Modena (dpa) - Italien trauert um Luciano Pavarotti: Tausende Menschen haben dem Opernstar in seiner Heimatstadt am Freitag die letzte Ehre erwiesen. Bereits im Morgengrauen drängten sich die ersten Fans und Opernfreunde vor der Kathedrale der Stadt, um an dem aufgebahrten Leichnam vorbeizuziehen.
Zur Trauerfeier am Samstag werden Musiker aus aller Welt erwartet, unter anderem Bono, Bandleader der Popgruppe U2. Dabei soll der italienische Tenor Andrea Bocelli die berühmte religiöse Arie "Panis angelicus" singen, während Flugzeuge der italienischen Kunstflugstaffel "Frecce Tricolori" am Himmel kreisen.
Der 71-jährige Pavarotti war nach einem Krebsleiden am Donnerstag gestorben. Seit dem Tod von Papst Johannes Paul II. im April 2005 hatte es in Italien nicht mehr eine solche öffentliche Anteilnahme und Trauer gegeben. "Die Welt beweint Pavarotti", titelte die römische Zeitung "La Repubblica" am Freitag. Pavarotti, dessen Leichnam bereits am späten Donnerstagabend in die Kathedrale gebracht wurde, lag in einem weißen Sarg, bekleidet mit einem schwarzen Smoking. In den Händen hielt der tote "Tenorissimo" ein weißes Taschentuch, wie er es bei seinen Konzerten bei sich hatte, und einen Rosenkranz.
Bereits am Donnerstag in den späten Abendstunden waren über 9000 Menschen an den Sarg in der Kathedrale der mittelitalienischen Stadt gekommen. In Modena war Pavarotti als Bäckersohn aufgewachsen. Unter den ersten Trauernden waren seine Witwe Nicoletta Mantovani und seine drei Kinder aus erster Ehe. Schon um sieben Uhr am Freitagmorgen wurden die Türen der Kathedrale wieder geöffnet. Einige Menschen weinten, andere brachten Blumen für den Toten, vor allem viele Mitbürger aus Modena zeigten sich erschüttert. "Er war einer von uns", sagte eine Frau mit Tränen in den Augen.
Selten war Italien derart vereint in der Trauer um einen Künstler. Bei politischen Veranstaltungen wurden Schweigeminuten eingelegt, bei der Sitzung der Linkspartei "Margherita" wurde die Turandot-Arie "Nessun dorma" abgespielt, mit der Pavarotti auf den Opernbühnen der Welt Jahrzehnte lang Beifallstürme entfachte. Mit seiner Lieblingsarie hatte die Welt den schwergewichtigen Pavarotti auch bei seinem letzten großen Auftritt erlebt, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im Februar 2006 in Turin.
Italienische Medien berichteten in größter Aufmachung über den Tod, im Fernsehen gab es Sondersendungen._Die Trauerfeier am Samstagnachmittag wird vom staatlichen Fernsehen live übertragen. "Ich glaube, ein Leben für die Musik ist eine oftmals wundervolle Existenz", zitiert die Zeitung "Corriere della Sera" den Sänger. "Behaltet mich als einen Opernsänger in Erinnerung."
Seinen letzten großen Auftritt hatte Pavarotti bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele im Februar 2006 in Turin, als er noch einmal mit seinem Paradestück "Nessun Dorma" aus Puccinis Turandot ein Milliardenpublikum begeisterte. Viele Fans waren zu Tränen gerührt, als "Big Luciano" dabei noch einmal den Jubel der begeisterten Zuschauer in sich aufsog.
Pavarotti hatte in den vergangenen Jahren mehrfach gesundheitliche Probleme. Immer wieder musste er Konzerte etwa wegen Rückenproblemen absagen, er wollte aber dennoch sein Karriereende hinausschieben. Selbst seine größten Fans hatten sich gefragt, warum er sich den Stress der Konzertreisen noch immer antat.
Pavarottis Karriere begann Anfang der 60er Jahre, vor allem mit der Rolle des Rudolf in "La Bohème". Als er 1964 am Covent Garden in London für den erkrankten Giuseppe Di Stefano einsprang, gelang Pavarotti der Durchbruch. 1966 folgte das Debüt an der Mailänder "Scala", zwei Jahre später an der New Yorker "Met". In seinen großen Zeiten schaffte er es, auf einer Partiturzeile gleich neun Mal auf ein hohes C zu kommen. 1988 bekam er in Berlin 115 Vorhänge. "Ich war mir immer bewusst, dass die Stimme ein göttliches Geschenk ist", sagte er einmal.
Weltberühmt wurde Pavarotti auch durch die Auftritte der "Drei Tenöre" mit Plácido Domingo und José Carreras. 1990 nutzte das Trio die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien zum weltweit ausgestrahlten Auftritt. Der Live-Mitschnitt wurde mit mehr als zehn Millionen verkauften Platten und CDs zum "größten Klassiker-Bestseller der Schallplattengeschichte".