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"Der scheidende Schupo": Tatort-Kritik: Skurriles Crime-Märchen aus Weimar

"Der scheidende Schupo"

Tatort-Kritik: Skurriles Crime-Märchen aus Weimar

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    Die Hauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) besprechen sich mit ihrem Kollegen Tobi (Fridolin Sandmayer).
    Die Hauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) besprechen sich mit ihrem Kollegen Tobi (Fridolin Sandmayer). Foto: Anke Neugebauer, MDR

    In diesem Tatort ist alles skurril. Gar nicht mal das Ermittlerpaar, sondern die bizarre Handlung mit all den seltsamen Mitwirkenden. Das unterscheidet diesen Tatort aus Weimar von den witzelnden Herren Prahl und Boerne aus Münster und ihren Verdächtigen.

    Denn „Der scheidende Schupo“ hat soviel Konfliktpotenzial, dass man mit der Story eine Heerschar von Psychologen beschäftigen könnte. Dabei ist es nicht bloß die als tödlich geltende Vergiftung eines Polizisten, die gleich eine Kettenreaktion auslöst, in der sich ein Bombenanschlag, eine raffiniert eingefädelte Rizin-Vergiftung und der schiere Thüringer Wahnsinn mischen. Weil der auf merkwürdige Weise ums Leben gekommene Chef einer Porzellanmanufaktur kreuz und quer Kinder hinterlassen hat, die sich streiten wie in einem skandinavischen Drama.

    Mehr Märchen-Show als Tatort

    Höchste Zeit auf das privat wie dienstlich liierte Ermittlerpaar Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) zu kommen. Zumal Nora Tschirner der Schwarm etlicher unserer Redaktionsmänner zwischen 30 und (grob) 45 Jahren ist. Die erledigen ihren Job trotz aller Aufgeregtheiten um Geiselnahme, eine geheimnisvolle Burg, Vaterschaftstests und eine Kräuterhexe überraschend cool. Gut, dass die Gags zwischen beiden eher zurückhaltend sind. „Wieder Kuttelsuppe in der Kantine?“, sagt Lessing, der Typ ohne Vornamen, zu Kira, ihre Klamotten in der Nase.

    Zum Schnüffeln gibt eher dieser Tatort Anlass, der fast als als Märchen-Show daherkommt. Zwei Erbschwestern hassen sich wie die Pest, kein Aschenbrödel in Sicht, aber illegitime Söhne, die auch nicht vor Führungskraft strotzen. Höhepunkt des Schwesternstreits: Melanie (Laura Tonke) zitiert den Vater, der zur auf materielles Glück fiebernden Désirée (Katharina Heyer) gesagt habe, „sie würde auch ihr Junges fressen.“ Das sicher nicht, aber Frau Heyer liefert eine Glanzrolle ab – und sie ist mindestens so sexy wie böse. Nur schade, dass das schwarzhumorige Crime-Märchen bei der Motiv-Lage der Verdächtigen sich übernimmt. Trotzdem: Einfach anschauen!

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