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Deutschland sucht den Superstar: DSDS 2010: Zwei Erzfeinde und eine Überraschung

Deutschland sucht den Superstar

DSDS 2010: Zwei Erzfeinde und eine Überraschung

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    Mehrzad Marashi ist der Sieger der siebten Staffel von DSDS.
    Mehrzad Marashi ist der Sieger der siebten Staffel von DSDS. Foto: hk/mw

    DSDS

    2010 ist mit dem Duell der Favoriten zu Ende gegangen. Am Schlussgewann der, der weniger spektakulär, aber konstant seine Leistungbrachte. Der Gewinner und Superstar heißt nicht

    Menowin

    , sondernMehrzad

    Marashi

    .

    Mehrzad gegen Menowin. Hamburg gegen Ingolstadt. Der glatte Softie gegen den vorbestraften Bad Boy. So lautete das Duell beim Finale von DSDS 2010 am Samstagabend.

    Und Moderator Marco Schreyl tat zum Auftakt der Show noch einmal alles, um den Kampf der beiden Finalisten anzustacheln: "Sie waren einmal Freunde und jetzt sind sie Feinde. Deutschland ist eine geteilte Nation."

    Und die beiden verkrachten Freunde spielten mit: Mit einer Tanzeinlage eröffneten sie die Finalshow. Zu 'I came for you' (The Disco Boys) inszenierten sie den Kampf zweier verfeindeten Gangs. Moderator Schreyl betonte gebetsmühlenartig: "Dieser Kampf geht Mann gegen Mann. Hier treten zwei Erzfeinde an."

    Eine wirklich Überraschung hielt dagegen die Jury parat: Sylvie van der Vaart, seit Neuestem mit schicker Strubbelfrisur statt Langhaarperücke, durfte als Gastjurorin zwischen Dieter Bohlen und Volker Neumüller Platz nehmen. Sie war spontan für Jurymitglied Nina Eichinger eingesprungen, die nicht zum Superstar-Finale kommen konnte. Eichinger konnte wegen der Aschewolke nach dem Vulkanausbruch in Island nicht von Los Angeles nach Deutschland starten.

    Und bevor es richtig losging, durften auch die Kandidaten, für die der Traum vom Superstar-Dasein bereits ausgeträumt ist, noch einmal vorsingen. Zu 'I got a feeling' (Black Eyed Peas) hüpften sieben der ehemals zehn Top-Ten-Kandidaten über die Bühne. Nur Helmut Orosz durfte nicht mitmachen. Der 30-Jährige war aus dem Wettbewerb geworfen worden, weil er gekokst hatte. "Grüße", richtete ihm Marco Schreyl aus.

    Kein Wort verlor der Moderator jedoch über den neuesten Skandal, der DSDS erschüttert. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft gegen Menowin Fröhlich ermittelt. Der Vorwurf:

    Bevor der Kampf in Runde 1 ging, versuchte die Jury noch die Wogen zu glätten. Dieter Bohlen versicherte, wie wohl in jedem Jahr: "Das ist das spektakulärste Finale, das jemals bei DSDS war." Und rief die Zuschauer auf, nach Talent abzustimmen und die Skandale der vergangenen Wochen außen vor zu lassen.

    Jury-Kollege Volker Neumüller erinnerte sich schon fast wehmütig an Mehrzads und Menowins spektakuläres Duett 'Sweat' in der Karibik. "Wir waren so geflasht, dass wir beide gesagt haben: pressen - veröffentlichen - Geld verdienen." Interessant!

    Los ging es um die großen Herzenssongs. Mehrzad startete gefühlsbetont mit 'Endless Love' von Lionel Richie. Ein Song, der ihm wie auf den Leib geschneidert schien. Zwischen brennenden Herzen legte er einen gefühlvollen Auftritt hin. Große Gefühle und Gänsehautstimmung schon zu Beginn. "Wie bei mir in der Sauna, eine Hitze hier", feixte Dieter Bohlen, der den Auftritt "supertoll" fand. "Kann man nicht besser machen." Auch Sylvie schmolz dahin. In Anspielung auf Mehrzads Verlobung im Halbfinale schmachtete sie: "Trotzdem haben wir Frauen alle das Gefühl, dass du das für uns gesungen hast."

    Lob auch von Volker: "Ich hab echt Gänsehaut gehabt, das war wieder Weltklasse."

    Menowin, der nach den Skandalen der vergangenen Tage extrem angespannt wirkte, legte mit 'That's What Friends Are For' von Dionne Warwick & Friends los. "Ich sing mir einfach grad den ganzen Schmerz von der Seele nach allem, was in den letzten Wochen über mich geschrieben wurde." Herzzerreißend: Vor dem Auftritt entschuldigte sich seine Mutter "für alles, was ich dir angetan habe". Menowins Antwort: "Entschuldigung angenommen."

    Seinen Vater wollte der Ingolstädter allerdings nicht beim Finale dabeihaben. Ganz in weiß, mit tanzenden Kindern auf der Bühne, legte er sich bei seinem ersten Auftritt große Gefühle hin.

    Die Jury war beeindruckt. Volker Neumüller: "Du hattest so viel Druck. Da so eine Leistung abzurufen, da ziehe ich meinen Hut. Du klingst aber auch so was von hammergeil." Auch Sylvie van der Vaart begeistert, wenn auch sprachlich nicht ganz korrekt: "Du hast den totalen Groove. Ich bekomm so ein Weichei." Und Dieter erklärt, dass es auch einen anderen Menowin gibt, als ihn die Zuschauer kennen. "Es gibt hinter diesem harten Typ eben einen ziemlich weichen Kern."

