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Delta-Variante - Impfung: Wie wirksam sind AstraZeneca, Biontech, Moderna, Johnson & Johnson?

Impfstoffe

Wie gut schützt meine Impfung vor der Delta-Variante?

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    Schützen die bisherigen Impfstoffe ausreichend vor den Virusvarianten?
    Schützen die bisherigen Impfstoffe ausreichend vor den Virusvarianten? Foto: Till Simon Nagell, dpa

    Die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus (B.1.617.2) wird von Gesundheitsbehörden derzeit mit Sorge beobachtet. Sie verbreite sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) deutlich schneller als bisherige Varianten und wird vermutlich im Laufe des Jahres in Deutschland dominieren.

    Auch aus Sorge vor der Delta-Variante hat die Ständige Impfkommission (Stiko) daher am Donnerstag ihre Corona-Impfempfehlung angepasst. So sollen Menschen, die eine erste Dosis AstraZeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten. Was bedeutet das für die deutsche Impfkampagne? Welche Abstände empfiehlt die Stiko zwischen den Impfungen und wie sicher schützen die unterschiedlichen Präparate vor der Delta-Variante? Fragen und Antworten.

    Wie ist die Empfehlung der Stiko einzuordnen?

    Professor Reinhold Förster, Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Leiter des Institutes für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover, sieht die Entscheidung der Stiko als "absolut folgerichtig" an. Es gebe eine Reihe von Veröffentlichungen, die zeigten, dass die sogenannte Kreuzimpfung zu einer deutlich besseren Immunantwort führe, als bei Menschen, die zweimal mit AstraZeneca geimpft werden. Auch hinsichtlich der Virus-Mutationen blickt Förster positiv auf die Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoff. Wer nach einer AstraZeneca-Impfung beispielsweise mit Biontech geimpft wurde, sei deutlich besser vor

    Wie wirkt sich das auf die deutsche Impfkampagne aus?

    "Im Endeffekt wird sich Deutschland durch diese Entscheidung mittelfristig vom AstraZeneca-Impfstoff verabschieden", sagt Förster. Unter der Bedingung, dass ausreichend Impfstoff von anderen Herstellern zur Verfügung stehe, sei dies auch nur konsequent, findet Förster. "Das Bessere ist eben der Feind des Guten".

    Ist überhaupt genug mRNA-Impfstoff vorhanden?

    Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) betonte am Freitag in Berlin, dass es genügend mRNA-Impfstoff gebe, "um diese Empfehlung auch umsetzen zu können". Dies werde nicht sofort im Laufe des Tages geschehen können, aber "sehr zügig". Gute Nachrichten kamen diesbezüglich jüngst vom US-Hersteller Moderna. Im Juli sollen pro Woche statt der vorgesehenen 733.000 nun jeweils 1,33 Millionen Dosen kommen. Im August werden dann 2,57 Millionen Dosen pro Woche erwartet, im September 2,95 Millionen pro Woche. Insgesamt will der US-Hersteller den neuen Zahlen zufolge im Juli 5,32 Millionen Impfdosen liefern, im August 10,28 Millionen und im September 14,5 Millionen Dosen. Gleichzeitig liefert Biontech im Juli aber deutlich weniger Impfdosen als im Juni. Statt der rund fünf Millionen Dosen im Juni liefern der Mainzer Hersteller und sein US-Partner Pfizer im Juli nur etwa 3,2 Millionen Dosen pro Woche.

    Muss ich mich nach zweifacher Impfung mit AstraZeneca dann bald noch ein drittes Mal impfen lassen?

    "Klar ist, dass im Lauf der Zeit die Immunantwort abnimmt", erklärt Förster. Eine dritte Impfung sei also wahrscheinlich. Das gelte aber auch für abgeschlossene Impfserien mit mRNA-Impfstoffen und Kreuzimpfungen.

    Welche Abstände empfiehlt die Stiko zwischen den Corona-Impfungen?

    In ihrem Beschluss vom Donnerstag ändert die Stiko auch ihre Empfehlung bezüglich des zeitlichen Abstandes zwischen den beiden Impfungen. Zwischen zwei

    Prof. Dr. Reinhold Förster, Leiter des Institutes für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
    Prof. Dr. Reinhold Förster, Leiter des Institutes für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Foto: Simone Zimmer, MHH

    Wie gut schützen Biontech, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson vor der Delta-Variante?

