2010 erschütterten Berichte von zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs an der angesehenen Odenwaldschule im hessischen Heppenheim die Öffentlichkeit. Zwar waren schon Ende der 1990er-Jahre erste Vorwürfe betroffener Schüler laut geworden, doch eine wirkliche Aufarbeitung hatte es nicht gegeben: Es wurde verschwiegen, was nicht sein durfte. Umso größer das Entsetzen, als bekannt wurde, was in den 70er-und 80er-Jahren tatsächlich in dem Internat geschehen war: Schulleiter Gerold Becker und weitere Lehrer missbrauchten Schüler, männliche Opfer zwischen 12 und 15 Jahren.
Missbrauch und Verdrängung: "Die Auserwählten" über die Odenwaldschule
"Die Auserwählten" ist der erste Fernsehfilm, der das Thema aufgreift und die erschreckende Systematik von Missbrauch, Verdrängung und Verschweigen an der damaligen Odenwaldschule fiktional darstellt. Die ARD zeigt ihn heute um 20.15 Uhr.
Drehbuchautor Benedikt Röskau sagt über "Die Auserwählten" im Interview mit dem Sender: "Der Film ist überaus nah an der Realität. Aber ein Fernsehfilm, der nach der Tagesschau läuft, muss ab 12 Jahren freigegeben sein. Da kann man nicht die ganze Drastik der Vorgänge im Bild zeigen." Das sei aber auch nie das Ziel gewesen. "Es ist viel verstörender, wenn diese Bilder im Kopf des Zuschauers entstehen."
Grundlage für den Film sind laut Röskau Interviews mit ehemaligen Schülern. Daneben sei jede Menge Dokumente und Archivmaterialien ausgewertet worden. "Und natürlich waren wir auch an der Schule", so der Drehbuchautor.
Odenwaldschule auch Thema bei Anne Will
Im Anschluss an "Die Auserwählten" diskutiert heute Anne Will den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule. Sie hat unter anderem Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer eingeladen, die seit Jahren über Missbrauch schreibt. AZ