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Das "Buck House" öffnet seine Türen

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Das "Buck House" öffnet seine Türen

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    Das «Buck House» öffnet seine Türen
    Das «Buck House» öffnet seine Türen Foto: DPA

    Hübsch ist er ja nicht, der Palast, vor allem von außen. Alle Befürworter des Berliner Stadtschlosses sollten vielleicht erst mal nach London fahren und sich anschauen, ob sie so einen Klotz wirklich wollen.

    Die Windsors selbst sind die Letzten, die bestreiten würden, dass das "Buck House" kein Schmuckstück ist. Prinz Charles hat schon gesagt, dass er als König dort nicht wohnen will, und die Queen entfleucht übers Wochenende immer nach Windsor. Der Architekt Edward Blore (1787-1879) bekam zum Dank für sein Werk den Spitznamen "Blore the Bore" - Blore der Langweiler.

    Der Palast ist vor allem eines: groß. Wie viele Zimmer er hat, weiß niemand so genau. Als die Queen einmal gefragt wurde, wie viele es wären, sagte sie, das wisse sie auch nicht, aber sie glaube, so um die 600. Anderswo liest man, es seien 775. Die Decken sind sehr hoch, vor allem wenn man wie die Queen nur 1,63 Meter groß ist.

    Man kann sich in diesem überkandidelten Einfamilienhaus ganz leicht verlaufen. Dann irrt man unter Umständen eine Viertelstunde durch die Korridore, ohne eine Menschenseele zu treffen. Rechts und links Säle mit irgendwelchen Antiquitäten, alles unbewohnt. Dann endlich - ein Diener. "Hallo, ich suche den Ausgang." - "Ok, kommen Sie mit." Damit das den Touristen nicht passiert, ist der richtige Weg ausgeschildert.

    Der einzige Deutsche, der sich im Buckingham-Palast bestens auszukennen scheint, ist Rolf Seelmann-Eggebert, der ARD-Adelsexperte und Commander of the British Empire. Er saß da früher zuweilen, als würde er zum Inventar gehören. Überhaupt hat man bei manchen Leuten den Eindruck, dass sie irgendwann mal bestellt und dann nie abgeholt wurden. Seitdem warten sie in irgendwelchen Zimmerfluchten und werden der Einfachheit halber mitverpflegt. Auf einen Esser mehr oder weniger kommt's hier nicht an.

    Und wie sieht der Buckingham-Palast nun von innen aus? Ungefähr genauso wie das Prinzessinnenschloss in einem alten DDR-Märchenfilm. Entschieden zu viel Blattgold, zu viel Purpur, zu viel Baldachin. Dadurch wirkt das Ganze kulissenhaft unecht. Nur wenn man dann plötzlich vor Vermeers "Musikstunde" steht, weiß man: It's the real thing.

    Übrigens ist das Gemäuer ungefähr so renovierungsbedürftig wie Bloodywood Castle in Max Kruses Kinderbuch "Lord Schmetterhemd". Es tropft durchs Dach, es bröckelt, und es rieselt, wie man hört. Nach einer Finanzspritze vom Staat haben jetzt die Handwerker angefangen und im Innenhof schon ein paar Fassaden abgespritzt. Dadurch wirken die Palastmauern jetzt allerdings gescheckter denn je, denn es ist ein zusammengewürfelter Bau aus unterschiedlichsten Epochen. Immer mal wieder wurde irgendwo angebaut.

    Was das Heizen angeht, ist so ein unsanierter Altbau natürlich ein Alptraum. "Reißt den Buckingham-Palast ab und ersetzt ihn durch eine Öko-Replik", forderte kürzlich der "Guardian". Zum Glück ist die Queen umweltbewusst. Abends geht sie immer noch einmal herum und knipst überall das Licht aus. Das berichtet zumindest die britische Boulevardpresse.

    Der Besuch ist ganz schön teuer: umgerechnet 20 Euro zahlt ein Erwachsener. Verschiedene Londoner Reiseführer raten denn auch ab. Die Tour sei die reinste Touristenfalle, heißt es da. Aber das kann man auch anders sehen, denn ein Besuch im Buckingham-Palast ist auf jeden Fall unvergesslich. Und hinterher hat man das gute Gefühl, dass man sagen kann: "Ach weißte was? Wir haben's doch eigentlich viel schöner, zu Hause in Dortmund."

    Besuch des Buckingham-Palastes: www.royalcollection.org.uk

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