Trotz der wachsenden Zahl der Corona-Impfungen steigt auch die Inzidenz, die Krankenhäuser füllen sich nach und nach. Um besonders gefährdete Gruppen zu schützen, deren Corona-Impfung länger zurückliegt, erhalten einige Menschen eine Auffrischungsimpfung. Wer dafür in Frage kommt, wo man die dritte Dosis in Bayern bekommt und wie es mit den Auffrischungen weitergehen könnte, haben wir zusammengefasst.
Wer bekommt in Bayern aktuell eine dritte Corona-Impfung?
Aktuell können sich Personen eine dritte Corona-Impfung verabreichen lassen, bei denen nach einer vollständigen
- Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder vulnerablen Gruppen
- Personen mit einer Immunschwäche oder Immunsuppression
- Pflegebedürftige Menschen in ihrer eigenen Häuslichkeit
- Menschen ab 80 Jahren
- Personen, die bislang ausschließlich mit Impfstoffen von Astrazeneca oder Johnson&Johnson geimpft wurden
Wo erhält man in Bayern seine Auffrischungsimpfung?
Vorwiegend sollen nach Angaben des Ministeriums niedergelassene Ärztinnen und Ärzte die Auffrischungsimpfung verabreichen. Ergänzt werden die Impfungen in Praxen durch mobile Teams der Impfzentren, die insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner stationärer Einrichtungen impfen.
Wann erhält man eine dritte Corona-Impfung als Auffrischung?
Um eine Auffrischungsimpfung zu erhalten, müssen seit dem vollständigen Abschluss der Corona-Impfung sechs Monate vergangen sein.
Kommen die Impfungen von Biontech und Moderna als dritte Dosis beide in Frage?
Nach Angaben des Gesundheitsministerium sind dafür mRNA-Impfstoffe vorgesehen, also die Vakzine der Hersteller Biontech und Moderna.
Empfiehlt die Stiko eine dritte Impfung - und sind die Impfstoffe dafür zugelassen?
Die mRNA-Impfstoffe sind für Auffrischungsimpfungen zugelassen. Damit ist aber noch nicht automatisch eine Empfehlung der Stiko verbunden - ähnlich, wie zwischen formaler Zulassung und Stiko-Empfehlung einige Monate vergingen.
Derzeit hat die Stiko keine Empfehlung für eine dritte Corona-Impfung ausgesprochen. Nach Angaben des RKI wird sich die Stiko vor Ende September nicht dazu positionieren.
Beeinflusst die fehlende Stiko-Empfehlung für eine dritte Impfung die Haftung?
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums besteht bundeseinheitlich ein Anspruch auf Entschädigung für alle gesundheitlichen Schäden, die im Zusammenhang mit Schutzimpfungen eingetreten sind, die auf Grundlage der Coronavirus-Impfverordnung seit dem 27. Dezember 2020 vorgenommen wurden. "Dieser Anspruch besteht unabhängig von den öffentlichen Empfehlungen der Landesbehörden." Dies gilt für alle Impfungen, die mit einem zugelassenen Impfstoff erfolgen.
Der Entschädigungsanspruch bestehe auch bei Folgeimpfungen, denn eine erneute Abgabe oder Verabreichung eines Impfstoffs im Rahmen der Indikation erfolge nicht außerhalb der Zulassung, sondern sei eine Frage der ärztlichen Therapieentscheidung. "Der Impfstoff wird daher auch bei einer Auffrischungsimpfung im Rahmen der Zulassung angewendet."
Ist die dritte Corona-Impfung kostenlos?
Ja, nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium sind alle Corona-Impfungen kostenlos - auch diejenigen, die der Auffrischung des Impfschutzes dienen.
Ist eine Auffrischungsimpfung für alle geplant - nicht nur bestimmte Personengruppen?
Es gibt durchaus Überlegungen, allen Personen, die bereits vollständig geimpft wurden, eine dritte Dosis als Auffrischungsimpfung anzubieten. Beschlossen ist das aber noch nicht. Besonders zwei Aspekte spielen bei der Entscheidung eine große Rolle. Zum einen ein medizinischer: Ist eine Auffrischungsimpfung für Personen, die keiner der besonders gefährdeten Gruppen angehören, notwendig und sinnvoll?
Und zum anderen eine ethische: Sollte Deutschland im großen Stil Auffrischungsimpfungen zur Optimierung des Impfschutzes verbrauchen, während der Großteil der Welt noch gar keinen Impfschutz hat? Diese Fragen blieben bislang nicht endgültig beantwortet.
Aber ist eine dritte Corona-Impfung für alle überhaupt sinnvoll?
Das ist noch unklar. Der Virologe Christian Drosten hatte vor einigen Wochen erklärt, dass seiner Meinung nach für den Großteil der Geimpften im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen Sars-CoV-2 nötig sein wird. Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll. Für die übrige Bevölkerung werde möglicherweise irgendwann ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde.
Gilt man künftig auch ohne dritte Corona-Impfung als vollständig geimpft?
Dazu hat sich die Politik noch nicht festgelegt. Derzeit werde noch geprüft, welche Impfabstände zur eingehalten werden müssen, um vor einer Covid-19-Erkrankung zu schützen, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium. (pwehr mit dpa)