    Zwischenstand nach Runde 1: Sylvie konnte sich nicht entscheiden, ebenso wenig Dieter. Nur Volker Neumüller traute sich. "Nach dem ersten Durchgang, wenn wir nur nach Gesang gehen, sag ich Menowin." Dennoch: Mehrzads Gefühlsfaktor ist größer.

    Zum Rückblick auf die Staffel von DSDS 2010 mutierte Runde 2, als beide ihr Staffel-Highlight performten. Mehrzad über sein Verhältnis zu Menowin. "Damals im Recall waren wir noch dicke Freunde, von Runde zu Runde habe ich immer mehr gemerkt, dass die Freundschaft eigentlich eine Show war. Und das ist schade."

    Der 29-Jährige, der bei DSDS 2010 auf Gefühl und Gänsehaut setzte, zeigte sich beim Staffel-Highlight von seiner coolen Seite. Seine Performance von 'Fresh' (Kool & the Gang) war unterhaltsam, aber nicht perfekt. "Tolle Performance, toll gesungen, aber ich hab ein bisschen Angst gehört. Ein paar Töne waren nicht super sicher", meinte Dieter Bohlen. Volker Neumüller war zufrieden: "Alles richtig gemacht, Kleiner."

    Überschwänglicher fiel das Urteil für Menowins Performance aus. In Runde 2 wiederholte er seine fast legendäre Version des Michael-Jackson-Klassikers 'Billie Jean'. Im Glitzeroutfit rockte er die Bühne, bejubelt von den Fans im Studio. "Wer es schafft, aus einer Michael-Jackson-Nummer eine Menowin-Nummer zu machen, das ist die Königsdisziplin", lobte Volker Neumüller. Auch Sylvie war ganz aus dem Häuschen: "Das war so geil, so gut gesungen, so auf den Punkt. Geil, geil, geil." Und Dieter Bohlen meinte, dass Michael Jackson gerade im Himmel den Daumen hochgehalten habe.

    Zwischenstand nach Runde 2: Sylvie und Dieter sahen Menowin vorne, Volker schweigt.

    Für Runde 3 hatte sich Mehrzad viel vorgenommen: Die Leute einfach umhauen. Im grünen Anzug und mit Glitzerhut betrat er die Bühne, hatte aber von Anfang an Probleme mit seinem Ton. Dennoch lieferte er einen typischen Mehrzad-Song ab: gefühlvoll, stimmsicher, aber mit etwas zu viel Pathos. Die Meinung der Jury verhalten, erst mal Menowins Auftritt abwarten.

    Der räumte vor seinem letzten Auftritt ein. "Ich hab Angst zu verlieren, ich hab in meinem Leben viel Scheiße gebaut, viele Menschen enttäuscht, jetzt muss ich alles richtig machen." Und er macht alles richtig: Funky, voller Groove, tänzerisch stark. "Zugabe" skandierte das Publikum. "Das war absolut der Knaller", meinte Dieter. Volker wusste schon nach zehn Sekunden: "Das wird einfach megamäßig."

    Dann durfte die Jury wieder einmal sagen, wie außergewöhnlich DSDS 2010 war. "Wir haben noch nie Leute gehabt haben, die so toll getanzt haben, die so toll gegroovt haben", meint Bohlen. Moderator Schreyl denkt an die tollen Quoten und die Schlagzeilen. Und die Jury ist sich zum Schluss einig: Menowin war der Bessere an diesem Abend. Dieter Bohlen versucht noch einmal, die Fans zu versöhnen. "Ich hoffe, die Roten und die Grünen, dass ihr alle Freunde seid."

    Bis zur Entscheidung vergingen lange Minuten, gepflastert von Werbung und den immer gleichen Phrasen des Moderators. "Dieses Duell heute ist persönlich. Ihr steht so nah beieinander und seid euch doch so fern. Aus Freunden sind Feinde geworden." Ein Portion Drama zum Schluss: "Der Gewinner bekommt alles. Der Verlierer nichts."

    Um 0.15 Uhr stand es schließlich fest. Der Sieger heißt Mehrzad Marashi. 56 Prozent der Zuschauer hatten für den 29-Jährigen, den Softie der Staffel gestimmt. Menowin bleibt verbittert und apathisch zurück. Zuerst Gefängnis, dann wochenlang negative Schlagzeilen, zuletzt die Ermittlungen wegen Kokain-Handels. Sind ihm all die Skandale zum Verhängnis geworden?

    "Ich mach mir gar keine Sorgen um seine Zukunft", sagt Sieger Mehrzad. "Er wird seinen Weg gehen. "War ich wirklich so scheiße?", stammelt Menowin. Völlig apathisch stand er da, mit leeren Augen und hängendem Kopf. Die Kamera geht immer näher ran. Jetzt hat er auch noch Tränen in den Augen.

    Bei der After-Show-Party stehen Mehrzad und Menowin eng umschlungen da, Menowin total apathisch, Mehrzad hält ihm den Kopf. Ein Finale ganz nach dem Geschmack von RTL. Wenn aus Feinden wieder Freunde werden. Sonja Krell

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