Sieben Millionen Menschen auf einmal - das ist das Bundesland Hessen und die Stadt München zusammen, nur um ungefähr eine Größenvorstellung zu haben. Das bedeutet also, dass nahezu jeden Samstag ein komplettes deutsches Bundesland zusammen mit der bayerischen Landeshauptstadt vor der Glotze sitzen.
Doch nicht etwa, um die Tagesschau zu sehen, sondern weswegen? Richtig! Für "Deutschland sucht den Superstar"!
Doch viele dieser Menschen schauen nicht nur, sie lassen auch des Senders Kassen ordentlich klingeln. DSDS ist die absolute Cashcow in der deutschen Fernsehlandschaft. Neben den Einnahmen durch das reichhaltige Werbeprogramm wählen sich etliche Zuschauer Woche für Woche die Finger wund, um ihre Stars in der nächsten Runde erneut begutachten zu dürfen - für ungefähr 50 Cent pro Anruf (Mobilfunk kann selbstverständlich abweichen, äh ja, und erheblich teurer werden).
Doch das hat nichts mit Geldschneiderei zu tun. Nein, niemals! RTL wünscht sich ein unabhängiges Voting: Deutschland soll selbst entscheiden, wer sein Superstar werden darf.
Und scheinbar ist das der Traum von vielen vielen Menschen geworden. Harte Arbeit, sich von unten nach oben kämpfen, jahrelang in abgehalfterten Bars zu singen, aus Hoffnung, dass sich doch irgendwann ein Talent-Scout in gerade diese Spelunke verirrt. Fehlanzeige! Vergiss die Romantik.
Da gefällt das System RTL besser. Traumhafte Bedingungen, riesige Show-Bühnen, Lofts, 5-Sterne Hotels, Promo-Tours an die schönsten Orte der Welt - eben Superstar-Business. Und die Millionen winken! Auf jeden Fall für RTL...
Wer will bei dieser Aussicht noch Bürokaufmann werden? Oder Arzt?
NIEMAND!! Jedenfalls ich nicht, Mama! Ich hab kein Bock mehr auf Gymnasium und Medizin-Studium, ich werd Superstar bei RTL. Was soll ich denn ewig zur Schule gehen, Studiengebühren zahlen und in einem Studenten-Wohnheim rumliegen, wenn ich über den Dächern der Welt schweben kann. Und wenn ich meine Platin-Alben hab, dann hol ich uns raus hier aus unserem Vorstadt-Reihenhaus. Den VW kannste gleich wieder zurückgeben, wir fahrn nur noch Porsche. Ach nee, das Drehbuch geht ja anders.
Szenenwechsel: Neu-Kölln. Zweizimmerwohnung. Sieben Kinder. Mutter raucht. Vater trinkt. Der kleine Maybe-Superstar singt zwischen seinen Brüdern und Schwestern im Kinderzimmer den neuesten Hit von Mark Medlock. Ein Traum? NEIN, Realität!
Und überhaupt: Man hat schon so seine Zweifel an der Auswahl der so genannten hoffnungsvollen Zukunftsträger der Musikindustrie.
Menowin Fröhlich
,
Mehrzad Marashi
und Thomas "Checker" Karaoglan sind keineswegs eine humorvolle Persiflage von ernsthaften Sängern. Es gibt kein Drehbuch und wir sind auch nicht bei
, wo
Cordula Stratmann
den Komödianten die Anweisungen ins Ohr sagt.