Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Darmkeim EHEC: Forscher: EHEC-Erreger wird durch menschliche Fäkalien verbreitet

Darmkeim EHEC

Forscher: EHEC-Erreger wird durch menschliche Fäkalien verbreitet

    • |
    Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zieht sich in einem Labor des Institutes für Hygiene des Universitätsklinikums in Münster mit Hilfe des EHEC Experten Helge Karch (M) einen Laborkittel an. Bahr informierte sich in Münster über die aktuelle EHEC-Forschungsarbeit der Medizinischen Fakultät der Universität in Münster.
    Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zieht sich in einem Labor des Institutes für Hygiene des Universitätsklinikums in Münster mit Hilfe des EHEC Experten Helge Karch (M) einen Laborkittel an. Bahr informierte sich in Münster über die aktuelle EHEC-Forschungsarbeit der Medizinischen Fakultät der Universität in Münster. Foto: Federico Gambarini

    Der renommierte EHEC-Forscher Helge Karch glaubt, dass der gefährliche Darmkeim sich im Moment vermehrt in der Umwelt ablagert. "Viele Menschen scheiden derzeit den Erreger aus", sagte der Professor des Universitätsklinikums Münster (UKM) am Samstag bei einem Besuch von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Über die Fäkalien von EHEC-Patienten könne der Keim in die Umwelt gelangen und sich dort einnisten. Der Erreger bilde eine Schleimschicht, in der er sich einniste und auch längere Zeiträume gut überstehe, sagte Karch.

    Minister Bahr informierte sich bei dem Besuch in Münster über Karchs Forschungsarbeit und lobte den Wissenschaftler für die schnelle Identifizierung des EHEC-Stammes. Er gehe trotz allem davon aus, dass der Höhepunkt der Epidemie überwunden sei. "Wir haben das Schlimmste hinter uns", sagte Bahr. Die rückläufigen Zahlen an Neuinfektionen gäben "Anlass zu verhaltenem Optimismus". Dennoch sei nicht auszuschließen, dass weitere Menschen an den Folgen der gefährlichen Darminfektion sterben.

    Wie Forscher in Münster herausgefunden haben, ist der EHEC-Erreger extrem widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen. Er überstehe selbst längere Zeit in saurem Milieu und sei kälteresistent. In den Laborkühlschränken des Instituts für Hygiene überlebe er bereits seit Wochen bei Temperaturen von fünf Grad Celsius, sagte Karch.

    "Dass der Keim jetzt im Wasser gefunden wurde, hat mich nicht überrascht", sagte Karch. In einem Bach in Frankfurt war am Freitag der aggressive Erreger vom Serotyp 0104:H4 nachgewiesen worden, der zu dem großen Ausbruch geführt hatte. Es müssten Strategien entwickelt werden, den Darmkeim dauerhaft zu beseitigen. "Wir müssen verhindern, dass kontaminiertes Wasser zur Berieselung von Gemüsefeldern eingesetzt wird", sagte der EHEC-Experte.

    Kam EHEC durch Abwasser auf Lebensmittel?

    Die aggressiven EHEC-Keime sind in Frankfurt in einem Bach gefunden worden. In der Nähe gibt es eine Kläranlage - und Gemüsebetriebe.

    Normalerweise kommen EHEC-Keime im Kot von Tieren vor. "In das Abwasser können sie über Schlachthofabwässer oder mit Tierfäkalien verunreinigtem Regenwasser gelangen", erklärt das Umweltbundesamt in Dessau. Der aggressive EHEC-Stamm O104:H4, an dem seit Mai mindestens 38 Menschen in Deutschland starben, wird aber wahrscheinlich eher vom Menschen als von Tieren ausgeschieden. EHEC würde "nicht über Tierfäkalien sondern über menschliche Fäkalien verbreitet" und darüber auch ins Abwasser gelangen.

    Filtert eine Kläranlage diese Bakterien nicht heraus?

    Die Kläranlagen filtern diese Bakterien nicht heraus. "Generell vermindern Kläranlagen die im Abwasser enthaltenen Keime, damit ist das gereinigte Abwasser aber nicht hygienisch unbelastet", heißt es beim hessischen Umweltministerium.

    Das Trinkwasser ist nicht gefährdet. Im Falle des Frankfurter Erlenbachs ist das laut hessischem Gesundheitsministerium nicht der Fall: "Eine Verbindung des Baches zur öffentlichen Trinkwasserversorgung besteht nicht. Es besteht demnach keine Gefahr einer Kontamination."

    Der Keim könne aber über das Bewässerungswasser auf Obst und Gemüse gelangen. "Oberflächenwasser, das zur Bewässerung verwendet wird, kann durch Abwassereinleitungen und durch direkten Eintrag von Fäkalien verunreinigt werden und EHEC enthalten", sagt das Umweltbundesamt. Um das zu vermeiden muss Wasser aus Bächen, Seen oder Regenwasser, das zur Bewässerung von Lebensmitteln "für den Rohverzehr" verwendet wird, in Deutschland bestimmte Normen erfüllen.

    "Zu einem Infektionsrisiko für den Menschen beim Verzehr dieser Lebensmittel könnte es aber nur kommen, wenn im weiteren Verarbeitungsprozess Bedingungen geschaffen werden, die den EHEC ein Wachstum ermöglichen, so dass für eine Infektion relevante Konzentrationen auftreten", heißt es in einer Information des Umweltbundesamtes. Das könnte im Fall der mit EHEC belasteten Sprossen durchaus der Fall gewesen sein, denn sie werden bei Temperaturen gezogen, bei denen sich Keime gut vermehren. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden