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Der Trenchcoat ist 100 Jahre alt: Zerknautscht und zugeknöpft: Der Trenchcoat ist 100 Jahre alt

Der Trenchcoat ist 100 Jahre alt

Zerknautscht und zugeknöpft: Der Trenchcoat ist 100 Jahre alt

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    <p>Inspektor Columbo alias Peter Falk trug bei der Verbrechensbekämpfung immer Trenchcoat.</p>
    <p>Inspektor Columbo alias Peter Falk trug bei der Verbrechensbekämpfung immer Trenchcoat.</p> Foto: dpa

    Nein, fangen wir nicht mit Humphrey Bogart an. Sondern mit Kate Moss, der PR-Figur des Edelschneiders Burberry. Die erschien bei der Londoner Modewoche in einer schwarzen Trenchcoat-Variante, die wieder einmal belegte, dass das urbritische Teil Frauen – man muss es zugeben – noch besser steht. Schon deshalb weil sie den Allzweckmantel „für die Übergangszeit“, wie man früher sagte, so fantasievoll kombinieren – mit Jeans, Leggings, Röcken jedweder Länge, Boots und sogar High Heels.

    Dabei hat alles vor 100 Jahren männlich-martialisch in den Schützengräben („trenches“) des Ersten Weltkriegs begonnen. Die von Burberry gewünschte wasserabweisende Wetterfestigkeit hätte allerdings nie zum Mythos getaugt. Der rankt sich um Privatdetektive, Existenzialisten und einsame Wölfe. Deren Mäntel waren von durchwachten und durchzechten Nächten völlig zerknautscht.

    Grundidee des Trenchcoats: Beim Überleben helfen

    Denn die Grundidee des Trenchcoats war, dass er den Männern beim Überleben im Feld helfen sollte. Die Schulterklappen, der mächtige Kragen und die Ärmelschlaufen gaben den Mänteln die Fasson. Und an der Gürtelschnalle mit dem D-Design sollten nach Vorstellung von Firmengründer Thomas Burberry die Soldaten ihre Ausrüstung befestigen. Damit sie die Hände frei hatten, um zu kämpfen. So war das gedacht, nicht anders.

    Das Erfolgsmodell Trenchcoat war geboren. Jahrzehnte später hatte sich der Kampf nach Hollywood und in den Asphaltdschungel verlagert. Der praktische Mantel wurde gleichsam zur Uniform des Inspektors wie des Privatschnüfflers. Nachdem Humphrey Bogart den Trenchcoat erfolgreich in den Gangsterfilmen und in der größten Airport-Abschiedsszene der Kinogeschichte („Casablanca“) etabliert hatte, war das Gabardine-Teil nicht aufzuhalten. Peter Falk machte ihn als von den Tätern stets unterschätzter TV-Inspektor Columbo („Verzeihung, ich habe da noch eine Frage“) zu seinem Markenzeichen. Auch der trottelige Inspektor Clouseau und der Münchner Oberinspektor Derrick (in der gebügelten Version) waren ohne Trenchcoat undenkbar. Hape Kerkeling nutzte das Stück für seinen Journalisten Horst Schlämmer, der fleischgewordenen Parodie eines Journalisten.

    Keine reine Männersache

    Aber nur Humphrey Bogart gelang es, eine geheimnisvolle Aura in den Mantel zu legen, dessen Falten sich im Gesicht fortsetzten. In dem die halb zugekniffenen Augen zu verheißen scheinen: Mir kann man nichts vormachen.

    So gesehen ist der Trench für Männer Herausforderung und Prüfung zugleich. Reine Männersache ist der eigentlich alles verdeckende Mantel sowieso nicht. Audrey Hepburn, eine der elegantesten Frauen im Filmgeschäft, sah auch zugeknöpft wie ein Kriminaler zauberhaft aus. In „Belle de Jour“ trägt Catherine Deneuve einen schwarzen Lack-Trenchcoat.

    Und von der Schauspielerin Kate Hudson gibt es ein Foto von einem Mode-Shooting, auf dem sie gewandet in den Klassiker, sonnenbebrillt, auf Stilettos mit einem Coffee to go durch eine Großstadtstraße eilt. Der Trenchcoat als Bestandteil von Männerfantasien: Da ist die Schöne, die an die Hotelzimmertür klopft und Einlass begehrt. Die Frage, ob und was sie darunter trägt, haben viele Filme – nicht immer die besten – Sekunden später beantwortet.

    Dass Burberry die Umsatzzahlen zwischen 2006 und 2013 verdoppelt hat, hat sicher mit der Tradition der Qualität zu tun. Und so kann es sich die noble Schneiderei auch leisten, ein wenig Mut zu zeigen: In London beendete Model Suki Waterhouse in einer knallbunt bedruckten Version des Burberry-Klassikers die Modenschau.

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