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"Deutschland": Rammstein provoziert mit Holocaust-Anspielungen in neuem Song

"Deutschland"

Rammstein provoziert mit Holocaust-Anspielungen in neuem Song

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    Till Lindemann und seine Band Rammstein haben mit ihrem neuen Video heftige Proteste ausgelöst.
    Till Lindemann und seine Band Rammstein haben mit ihrem neuen Video heftige Proteste ausgelöst. Foto: Axel Heimken, dpa

    Provokation gehört bei Rammstein zum Programm. Mit einem 35 Sekunden kurzen Ausschnitt aus dem neuen Musikvideo hat die Band die deutsche Öffentlichkeit am Donnerstag in Aufruhr versetzt. Zu sehen sind vier Band-Mitglieder, deren Kleidung an die von KZ-Gefangenen erinnert, an einem Galgen. Einer von ihnen wird mit einem gelben Stern inszeniert - wie einst Juden im Nazionalsozialismus. Am Ende des Videos erscheint in frakturähnlicher Schrift das Wort „Deutschland“, in lateinischen Ziffern schließlich das Datum 28.03.2019.

    Das Video stößt auf heftige und scharfe Kritik in der Öffentlichkeit. Die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sagte am Freitag der Passauer Neuen Presse: "Wer den Holocaust und die Millionen Ermordeten als Marketing-Gag instrumentalisiert, der geht zu weit, egal in welchem Rahmen."

    Musikvideo "Deutschland": Rammstein provoziert die deutsche Öffentlichkeit

    Das schockierende Video war nur die Krönung mehrerer kryptischer Ankündigungen, die Rammstein zuletzt in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hatte. Noch am Donnerstagabend stellte die Band schließlich ihr neues Musikvideo in voller Länge auf YouTube. Fast 80.000 Zuschauer warteten schon Minuten vor dem Start der Premiere um 18 Uhr auf den neuen Song „Deutschland“ – und bekamen weit mehr zu sehen als nur Holocaust-Anspielungen.

    Von den alten Germanen bis in die Gegenwart vollzieht die Band in rund neun Minuten einen wilden Ritt durch verschiedene Kapitel deutscher Geschichte. Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg spielen genauso eine Rolle wie die innerdeutsche Teilung. Die Szene aus dem umstrittenen Trailer ist dabei erst im Abspann zu sehen. Das Musikvideo in voller Länge zeigt aber auch, wie sich Häftlinge an ihren Peinigern in NS-ähnlichen Uniformen rächen.

    In der ersten Single des neuen Albums singt Rammstein-Frontmann Till Lindemann: „Deutschland, du hast viel geweint – im Geist getrennt, im Herz vereint. Deutschland will ich lieben und verdammen.“

    Und am Ende heißt es: „Deutschland, deine Liebe ist Fluch und Segen. Deutschland, meine Liebe kann ich dir nicht geben.“ Der von Lindemann mit rollendem R gesungene Schlussvers lässt sich unmissverständlich als klare Distanzierung von Nationalismus und Nationalstolz begreifen.

    Nach "Deutschland"-Musikvideo: Rammstein plant neues Album

    Wie Rammstein mitteilte, soll das neue Album am 17. Mai erscheinen. Die erfolgreichste deutsche Band im Ausland hat seit ihrer Gründung 1994 mehr als 20 Millionen Alben verkauft. Zuletzt mussten Fans aber lange auf neue Musik warten. Die bislang letzte Platte „Liebe ist für alle da“ ist vor fast zehn Jahren erschienen. Im November kündigte die Rockband eine Europatour für Sommer 2019 an. Beim Vorverkaufsstart am 8. November sollen die Tickets für deutsche Konzerte schon nach vier Stunden ausverkauft gewesen sein. Der Server des Ticketanbieters Eventim brach wegen der vielen Anfragen kurzzeitig zusammen.

    Das kurze Trailer-Video mit den KZ-ähnlichen Szenen hat große Empörung ausgelöst. Politiker und Verbände verurteilten die Andeutungen. Als aktuelle Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern warf Charlotte Knobloch den Musikern „Instrumentalisierung und Verharmlosung des Holocaust“ vor. Der Bild sagte sie, die Band habe eine Grenze überschritten. „Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainment-Zwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend.“ Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte der Bild: Wenn das Video rein verkaufsfördernd sein solle, sei dies eine „geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit“.

    Politiker und Verbände veurteilen "Deutschland"-Video von Rammstein

    Als Reaktion auf das Video hat der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller (CSU), die sechs Bandmitglieder von Rammstein in die KZ-Gedenkstätte Dachau eingeladen. Ein abschließendes Urteil wollte Freller am Donnerstag zwar noch nicht fällen. Eindeutig sei aber: „Das Leid und die Unmenschlichkeit des Holocaust verbieten sich für Werbezwecke oder Effekthascherei zur Bekanntmachung von Produkten ganz gleich welcher Art – in diesem Fall wohl ein neues Musikalbum.“

    Damit habe die Band eine Grenze überschritten, sagte Knobloch der Passauer Neuen Presse(Freitag).  Rammstein verharmlose mit dem Video eindeutig die Schrecken des Holocaust. "So eine Trivialisierung schadet am Ende unserer Erinnerungskultur und befördert dann Vorurteile und eine Normalisierung von Antisemitismus." (mit dpa)

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