    Laut RKI deuten erste vorläufige Ergebnisse darauf hin, dass derzeitige Impfungen etwas besser vor einer Infektion mit der Alpha-Variante als vor Delta schützen, "aber auch bei Infektionen mit der Delta-Variante nach vollständiger Impfung ein hoher Schutz gegen schwere Verläufe besteht". Die Delta-Variante zeichnet sich durch Mutationen aus, die mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort in Verbindung gebracht werden, und die Übertragbarkeit des Virus erhöhen könnten. Zu den einzelnen Impfstoffen in Kombination mit der Delta-Variante existieren bislang allerdings noch wenige Daten. Was bisher bekannt ist:

    Johnson & Johnson: Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson regt nach Angaben des US-Herstellers auch eine "starke und anhaltende" Immunantwort gegen die Delta-Variante des Coronavirus an. Das gehe aus Labor-Untersuchungen mit Blut von Geimpften hervor, teilte das Unternehmen mit. Eine weitere Untersuchung habe gezeigt, dass die Immunantwort mindestens acht Monate anhalte, hieß es weiter. Beim Mittel von Johnson & Johnson ist nur eine Spritze für den vollen Impfschutz nötig. "Meine Erwartung ist aber, dass diejenigen, die mit Johnson & Johnson geimpft sind wegen der Delta-Variante, zeitnah einen Boost, also eine Zweitimpfung, brauchen", sagt Professor Förster.

    • Biontech: Laut einer im Mai veröffentlichten Studie von Public Health England (PHE) liegt die Schutzwirkung vor einer symptomatischen Erkrankung nach vollständiger Immunisierung bei 88 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Alpha-Variante liegt die Schutzwirkung bei 93 Prozent. Das Risiko für eine Krankenhauseinlieferung bei der Delta-Variante wird nach einer zweifachen Impfung sogar um 96 Prozent gesenkt. Das fand eine Studie heraus, die im Juni ebenfalls von der britischen Gesundheitsbehörde PHE veröffentlicht wurde.
    • AstraZeneca: Hier liegt die Schutzwirkung vor einer symptomatischen Erkrankung bei 60 Prozent (Delta-Variante) statt 66 Prozent (Alpha-Variante). Nach zweifacher Impfung ist das Vakzin von AstraZeneca bei der Delta-Variante zu 92 Prozent effektiv gegen schwere Verläufe mit Klinikeinweisung.
    • Moderna: Der Impfstoff regt nach Angaben des US-Herstellers auch eine Immunantwort gegen B.1.617.2 (Delta-Variante) an. Labor-Untersuchungen mit Blut von Geimpften hätten den Effekt zudem bei mehreren anderen Varianten gezeigt, teilte das Unternehmen mit. Es habe bei Delta nur eine "geringfügige Reduktion der neutralisierenden Titer" gegeben. Die Untersuchungen basierten auf Blutproben von acht Teilnehmern, entnommen eine Woche nach der zweiten Impf-Dosis. Die Ergebnisse sind noch nicht von anderen Wissenschaftlern geprüft worden. Eine nachweisbare Immunantwort bei einem Geimpften ist nicht zwingend gleichbedeutend mit einem tatsächlichen Schutz vor einer Infektion.
    • Johnson & Johnson: Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson regt nach Angaben des US-Herstellers auch eine "starke und anhaltende" Immunantwort gegen die Delta-Variante des Coronavirus an. Das gehe aus Labor-Untersuchungen mit Blut von Geimpften hervor, teilte das Unternehmen mit. Eine weitere Untersuchung habe gezeigt, dass die Immunantwort mindestens acht Monate anhalte, hieß es weiter. Beim Mittel von Johnson & Johnson ist nur eine Spritze für den vollen Impfschutz nötig. "Meine Erwartung ist aber, dass diejenigen, die mit Johnson & Johnson geimpft sind wegen der Delta-Variante, zeitnah einen Boost, also eine Zweitimpfung, brauchen", sagt Professor Förster.

    Wie könnte sich die Lage bis zum Herbst entwickeln?

    Die Inzidenz werde wahrscheinlich im Herbst wieder steigen, meint der Immunologe Professor Förster. Bis dahin müssen möglichst viele Menschen geimpft sein. "Die Entscheidung ist dann, wer bekommt die vorhandenen Impfdosen. Sind das diejenigen, die bereits einmal mit Johnson & Johnson geimpft worden sind, oder sollte man diese Dosen nicht eher an die 12 bis 17-Jährigen geben?" Impfstoff für Zweitimpfungen bei Johnson & Johnson sei zwar eingeplant, sagt Förster. "Aber nicht für 2021, sondern für 2022".

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