Der „Ball der Bälle“, wie die Organisatoren den Wiener Opernball gern nennen, wirft in diesem Jahr lange Schatten. Gestern jettete der Baulöwe Richard Lugner, auch „Mörtel“ genannt, mit seinem Schwiegersohn und PR-Beauftragten nach Italien, um seinen diesjährigen Stargast für den Ball am Donnerstag abzuholen. Es ist Ruby Rubacuori, eine gebürtige Marokkanerin, die angeblich als 16-Jährige dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi sexuell zu Diensten war.
Deshalb steht Berlusconi inzwischen vor Gericht, Ruby wurde zum Medienstar und polarisiert – inzwischen 18-jährig – die Wiener Gesellschaft. „Ich finde, es ist die größte Peinlichkeit, die der Opernball bisher erlebt hat. Es ist geschmack- und pietätlos“, erregt sich die Uradelige Désirée Treichl-Stürgkh, Bankergattin und Organisatorin des Opernballes. Lugner habe seine Loge rechtmäßig gekauft, deshalb könne sie ihm diese „leider nicht mehr wegnehmen. Wenn ich es könnte, würde ich es sofort tun“. Dompfarrer Toni Faber vom Wiener Stephansdom dagegen hält die Aufregung für übertrieben. Ruby sei wohl nicht das erste und letzte Escort-Girl auf dem Opernball, argumentiert er. Auch im ORF, der den Opernball im Fernsehen überträgt, herrscht Aufruhr. Programmdirektor Wolfgang Lorenz verbot per E-Mail Berichterstattung über und Interviews mit Ruby. Man müsse verhindern, dass der Opernball zum „Nuttenball“ werde, schrieb er.
Doch die ORF-Reporter verbaten sich empört jede Einflussnahme. Man darf gespannt sein, was die Übertragung aus der Staatsoper bringt. Jedenfalls kocht die Volksseele in Österreich. Moral und Doppelmoral werden diskutiert und dem Baulöwen Lugner ist mehr Aufmerksamkeit denn je gewiss. Elina Garanca wird singen und viele Debütantinnen und Debütanten werden ihren bis zuletzt eisern geprobten Linkswalzer präsentieren. Ruby wird in Gold gehen, das habe sie sich gewünscht, erklärte Lugner.
Opernball im Fernsehen Das Bayerische Fernsehen und ORF 2 übertragen am Donnerstag ab 21.45 Uhr.