Immer weniger Fremdwörter aus dem Englischen, Französischen und anderen modernen Sprachen werden eingedeutscht. Dies ergab ein Forschungsprojekt, das am Donnerstag im Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim vorgestellt wurde. So werden Begriffe wie stalken und gendern in den deutschen Wortschatz aufgenommen. Für die Sprache und Rechtschreibung hat das Folgen - der Sprachwandel beschleunigt sich.
Immer mehr Fremdwörter werden in ihrer Ursprungsform übernommen
"Integrierte Schreibweisen sind kaum noch nachweisbar", sagte die Sprachwissenschaftlerin Sabine Krome. Die Rechtschreibreform von 1996 habe zwar eingedeutschte Varianten wie Ketschup (neben Ketchup) und Bravur (neben Bravour) zugelassen, dies habe sich aber nicht durchgesetzt. Neue Fremdwörter wie Fracking, Bad Bank und Follower werden demnach meist in der fremdsprachigen Form in den deutschen Wortschatz übernommen. Ein Grund dafür sei, dass immer mehr Deutsche gut Englisch schreiben und sprechen können, wie Krome erklärte.
Onlineforen und Kurzmitteilungsdienste verändern den Schreibgebrauch
Das IDS, die Fachrichtung Computerlinguistik der Universität des Saarlandes sowie die Wörterbuchverlage Duden (Bibliographisches Institut) und Wahrig bei Brockhaus erforschten in dem Projekt die "Analyse und Instrumentarien zur Beobachtung des Schreibgebrauchs im Deutschen". Internettexte nicht professioneller Schreiber in Onlineforen und Kurzmitteilungsdiensten verändern demnach den allgemeinen Schreibgebrauch. Der Saarbrücker Computerlinguist Manfred Pinkal rechnet damit, dass die orthografische Vielfalt zunehmen wird und sich bisher nicht normgemäße Schreibweisen als neue Varianten etablieren.
Die Projektpartner wollen dem Rat für deutsche Rechtschreibung Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks machen. Der IDS-Direktor Ludwig Eichinger warnte aber vor überzogenen Erwartungen: "Ich sehe derzeit nicht die Tendenz im Rat, die Variation zusätzlich zu vergrößern." dpa