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Deutschland sucht den Superstar: DSDS 2010: Warum Deutschland einen Superstar braucht

Deutschland sucht den Superstar

DSDS 2010: Warum Deutschland einen Superstar braucht

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    Finale bei «Deutschland sucht den Superstar»
    Finale bei «Deutschland sucht den Superstar» Foto: DPA

    Deutschland einig Casting-Land. Seit Jahren ist eine Nation auf der Suche: nach ihrem nächsten Topmodel, ihrem Supertalent, seit Neuestem nach ihrem Star für Oslo und - am Samstagabend - nach ihrem Superstar.

    Doch am Freitag fiel ein Schatten auf die Show. Menowin Fröhlich (22) aus Ingolstadt, einer der beiden Finalisten bei "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS), ist wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt worden. Das teilte am Freitag die Polizei in Hürth bei Köln mit. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen. RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer sagte, das "DSDS"-Finale werde am Samstag wie geplant stattfinden. "Es gilt die Unschuldsvermutung."

    Menowin Fröhlich habe schon mehrmals gesagt, er habe mit Drogen nichts am Hut. Anonym anzeigen könne man erst mal jeden, das allein beweise noch gar nichts, sagte Eickmeyer. Das Finale abzusagen wäre für den Sender - da sind sich Medienexperten einig - eine Katastrophe. Während des Wettbewerbs war bekannt geworden, dass Fröhlich schon mal im Gefängnis saß. Dann stürzte sich der Boulevard darauf, dass er drei Kinder mit seiner Cousine hat. Auf den Kandidaten Helmut Orosz nahm RTL weniger Rücksicht. Er flog aus dem Wettbewerb, weil er gekokst hatte.

    Alle Jahre wieder kürt RTL unter den Augen von Millionen Zuschauern seinen "Superstar". Heuer bereits zum siebten Mal in Folge. Doch egal, welcher der Finalisten, Menowin Fröhlich oder der Hamburger Mehrzad Marashi, das Rennen macht - am meisten dürfte sich der Sender freuen. Denn die aktuelle DSDS-Staffel bescherte RTL Traumquoten: Im Schnitt 6,37 Millionen Zuschauer schalteten ein.

    Zuschauer finden Bohlens Kritik gut

    Wie kommt es, dass sich nach wie vor so viele für eine Sendung begeistern, in der schon zum siebten Mal das Gleiche abgespult wird? Gerade für junge Menschen gelten Casting-Macher wie Dieter Bohlen und Heidi Klum, die sich in ihrer Sendung "Germany's Next Topmodel" auf die Suche nach "schönen Mädchen" macht, als Vorbilder. Nach einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen finden 83 Prozent der 18- und 19-Jährigen Bohlens harte Kritik fair - selbst wenn er Kandidaten damit persönlich verletzt.

    Gut 1300 Schüler von neun bis 22 Jahren wurden befragt, warum Castingshows sie faszinieren. Ganz oben auf der Liste: mit den Kandidaten fiebern. Und: der Traum, dass aus normalen Jugendlichen echte Stars werden können. Bei den Castings zur aktuellen Staffel nahmen 34.000 Menschen teil - bereitwillig, sich von der Jury um den selbst ernannten Pop-Titanen Dieter Bohlen abkanzeln zu lassen.

    Dass in Formaten wie DSDS Kandidaten zu Siegern und Verlierern stilisiert werden, vergessen viele Jugendliche. Vor allem in den ersten Folgen wird die Schadenfreude bedient: Schräge Vögel, über deren Talent sich trefflich streiten lässt, werden dem Publikum vorgeführt. Der Zuschauer, peinlich berührt, wendet sich ab. Und findet es doch interessant. Das "Fremdschämen" hat es inzwischen in den Duden geschafft.

    "Viele Jugendliche durchschauen zwar die Inszenierung solcher Shows, doch mindert das nicht deren Bedeutung als Orientierungsmaßstab", sagte Medienwissenschaftler Bernd Schorb jüngst dem Focus. Das vermittelte Karrierebild hält er jedoch für bedenklich: "Die Shows forcieren die Ellenbogen-Mentalität."

    Wer der neue Superstar wird, entscheiden am Samstagabend die Zuschauer per Anruf oder SMS. Gleich, wer gewinnt, die Chartspitze ist dem Sieger mit seinem ersten Titel fast schon sicher. Und der stammt, wie könnte es anders sein, aus der Feder von Dieter Bohlen. Sonja Krell

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