Bereits in einigen Mottoshows von DSDS 2010 gab es bei der Entscheidung Überraschungen - weil das Publikum nicht immer nach Leistung entscheidet.
Als in der Nacht auf Sonntag Moderator Marco Schreyl verkündete, dass für Thomas Karaoglan der Traum von DSDS 2010 vorbei ist, war die Überraschung perfekt. Der "Checker" galt wegen seiner Popularität und seinem Kult-Faktor als einer der Mitfavoriten auf den Sieg, auch wenn er stimmlich nie mit den anderen Kandidaten um die verbliebenen Kim Debkowski, Manuel Hoffmann, Menowin Fröhlich und Mehrzad Marashi mithalten konnte.
Auch Chef-Juror Dieter Bohlen hatte nicht mit diesem Ausgang gerechnet. "Das hätte ich nicht gedacht", gesteht der starke Mann bei DSDS. Hier kommt eine Besonderheit von Deutschlands beliebtester Castingshow zum Tragen: Wie einflussreich und aussagekräftig das Urteil der Jury auch sein mag, das letzte Wort haben die Zuschauer. Sie können per Telefon nach jeder Mottoshow für ihren Liebling ihre Stimme abgeben.
Dass dabei nicht immer der Kandidat rausfliegt, der am Abend die schwächste Leistung gezeigt hat, ist stets möglich. So kam der relativ frühe Rauswurf von Nelson Sangaré nach der dritten Mottoshow von DSDS 2010 überraschend, da der 24-Jährige mit seiner souligen Stimme zu den bis dato gesanglich Stärksten gehörte.
In der fünften Mottoshow entschieden sich die Zuschauer gegen den seit langer Zeit wieder überzeugenden Manuel Hoffmann und für Helmut Orosz, der bei beiden Liedern den Text vergessen hatte. Nur wegen Helmuts Drogenbeichte und seinen anschließenden Rauswurf bei DSDS 2010 durfte Manuel im Wettbewerb bleiben.
Man konnte jedoch fast davon ausgehen, dass Manuels Rückkehr nur von kurzer Dauer sein wird. Er galt auch in der sechsten Mottoshow als sicherer Kandidat auf der Abschlussliste. Diesmal konnte er auch nur bedingt überzeugen. Das Publikum hielt aber seine schützende Hand über den Teenieschwarm und wählte Thomas "Checker" Karaoglan heraus, obwohl er eine seiner besten Leistungen bei DSDS 2010 gezeigt hatte.
Die Wege des Publikums bei "Deutschland sucht den Superstar" scheinen unergründlich. Auch in den vorigen Staffeln waren die Zuschauer mit ihren Entscheidungen immer für eine Überraschung gut. Allerdings nur bis zum Finale. Dort setzte sich eigentlich immer der Favorit, der zumeist auch der Günstling von Dieter Bohlen war, durch - siehe zuletzt Daniel Schuhmacher, Thomas Godoj und Mark Medlock.
Sollte es bei DSDS 2010 zum vorprogrammiert scheinenden finalen Showdown zwischen Mehrzad Marashi und Menowin Fröhlich kommen, steckt das Publikum allerdings in einer Zwickmühle. Sowohl Mehrzad als auch Menowin bewegen sich auf extrem hohen Niveau. Zwischen ihnen eine Entscheidung fällen zu müssen, fällt schwer.
Daher werden die Zuschauer - einmal mehr - nicht nur die gesangliche Leistung bewerten. Performance, Auftritt, Outfit - diese Faktoren werden dann eine wichtige Rolle spielen. Und schlichtweg auch, wer in einem möglichen Duell zwischen den beiden Favoriten sympathischer rüberkommt. Der Zoff, den Mehrzad und Menowin derzeit miteinander haben, könnte dabei auch Einfluss auf das Zuschauerurteil nehmen.
RTL beugt sich mit einem Format wie DSDS bewusst dem Urteil des Publikums. Schließlich sitzen dort die potenziellen Plattenkäufer. Und deren Wort ist Gesetz. mwe-