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Doping und kein Ende: ARD und ZDF steigen aus Tour-Berichterstattung aus

Doping und kein Ende

ARD und ZDF steigen aus Tour-Berichterstattung aus

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    Zabel sagt bei Paris-Tours auf Rang sieben Adieu
    Zabel sagt bei Paris-Tours auf Rang sieben Adieu Foto: DPA

    Hamburg (dpa) - ARD und ZDF haben nach den jüngsten Dopingfällen derGerolsteiner-Radprofis Stefan Schumacher und Bernhard Kohl dieReißleine gezogen und beenden die Live-Berichterstattung von derFrankreich-Rundfahrt.

    "Der sportliche Wert der Tour de France hatsich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der daraus gewonnenenErkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch der programmliche Wertstark gesunken", sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff nach einerSitzung der Intendanten seiner Sendeanstalt in Köln. Das ZDF schlosssich erwartungsgemäß der Haltung an. "Wir werden die Tour nicht ohnedie ARD übertragen", versicherte Chefredakteur Nikolaus Brender.

    Alsweitere Konsequenz aus der nicht abebbenden Doping-Welle wurde dieDeutschland-Tour für 2009 abgesagt. Zu diesem Schritt entschlossen sichdie Gesellschafter der Deutschland-Tour GmbH, der Bund DeutscherRadfahrer (BDR) und die Upsolut Event GmbH. "Wir bedauern es, dieseEntscheidung treffen zu müssen", sagte Kai Rapp, Geschäftsführer desVeranstalters. Aufgrund der aktuellen Entwicklung im Profi-Radsportsehe man sich aber nicht mehr in der Lage, die Veranstaltungerfolgreich zu vermarkten und damit zu finanzieren.

    "DieIntendanten sind stinkwütend, zumal Kohl zu der neuen und sauberenGeneration im Radsport gezählt wurde", erläuterte ARD- Sprecher PeterMeyer den "einstimmigen Beschluss" der neun Intendanten undIntendantinnen. Über die rechtlichen Konsequenzen wollen ARD und ZDFmit der Europäischen Rundfunk Union (EBU) sprechen. Beide Sender wollenaber in Kurzberichten in ihren Nachrichten- und Sportsendungen weiterüber die bedeutendste Radsport-Veranstaltung der Welt berichten. DerSender Eurosport will dagegen auch weiter Live-Bilder von der GroßenSchleife senden.

    Unterdessen äußern auch Politiker immer lauterihren Unmut. "Jetzt muss ein Stopp-Signal kommen. Irgendwann müssen wirPolitiker die Schnauze voll haben", sagte der StellvertretendeSportausschuss- Vorsitzende Peter Rauen. Der BDR signalisierte bereitsBereitschaft zur Kooperation, nachdem Politiker gefordert hatten, demVerband die Mittel für 2009 zu sperren oder sogar zu streichen. "DerBDR wird selbstverständlich jede Frage beantworten und nutzt gerne dieGelegenheit, um mit sachdienlichen Informationen zu dienen", sagteGeneralsekretär Martin Wolf. Verbandschef Rudolf Scharping soll am 12.November vor dem Sportausschuss des Bundestages zur Anti-Doping-Politik des BDR Stellung beziehen. Radprofi Linus Gerdemann warnteindes vor einer Streichung der Fördermittel, die "auch dem Nachwuchsauf die Füße fallen würde. Das wäre alles andere als sinnvoll."

    Mitseinem Doping-Geständnis brachte der Österreicher Kohl auch seinendeutschen Gerolsteiner-Teamkollegen Schumacher unter Druck. DerNürtinger, der ebenfalls unter Dopingverdacht steht, hüllt sich noch inSchweigen. "Ich kann so ein Geständnis wie von Bernhard nicht vonStefan fordern, damit würde ich in ein schwebendes Verfahreneingreifen", sagte der bisherige Gerolsteiner-Teamchef Hans-MichaelHolczer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Und ergänzte: "Ich wünschemir nur, dass jeder Fahrer die Wahrheit sagt."

    Berg-König Kohlstürzte indes ins Tal der Tränen. Aus dem geplanten dreijährigenEngagement beim belgischen Rennstall Silence- Lotto von der Saison 2009an wird nichts. "Wir hatten so ein gutes Gefühl, aber jetzt sind wirenttäuscht, wir fühlen uns betrogen, für uns ist das zu Ende", sagteSilence-Lottos Team-Manager Geert Coeman der österreichischenNachrichtenagentur APA. Kohl hatte am Mittwochabend CERA-Doping bei derTour gestanden. "Der Radsportler Kohl ist tot, den wird es nicht mehrgeben", sagte Peter Wrolich einen Tag nach dem Doping-Geständnis seinesKollegen. Den Menschen Kohl werde er aber "sicher nicht fallen lassen".

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