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In 3800 Meter Tiefe: Das Wrack der "Titanic" versinkt im Müll

In 3800 Meter Tiefe

Das Wrack der "Titanic" versinkt im Müll

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    Ein Taucher mit einem Wrackteil der Titanic. 1998 wurden erstmals seit dem Untergang des Schiffs Teile des Wracks an die Oberfläche geholt und untersucht.
    Ein Taucher mit einem Wrackteil der Titanic. 1998 wurden erstmals seit dem Untergang des Schiffs Teile des Wracks an die Oberfläche geholt und untersucht. Foto: dpa

    100 Jahre nach dem Untergang der  "Titanic" gleicht der Meeresboden rund um das Schiffswrack einer Müllkippe. Der meiste Abfall stammt von Schiffen, die den Ort der Katastrophe im Nordatlantik passieren: "Bierdosen, Plastikbecher,  solche Sachen", sagt James Delgado. Mit dem allgemeinen Zustand des  Wracks selbst aber ist der Leiter des Programms für Kulturstätten  im Meer der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) aber  zufrieden.

    Besucher hinterlassen Gedenktafeln und Plastikblumen

    "Sogar eine Packung Waschmittel haben wir gefunden", berichtet  Delgado von einer Expedition im August 2010, bei der er sich an  Bord des russischen Tauchfahrzeuges "Mir" dem gesunkenen Schiff  näherte. Sie diente dazu, eine genaue Karte des riesigen  Trümmerfelds in knapp 4000 Metern Tiefe zu erstellen. "Dieser Müll  wird dort für lange Zeit liegen bleiben", fürchtet er.

    Nicht nur Wissenschaftler, auch Privatleute besuchen inzwischen  den Ort, an dem die "Titanic" am 15. April 1912 auf ihrer  Jungfernfahrt einen Eisberg rammte und sank. 45.000 Euro pro Person  kostet die Reise in die Tiefe. Doch auch die Luxusausflügler sorgen für unerwünschte Spuren: "Jeder, der dort hinuntertaucht,  hinterlässt Plastikblumen, eine Gedenktafel oder sonstige  Andenken", sagt Jamie Shreeve, der sich als Wissenschaftsredakteur  der Zeitschrift "National Geographic" mit der "Titanic"-Saga  beschäftigte. "Es sieht aus wie an einer Unfallstelle auf der  Autobahn. Die archäologische Stätte ist nicht mehr unverfälscht."

    Keine Abfälle mehr im Umkreis von 35 Quadratkilometern

    Bei mehreren Ausstellungen und Auktionen wurden seitdem immer wieder geborgene Objekte aus der Titanic der Öffentlichkeit präsentiert.
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    Was wurde eigentlich aus der Titanic? Seit das Wrack des Schiffs 1985 gefunden wurde, wurden zahlreiche Fundstücke geborgen und ausgestellt.

    Der Meeresarchäologe Delgado setzt sich deshalb dafür ein, den  in internationalen Gewässern liegenden Fundort des Wracks zur  Gedenkstätte erklären zu lassen. Oder ihn anders zu schützen: Vor  kurzem forderte die Internationale Seeschifffahrts-Organisation  alle Schiffe auf, keinen Müll und keine Abwässer mehr in einer 35 Quadratkilometer großen Zone rund um das Wrack zu entsorgen.

    Das Schiff steht unter dem Schutz der Unesco

    Nach hundert Jahren die das Wrack nun auf dem Grund des  Nordatlantiks liegt, hat die Unesco die "Titanic" unter den Schutz gestellt. "Der Untergang der Titanic  ist im Gedächtnis der Menschheit verankert", erklärte 

    Anders als viele glauben, hält sich das Wrack erstaunlich gut.  Der Rost scheint es stärker zu respektieren als seine ehrfürchtigen  Besucher. Es sieht so aus, als werde es noch Jahrzehnte lang intakt  bleiben. "Der Schiffsrumpf ist weiterhin sehr stabil", sagt  Delgado. "Im Innern sind immer noch Holzteile und Stoffe erhalten."  "Immer wieder gab es Spekulationen, dass das Wrack in 20 oder 30  Jahren komplett verrostet sein wird", berichtet auch  Wissenschaftsredakteur Shreeve. Tatsächlich aber hätten ihm alle  Experten bestätigt, dass es sich um einen viel langsameren Prozess  handle.

    Der Luxusliner war am 14. April 1912 nach einer Kollision mit  einem Eisberg im Nordatlantik gesunken; 1514 Menschen starben bei  dem Unglück. Das Wrack wurde erst 1985 von einem  Unterwasserarchäologen in mehr als 3700 Metern Tiefe entdeckt. Es  liegt in internationalen Gewässern. Vielen Teile des Luxusschiffs und seines Inventars können Rost und Zersetzungsprozesse nichts mehr anhaben: Rund 5500 Fundstücke -  von einem 17 Tonnen schweren Teil des Rumpfes bis zum Porzellan der  Erste-Klasse-Passagiere - haben Taucher geborgen. Zum 100.  Jahrestag des "Titanic"-Dramas werden sie in New York versteigert. afp/AZ

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