noch Einheimische dürfen in Coffeeshops

    Nach dem Plan sollen nur noch Einwohner des Landes mit einem Club-Ausweis Zugang bekommen. Die Zahl der Verkaufsstellen würde drastisch reduziert. Wann das Verbot in Kraft treten soll, ist noch unklar. Das Stadtparlament muss den Plänen noch zustimmen.

    "Wir wollen den Drogentourismus stoppen", sagte Bürgermeisterin Femke Halsema. "Die sogenannten Cannabis-Touristen sorgen für große Probleme in der Stadt". Die grüne Bürgermeisterin ist nicht für ein totales Drogen-Verbot, sondern will ein Ende der Auswüchse. Darin wird sie unterstützt von Staatsanwaltschaft, Polizei und vielen Bürgern.

    Fast zehn Millionen Touristen kamen 2019 - also vor Corona - in die Stadt mit rund 700.000 Einwohnern. Viele von ihnen wohl nur um zu saufen und zu kiffen. 57 Prozent der Besucher des Rotlichtviertels im Zentrum gaben bei einer Studie an, dass sie hauptsächlich wegen der Drogen kamen. "Wir wollen lieber nicht die Touristen, die nur hierher kommen, um betrunken und stoned rumzulaufen", sagte die Bürgermeisterin.

    Amsterdamer Coffeeshops auch in Corona-Pandemie geöffnet

    Um 1970 hatte in Amsterdam der erste Coffeeshop geöffnet. Wenig später folgte das sogenannte Duldungs-Gesetz. Danach darf man im ganzen Land sogenannte weiche Drogen für den persönlichen Gebrauch kaufen und auch konsumieren. Auch jetzt während des Lockdowns sind die Coffeeshops geöffnet, allerdings müssen die Kunden die Waren mitnehmen.

    Vor gut zehn Jahren hatte sich Amsterdam erfolgreich gegen ein neues Gesetz gewehrt, nachdem nur Einwohner des Landes in den Coffeeshops Drogen kaufen dürfen. Die Angst, dass dann der illegale Straßenhandel wieder zunehmen werde, war groß. Seitdem gilt in Amsterdam eine Ausnahmeregelung. Touristen dürfen also noch Joints kaufen. Dafür musste die Stadt jedoch die Zahl der Verkaufsstellen stark reduzieren.

    Verband der Coffeeshop-Händler warnt vor Straßenhandel mit Marihuana

    Der Verband der Coffeeshop-Händler ist strikt gegen die Pläne und warnt vor negativen Folgen. "Leute wollen ihren Joint rauchen. Wenn das nicht im Coffeeshop geht, dann kaufen sie es auf der Straße", sagte Sprecher Joachim Helms.

    In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Coffeeshops in Amsterdam stark zurück von 283 auf jetzt 166. Das sind trotzdem noch immer etwa 30 Prozent aller Coffeeshops des Landes. Und mit dem Massentourismus nahm auch die Nachfrage nach Cannabis zu - um bis zu 200 Prozent, wie die Stadt mitteilt.

    Der Kiffertourismus nahm zu: Sie kommen mit dem Auto aus Deutschland, Belgien, Frankreich und vor allem mit den Billigfliegern aus Großbritannien. "Cannabistouristen kommen nur hierher, um in den Coffeeshops zu sitzen", sagte die grüne Bürgermeisterin. Nach einer Studie werden sie zu Hause bleiben, wenn sie dort nicht mehr ihren Joint rauchen dürfen.

    Die Polizei beobachtet auch eine Zunahme der Kriminalität rund um Drogen und Geldwäsche. Denn noch gilt ein Paradox: Während der Verkauf von Haschisch legal ist, sind Anbau und Großhandel verboten. Coffeeshops müssen sich also ihre Ware quasi über die Hintertür illegal besorgen. Die Regierung in Den Haag will das nun ändern und steht kurz vor einem Modellversuch mit staatlich kontrolliertem Anbau durch ausgewählte Produzenten. (dpa)

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