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Dortmund: Anschlag auf BVB-Bus: Blick zurück auf einen schrecklichen Tag

Dortmund

Anschlag auf BVB-Bus: Blick zurück auf einen schrecklichen Tag

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    Borussia Dortmunds ehemaliger Trainer Thomas Tuchel sagte im Prozess gegen den Mann aus, der einen Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten verübt hat.
    Borussia Dortmunds ehemaliger Trainer Thomas Tuchel sagte im Prozess gegen den Mann aus, der einen Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten verübt hat. Foto: Bernd Thissen, dpa

    An den 11. April 2017 erinnert sich Thomas Tuchel noch genau. Wie könnte der damalige Trainer des Bundesligavereins Borussia Dortmund auch jenen schrecklichen Tag vergessen, der den BVB tief erschütterte und das Leben vieler Verantwortlicher und Spieler verändert hat.

    Mit Schiebermütze und Cordjackett erscheint Tuchel am Montagmittag vor dem Dortmunder Landgericht. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt seit seiner Entlassung von Borussia Dortmund Ende Mai 2017. Die Reporter und die Fernsehkameras im Foyer des Gebäudes ignoriert er. In Raum 130 des Gerichtes gibt er dann offen Auskunft.

    Er sei zu „100 Prozent“ sicher, sagt er etwa, dass die Leistungen des Teams nach dem Bombenanschlag schlechter geworden seien. Und auf die Frage des Staatsanwaltes, ob er noch heute Trainer des BVB wäre, ohne diesen Anschlag, erwidert er: „Davon würde ich ausgehen.“ Aus seiner Sicht sei es auch ein Fehler gewesen, die Partie gegen den AS Monaco schon am 12. April nachzuholen: „Der Zustand der Mannschaft war am nächsten Morgen so, dass es absolut keinen Sinn gemacht hat zu spielen.“

    Streit zwischen Watzke und Tuchel

    Es ist ein Tag vor Gericht, an dem es wieder darum geht, was genau geschah. Wie wurde die Tat geplant? Wie umgesetzt? In was für einem psychischen Zustand beging der geständige Sergej W. sein Verbrechen? Am Montag geht es zudem besonders um die Frage nach den Folgen des Anschlags. Jenseits des Schadens, der am BVB-Bus entstanden ist. Jenseits der Verletzung des Spielers Marc Bartra. Es geht um die Folgen für den Verein und für jeden der vom Anschlag Betroffenen.

    BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte vor Monaten berichtet, dass unterschiedliche Vorstellungen zum Umgang mit dem Anschlag in letzter Konsequenz zur Trennung von Tuchel geführt hätten. „Ich glaube, dass der größte Dissens daraus entstanden ist, dass ich im Bus saß und er nicht“, sagt Tuchel nun.

    BVB-Geschäftsführer Watzke hatte vor Monaten berichtet, dass unterschiedliche Vorstellungen zum Umgang mit dem Anschlag zur Trennung von Tuchel geführt hätten.
    BVB-Geschäftsführer Watzke hatte vor Monaten berichtet, dass unterschiedliche Vorstellungen zum Umgang mit dem Anschlag zur Trennung von Tuchel geführt hätten. Foto: Huebner/Hufnagel (Archiv)

    Was im Bus vor sich ging, schildern Mitglieder des Betreuerstabs und vier Spieler. Eindrucksvoll erzählen Sven Bender (heute Bayer 04 Leverkusen), Felix Passlack (heute TSG 1899 Hoffenheim), Roman Weidenfeller und Marcel Schmelzer von der Angst im Bus, vom Tumult nach der Explosion, von den Schreien und der Panik. Er habe alles vergleichsweise gut verkraftet, er spüre keine Spätfolgen, sagt Tuchel. Im ersten Moment habe er gedacht, der Bus habe „jemanden überfahren“ und es drohe gar keine echte Gefahr.

    Die Spieler dagegen sprechen davon, schwer traumatisiert gewesen zu sein. Bender sagt, er habe „große Schwierigkeiten einzuschlafen“ gehabt, weil er „immer wieder die Explosion gesehen“ habe. Er kritisiert seinen früheren Verein: Der habe zwar eine Gesprächsrunde mit einem Spezialisten für Terroropfer und Einzelsitzungen angeboten, aber insgesamt sei „das Thema sehr schnell abgehakt“ worden. Passlack berichtet von „Angstzuständen“, in die er immer wieder hineingeraten sei, auch „Bus fahren war schwierig“. Weidenfeller lässt sich noch behandeln, und Schmelzer erzählt: „Wenn irgendwo ein lautes Geräusch ist, wenn ein Teller runterfällt, zucke ich zusammen und der Puls geht hoch.“

    Anschlag auf BVB-Bus: Auf Aktien-Absturz spekuliert?

    Teammanager Fritz Lünschermann ergänzt, dass auch die Spieler Gonzalo Castro, Sokratis und Nuri Sahin weiterhin unter den Folgen des Anschlages litten. Für das Gericht sind diese Aussagen wichtig: Sie haben Einfluss auf die Höhe der Strafe, die es gegen Sergej W. verhängen wird. Der hört am Montag seinen Opfern schweigend zu. Ihm wird vorgeworfen, auf einen Absturz der BVB-Aktie nach seinem Anschlag spekuliert zu haben. Dies hätte ihm einen hohen Gewinn bescheren können.

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