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Dresden: Polizist tötet Mann und zerstückelt Leiche: Sexuelles Motiv?

Dresden

Polizist tötet Mann und zerstückelt Leiche: Sexuelles Motiv?

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    In dieser Pension im sächsischen Gimmlitztal soll ein Kriminalbeamter im November 2013 einen Geschäftsmann aus Hannover getötet und zerstückelt haben.
    In dieser Pension im sächsischen Gimmlitztal soll ein Kriminalbeamter im November 2013 einen Geschäftsmann aus Hannover getötet und zerstückelt haben. Foto: Archivbild Matthias Hiekel/ dpa

    Der 56-jährige Kriminalbeamter soll im November 2013 einen 59-jährigen Geschäftsmann aus sexuellen Motiven und auf dessen Wunsch hin getötet und dann die Leiche zerteilt und vergraben haben. Oberstaatsanwalt Andreas Feron sprach von einer "Schlachtung".

    Anklage liest sich wie ein Kannibalen-Film

    In der zum Prozessauftakt verlesenen Anklage schilderte Feron grausige Einzelheiten. Demnach soll Detlev G. den Geschäftsmann Wojciech S. aus Hannover Anfang November in seinem Haus im Gimmlitztal im Erzgebirge zunächst gefesselt haben.

    Anschließend habe er ihm ein Seil um den Hals gelegt und Wojciech S. per Flaschenzug erdrosselt. Laut Feron schnitt G. dem Mann dann die Geschlechtsteile ab, bevor er den Körper mit Messer und Elektrosäge zerteilte. All dies habe der Angeklagte gefilmt.

    Staatsanwalt wirft Angeklagtem Mord und Störung der Totenruhe vor

    Laut Anklage ging es Detlev G., dem auch Störung der Totenruhe vorgeworfen wird, darum, sich "sexuell zu erregen". Er habe zumindest billigend in Kauf genommen, dass die Zerstückelung der Leiche "das Anstands- und Pietätsgefühl der Allgemeinheit verletzen würde", sagte Feron.

    In der ersten Vernehmung nach seiner Festnahme hatte G. zunächst die Tötung eingeräumt, dies später jedoch bestritten. Sein Verteidiger Endrik Wilhelm bekräftigte zum Prozessauftakt seine Auffassung, dass Wojciech S. sich selbst getötet habe. Als Beleg dafür wertet er das von G. ursprünglich gelöschte, aber später rekonstruierte Video, auf dem das strangulierte Opfer zu sehen sein soll.

    Der angeklagte Polizist verweigert die Aussage zur Tat

    Alles deute darauf hin, dass S. stets "Bodenhaftung" gehabt habe und die Erdrosselung hätte verhindern können. Wilhelm verwahrte sich zudem gegen eine Vorverurteilung seines Mandanten, dem "Abscheu" entgegenschlage. G. wolle "ein faires Verfahren", sagte Wilhelm.

    Detlev G., der bis zur Aufdeckung des Falls im Landeskriminalamt (LKA) Sachsen gearbeitet hatte, wollte sich zum Prozessauftakt vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern. Der gebürtige Thüringer machte lediglich Angaben zu seinem beruflichen und persönlichen Werdegang.

    Der 56-jährige, gelernte Galvaniseur wechselte noch zu DDR-Zeiten zur Polizei und war zuletzt Schriftsachverständiger im kriminaltechnischen Bereich des LKA. Detlev G. lehnte es bisher ab, sich psychiatrisch begutachten zu lassen.

    Täter und Opfer hatten sich über ein Kannibalen-Forum im Internet kennengelernt

    G. und Wojciech S. hatten sich über ein einschlägiges Internetforum kennengelernt und verabredet. Aus dem Chat- und E-Mail-Verkehr der beiden Männer geht demnach hervor, dass das spätere Opfer sich töten lassen wollte.

    Die Vorsitzende Richterin Birgit Wiegand zitierte aus einem sogenannten Kannibalen-Forum, wo Gleichgesinnte ihr Phantasien austauschen. S. äußerte darin unter anderem den Wunsch, gleich nach dem ersten Treffen geschlachtet zu werden. Laut Staatsanwaltschaft gibt es allerdings keine konkreten Hinweise auf Kannibalismus.

    Urteil nicht vor November

    Mit einem Urteil wird frühestens im November gerechnet. Im Verlauf der kommenden Verhandlungstage sollen mindestens vier Sachverständige und 20 Zeugen gehört werden, darunter Polizeibeamte, die Witwe und ein Geschäftspartner des Opfers sowie Mitglieder des Chatforums. afp

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